Der Rock'n'Roll-Pionier Little Richard ist tot. Der amerikanische Musiker starb am Samstag im Alter von 87 Jahren, wie das Magazin "Rolling Stone" unter Berufung auf seinen Sohn Danny Penniman und die US-Nachrichtenagentur AP mit Verweis auf Pastor Bill Minson, einen engen Feund Richards, berichteten.
Die Todesursache von Little Richard, der mit bürgerlichem Namen Richard Wayne Penniman hieß, blieb zunächst unklar. Über seine Gesundheit war nach einer Hüftoperation bereits jahrelang spekuliert worden. Angeschlagen lebte er zurückgezogen im US-Bundesstaat Tennessee.
Stars wie Elvis Presley, die Beatles, Tina Turner, Prince, Mick Jagger, Rod Stewart, David Bowie, Elton John, Bob Dylan und Freddie Mercury bis hin zu Bruno Mars gaben Little Richard als ihr musikalisches Idol an.
Grundstein des Rock'n'Roll
Geboren wurde Penniman 1932 als Sohn einer armen afro-amerikanischen Familie im südlichen US-Bundesstaat Georgia. Sein Vater war Schmuggler und wurde ermordet, als Little Richard – das dritte Kind unter zwölf Geschwistern – 19 Jahre alt war.
1955 wurde Little Richard mit seinem längst legendären "Tutti Frutti" vom unbekannten Musiker zum Superstar und legte den Grundstein zum Rock'n'Roll. Das Lied habe "eine neue Ära der Musik" eingeleitet, heißt es sogar in der US-Nationalbibliothek.
Nach "Tutti Frutti" veröffentlichte er in den Jahren darauf Songs wie "Good Golly, Miss Molly" und "Lucille", die von Stars wie Elvis Presley gecovert und weiterentwickelt wurden. Seine Konzerte, bei denen Little Richard mit dünnem Schnurrbart, hochtoupierten Haaren, Schminke und wilden Kostümen auftrat, brachten mitten in der Zeit der sogenannten Rassentrennung Weiße und Schwarze zusammen – zum Entsetzen von Rassisten.
Von "Born this way" zu "Born again"
Der "Gott des Rock'n'Roll" tourte in jenen Jahren durch die Vereinigten Staaten und feierte wilde Partys mit Männern, Frauen und Alkohol. Nach seinen größten Erfolgen entschloss er sich 1957 überraschend dazu, die Musik vorläufig hinzuschmeißen und als "wiedergeborener Christ" Priester zu werden. Seitdem lebte Little Richard zwischen der Kirche und der Musik.
In Interviews erzählte er mehrfach, sein Vater habe ihn mit 15 aus dem Haus geworfen, weil er sich zu femininin verhalten habe. Manchmal identifizierte sich Little Richard in Interviews als schwul, mal als bi-, mal als omnisexuell. Eine Biographie über ihn berichtet von wilden Orgien, teilweise zusammen mit seiner Langzeitfreundin Lee Angel und mit Musiker Buddy Holly. Auch zeigte der Sänger großes Interesse an Voyeurismus. Bei einer evangelikalen Kundgebung lernte Little Richard in den 50ern zugleich seine einzige Ehefrau Ernestine Harvin kennen. Das Paar adoptierte den damals einjährigen Danny, die Ehe dauerte fünf Jahre.
"Ich liebe schwule Menschen. Ich habe praktisch 'schwul' gegründet", sagte Little Richard 1987 in einem Gespräch mit dem schwulen Regisseur John Waters. In "evangelikaleren" Phasen der 80er nannte er Homosexualität aber auch mal "ansteckend" oder warnte: "Wenn dein Bruder homosexuell ist, musst du deinen Sohn vor ihm beschützen. Homosexuelle sind krank."
2017 sagte Richard schließlich gegenüber einem christlichen Radiosender, er sei nicht länger homosexuell, denn er wolle "gerettet" werden. Make-up oder Perücken habe er schon lange nicht mehr getragen und Homosexualität sei eine "unnatürliche Zuneigung". Man sollte stattdessen "so leben, wie es Gott vorgesehen hat" (queer.de berichtete). (dpa/cw)