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Podcast

Warum gibt es so viel Häme auch in der Community?

Im neuen QUEERKRAM-Podcast spricht Schauspieler Georg Uecker mit Johannes Kram offen wie nie zuvor über die Reaktionen auf seine HIV-bedingte optische Veränderung, sein Leben als "schwuler Klassensprecher" der Nation und den "Nachholbedarf" bei queeren Figuren im TV.

Direktlink | MP3 | Die fünfte Folge (65 Min.) | Der Podcast bei iTunes, Spotify, Podigee
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Stell dir vor, du stehst mit deinem Auto an der roten Ampel, als sich plötzlich ein Fotograf auf die Kühlerhaube wirft und dich durch die Windschutzscheibe knipst, um endlich ein Bild von dir und deinem eingefallenen Gesicht in einem Boulevardmedium veröffentlichen zu können. Georg Uecker musste sich das nicht vorstellen, er hat es so erlebt. Als Trauzeuge nach der Hochzeit seines besten Freundes Thomas Hermanns 2008 in Berlin.

"Es war eine sehr schwierige, eine schreckliche Zeit", berichtet Uecker im neuen QUEERKRAM-Podcast mit Johannes Kram über die Zeit einige Jahre nach seiner Doppeldiagnose Morbus-Hodgkin-Krebs und HIV. Er hatte den Krebs in einer qualvollen Therapie längst besiegt, das HI-Virus mit Medikamenten unter die Nachweisgrenze gezwungen – doch als Nebenwirkung seiner Gesundung zeigte sich der enorme Fettverlust im Gesicht, der sein Aussehen drastisch veränderte und für viel Getuschel, Häme und Spekulationen sorgte.

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Schwere Verletzungen durch schwule Männer


Georg Uecker ist den deutschen Fernsehzuschauern vor allem durch seine Rolle als Dr. Carsten Flöter in der "Lindenstraße" bekannt (Bild: Gaby Gerster)

Uecker spricht über seine erste Freude, ein schlankeres Gesicht zu haben, wie er die weitere Veränderung versuchte einfach auszublenden und schließlich den richtigen Zeitpunkt verpasste, sie selbstbestimmt in den Medien zu thematisieren. Bereits in seiner Autobiografie "Ich mach' dann mal weiter!" schrieb Georg Uecker 2018 über seine Erkrankung und die Reaktionen in der Öffentlichkeit.

Im QUEERKRAM-Podcast öffnet er sich jedoch noch weiter. Das Interesse der Öffentlichkeit sei legitim, sagt der Schauspieler im Gespräch mit Johannes Kram, das sei nun mal der Preis der Karriere. Und doch berichtet er erstmals von schweren Verletzungen. Etwa als in einer Berliner Schwulenkneipe zwei Gäste so laut über ihn redeten, dass er es hören sollte: "Hast du den Uecker gesehen?", meinte der eine. "Ich dachte, der wäre schon tot", sagte der andere.

Es gehe nicht um ihn persönlich, stellt Uecker klar. Er sei besorgt, wie die schwule Community teilweise miteinander umgehe. In der Szene habe er schon eine Häme erlebt "schlimmer als die böse Nachbarin aus dem Kaff, aus dem ihr geflohen sind". Richtige und wichtige Worte des "schwulen Klassensprechers" der Nation, mit der er seine Rolle bei der "Lindenstraße" zusammenfasst.

Ein schwuler Fernsehpionier, der zu wenig gewürdigt wurde

Natürlich geht es im QUEERKRAM-Podcast auch über die kürzlich abgesetzte ARD-Soap, in der Uecker 34 Jahre lang den schwulen Arzt Carsten Flöter spielte. Mit Johannes Kram reflektiert er die wegweisende Bedeutung der ersten homo­sexuellen Figur im deutschen TV – und sieht auch 30 Jahre nach seinem legendären schwulen Fernsehkuss einen qualitativen "Nachholbedarf" an LGBTI-Charakteren.

Georg Uecker, das zeigt sich nach dem fesselnden Gespräch, ist ein queerer Pionier, der in Deutschland noch viel zu wenig gewürdigt wurde. Was vielleicht auch am "mangelnden historischen Bewusstsein" der Community liegen könnte, das im gut einstündigen Podcast ebenfalls zum Thema wird.

