Er ist inzwischen der kleine Bruder des CSD, wird weltweit wegen seiner Niedrigschwelligkeit und Offenheit der Aktionsformen geschätzt und wird inzwischen auch in Deutschland in mehr Städten begangen als der Pride. Auch in Coronazeiten finden am Sonntag, den 17. Mai zahlreiche Aktionen statt. Viele Termine haben wir in unserem Kalender gelistet.
Der jährliche Aktionstag war 2005 vom französischen Aktivisten Louis-Georges Tin ins Leben gerufen worden – er erinnert nicht an den Paragrafen 175, mit dem in Deutschland schwule Männer strafrechtlich verfolgt wurden, sondern an jenen Mai-Tag im Jahr 1990, als die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste der Krankheiten gestrichen hat.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich aus dem IDAHO als Tag gegen Homophobie ein Tag, der, in den meisten Städten unter dem Kürzel IDAHOBIT, auch Bi-, Trans- und Interphobie umfasst. Inzwischen ist auch manchmal ein A dabei, um Asexuelle nicht auszuschließen, oder auch ein Gender-Sternchen.
In diesem Live-Blog sammeln wir Tipps und Stimmen zum IDAHOBIT 2020 und veröffentlichen Fotos und Videos von den Aktionen.
Live-Ticker (abgeschlossen, chronologisch)
Flaggenmeer in Magdeburg
Zum Abschluss unseres Live-Blogs zum IDAHOBIT noch einige Impressionen aus Magdeburg. In der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt wurde am Sonntag auf dem Domplatz ein "Flaggenmeer" verlegt. "Gemeinschaftlich können wir jetzt ein paar tolle Bilder erzeugen und diese möglichst viel und weit verbreiten", hieß es im Aufruf des CSD Magdeburg.
Sachsen-Anhalt zeigt sich solidarisch
Mathias Fangohr (LSVD) mit Bürgermeisterin Sabine Blümel (parteilos) vor dem historischen Rathaus von Salzwedel
Insgesamt 26 Kommunen und Landkreise im Norden Sachsen-Anhalts haben sich an einer Foto-Aktion des LSVD-Landesverbands und der LSBTI*-Landeskoordinierungsstelle Sachsen-Anhalt Nord zum IDAHOBIT beteiligt: Bördes Landrat Martin Stichnoth (CDU) ließ sich ebenso mit dem Banner "Füreinander solidarisch – LSBTI*-Rechte sind Menschenrechte!" fotografieren wie etwa Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke).
EU hisst Regenbogenfahne in Bagdad – Regierung empört
Die irakische Regierung empört sich darüber, dass die EU-Vertretung in Bagdad am Sonntag demonstrativ eine Regenbogenfahne gehisst hat. Dies verletze die religiösen Gefühle vieler Bürger und widerspreche den Werten und sozialen Normen des weit überwiegend von Muslimen bewohnten Landes, erklärte das Außenministerium nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur INA.
Die EU-Vertretung hatte sie nach Medienberichten anlässlich des internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit an diesem Sonntag gehisst und davon in sozialen Netzwerken berichtet – auch wenn die Einträge später nicht mehr abrufbar waren. Die Botschaften Kanadas und Großbritanniens schlossen sich der Hissung an.

Auch der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr empörte sich über die Aktion und sprach von einer "Aggression gegen das Recht und die Religion des Irak". Erst vor wenigen Wochen hatte er gleichgeschlechtliche Ehen als einen der Gründe für die Ausbreitung des Coronavirus bezeichnet (queer.de berichtete). (dpa/cw)
Twitter / vonderleyen | In der Nacht zum Sonntag wurde das Gebäude der EU-Komission mit einer Regenbogen-Installation beleuchtet. Botschaften einiger europäischer Länder, darunter Deutschland, sowie der EU zeigten am Sonntag in vielen Ländern Flagge
Überblick: Die virtuellen Veranstaltungen des Tages
Heute wurde viel virtuell getalkt und gestreamt, teilweise wird es das noch immer. Hier eine Übersicht der wichtigsten Video-Links zum An- und Nachschauen:
- #WirFürQueer von IWWIT live aus dem Schwuz (FB, bis ca. 22h)
- Webshow des ColognePride (FB)
- Talk #MutigGegenDenHass des LSVD (FB)
- Virtueller IDAHOT aus Stuttgart (Youtube)
- Mehrere Reden und Botschaften vom IDAHOBTIA* Frankfurt am Main (Youtube)
- Online-Kungebung des Bündnises gegen Homopobie (FB)
- IDAHOBIT-Botschaften aus Heidelberg (FB)
Kundgebung vor dem Hamburger Rathaus
Der traditionelle Rainbow-Flash in Hamburg fand auch in diesem Jahr in kleiner (und vorab angemeldeter, aber nicht angekündigter) Ausgabe statt. Auf Facebook gibt es dazu auch ein (hier nicht einbettbares) Video.
Die BZgA klärt auf
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat zum IDAHOBIT ein niedrigschwelliges Video veröffentlicht, in dem sie in knapp dreieinhalb Minuten gelungen über Vorurteile gegenüber LGBTI aufklärt. "Weil Aufklärung besser ist als Unverständnis", so die dem Gesundheitsministerium unterstellte Behörde. "Und weil Vielfalt schöner ist als Engstirnigkeit."
SPDqueer Berlin: Aktion gegen Hasskriminalität
In einer außergewöhnlichen Aktion liefen Mitglieder der SPDqueer Berlin zum heutigen IDAHOBIT durch die Stadt und kennzeichneten Tatorte von LGBTI-feindlicher Gewalt.
"Fernsehgarten" unterm Regenbogen
Julian Paul / twitter
Als Co-Moderator der heutigen Ausgabe der ZDF-Musiksendung "Fernsehgarten" erschien Riccardo Simonetti im Regenbogen-Outfit. "Heute ist internationaler Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie", erklärte er in der Live-Sendung, die wegen der Coronakrise ohne Publikum stattfand. Kollegin Andrea Kiewel hatte ihn zuvor mit den Worten angekündigt: "Er hat das Recht, zu funkeln."
Auch das Rathaus von Pfaffenhofen wurde bunt beleuchtet
Die Polizei Bremen ist bunt

Zum heutigen IDAHOBIT präsentiert sich auch die Polizei Bremen farbenfroh – und verschickte ein Pressefoto, auf dem Polizeivizepräsident Dirk Fasse und Daniel Blida, der offizielle Ansprechpartner für LSBTI*, eine Regenbogenflagge halten. Weitere Fahnen hängen laut der Mitteilung an den Toren des Polizeipräsidiums und an der Liegenschaft Niedersachsendamm.
"Diskriminierung von Menschen aufgrund von der sexuellen Orientierung ist nicht zu tolerieren", erklärte Fasse. "Das ist Hasskriminalität und wird konsequent verfolgt. Dafür stehen wir ein. Nicht nur heute!"
Blida ist über die Emailadresse lsbti@polizei.bremen.de zu erreichen. Darüber hinaus heißt es in der Pressemitteilung: "In dringenden Fällen immer den Notruf 110 wählen."