Zum Auftakt von QUEERKRAM hatte Johannes Kram Ende Februar Theaterregisseur Falk Richter und Schauspieler Jonas Dassler zu Gast. In der zweiten Folge sprach er mit trans Bundeswehrsoldatin Anastasia Biefang, anschließend mit dem schwulen Comic-Papst Ralf König. sowie zuletzt mit den lesbischen Journalistinnen Stephanie Kuhnen und Juliane Löffler.

28.03.14 | Limitierte Jubiläumsbox
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Carsten Flöter: Tablettensucht und Ehekrach
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#1 FredericAnonym
  • 08.05.2020, 12:41h
  • Hut ab für seinen Mut, damals in der Lindenstraße den ersten schwulen TV Kuss "abzudrehen" und den Hass über sich ergehen zu lassen. Er hat damals sehr viel bewirkt.

    Ich wunderte mich allerdings immer, warum er seine HIV Infektion verneint hat.

    Dennoch alles Gute für ihn!
  • Direktlink »
#2 YannickAnonym
  • 08.05.2020, 14:39h
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    Er sei besorgt, wie die schwule Community teilweise miteinander umgehe. In der Szene habe er schon eine Häme erlebt "schlimmer als die böse Nachbarin aus dem Kaff, aus dem ihr geflohen sind".
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    Da kann ich mich nur anschließen:
    manche Teile der "Community" (sofern man überhaupt von Gemeinschaft reden kann) sind schlimmer als die schlimmsten Homohasser.

    Da wird gelästert und gemobbt, als gäbe es keine Grenzen des Anstands.

    Ich verstehe nicht, ob das Unsicherheit, Selbsthass oder was auch immer ist. Wieso sonst muss man denn Menschen, die nicht der eigenen (eh subjektiven) Idealvorstellungen entsprechen, immer fertigmachen wollen?

    Ich will auch nicht mit jedem Schwulen ins Bett. Aber deswegen muss ich den doch dann nicht runterputzen. Und ein gutes Gespräch führen oder mit ihm befreundet sein, kann ich dennoch.

    Übrigens:
    wir könnte bei Gleichstellung schon längst viel weiter sein, wenn wir wirklich eine "Community" wären, statt den Homohassern die Arbeit abzunehmen und uns gegenseitig fertig zu machen.

    Schwarzen, Juden oder anderen Minderheiten würde es nie einfallen, ein Mitglied ihrer Gruppe wegen Aussehen, Figur, Kleidung oder was auch immer zu terrorisieren, statt gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen.
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#3 UnterschiedAnonym
  • 08.05.2020, 15:45h
  • Antwort auf #2 von Yannick
  • "Schwarzen, Juden oder anderen Minderheiten würde es nie einfallen, ein Mitglied ihrer Gruppe wegen Aussehen, Figur, Kleidung oder was auch immer zu terrorisieren, statt gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen."

    Und deswegen sind die ja auch längst nicht mehr rechtlich diskriminiert und würden sich das auch nicht bieten lassen.

    Die mögen gesellschaftlich immer noch Diskriminierung erfahren, aber dagegen können sie sich juristisch wehren. Denn rechtlich sind sie 100% gleich.

    Aber so weit werden wir niemals kommen, wenn einigen von uns weiterhin wichtiger ist, ob der Nachbar an der Theke ein Hemd aus dem Billigmarkt trägt oder ob auf einer Demo ein korpulenter Schwuler neben einem läuft.

    Bei manchen habe ich das Gefühl, sie demontrieren lieber gar nicht für Gleichstellung, als dass vielleicht jemand neben ihnen laufen könnte, dem sie nicht die Kleider vom Leib reißen wollen und dass jemand denken könnte, man wäre mit dem zusammen.

    So bekommt halt jeder was er verdient. Und ganz ehrlich: wenn wir uns gegenseitig bekämpfen, statt unsere Feinde zu bekämpfen, dann haben wir es eben auch nicht besser verdient. (Mal ganz abgesehen davon, dass das sehr oberflächlich und unmenschlich ist.)
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