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Brandenburg
Selbsthilfeprojekt zählt viele Angriffe auf queere Geflüchtete
Ein Coming-out in einer Flüchtlingsunterkunft ist gefährlich. Betroffene werden beleidigt und körperlich angegriffen, wie Mitarbeiter von einem Potsdamer Beratungsprojekt berichten.
- 15. Mai 2020, 04:58h 2 Min.
Im Bundesland Brandenburg sind Angriffe auf schwule, lesbische, bisexuelle und trans Geflüchtete weiter hoch. Im vergangenen Jahr ordnete die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Tolerantes Brandenburg in Potsdam von insgesamt 66 registrierten Fällen mehr als 40 dem Bereich Migration zu. "Die meisten Übergriffe passieren nach wie vor in den Flüchtlingsunterkünften", sagte Projektleiter Carsten Bock. Auch in den Vorjahren waren die meisten Hilfesuchenden Geflüchtete. Am Sonntag ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi- Inter- und Transphobie (IDAHOBIT).
Insgesamt ist die Zahl homo- und transphober Angriffe nach den Worten von Bock leicht zurückgegangen: im Jahr 2018 zählte die Arbeitsgemeinschaft noch 78 Fälle. Die Polizei in Brandenburg registrierte acht Fälle, bei denen Menschen aus homophobem Motiv angegriffen worden sind – darunter zwei Beleidigungen und eine gefährliche Körperverletzung. Die Zahlen unterscheiden sich, da es nicht bei allen Beratungen zu einer Anzeige kommt. 2018 und 2017 registrierte die Polizei jeweils sechs Fälle.
Nach Vorfällen in andere Einrichtungen verlegt
Für die Geflüchteten versuche man häufig, gemeinsam mit den Mitarbeitern der Einrichtungen eine Lösung zu finden, sagte Bock. Das sei wichtig, da die Menschen erst einmal weiter in den Einrichtungen bleiben müssten. Manchmal sei das aber nicht möglich, berichtete der 52-Jährige. Manche der Geflüchteten, die Hilfe bei dem Beratungsprojekt suchen, würden so stark bedroht, dass sie in andere Einrichtungen gebracht werden müssten. "Manchmal müssen sie sogar in einen anderen Landkreis", sagte Bock.
Rund drei bis vier LGBTI-Geflüchtete pro Woche suchten Hilfe bei dem Beratungsprojekt, berichtete Jirka Witschak, Projektleiter der Landeskoordinierungsstelle Queeres Brandenburg, das unter demselben Dach wie die Potsdamer Arbeitsgemeinschaft sitzt. "Flüchtlingsberatung ist absolut unser Schwerpunkt", sagte der 49-Jährige. Besonders schwierig sei es derzeit, da die Bewohner aufgrund der coronabedingten Einschränkungen die Einrichtung nicht wie gewohnt verlassen könnten. Das mache vielen zusätzlich zu schaffen. (cw/dpa)

















Manche der Geflüchteten, die Hilfe bei dem Beratungsprojekt suchen, würden so stark bedroht, dass sie in andere Einrichtungen gebracht werden müssten. "Manchmal müssen sie sogar in einen anderen Landkreis", sagte Bock.
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Auch wenn das schon seit Jahren so praktiziert wird, so bleibt es dennoch falsch.
Es ist ein völlig falsches und fatales Signal, wenn die Opfer homo- und transphober Drohungen oder gar Gewalt in andere Einrichtungen verlegt werden.
So zeigt man den Opfern, dass sie sich auch hier weiterhin verstecken müssen.
Und den Tätern zeigt man, dass sie im Recht sind. Und noch mehr: man zeigt ihnen, dass ihre Taten nicht nur ohne Sanktionen für sie bleiben, sondern sogar noch belohnt werden, indem die "unerwünschten Elemente" verschwinden.
Stattdessen sollte man lieber die Täter in andere Einrichtungen verlegen. Und ihnen klar machen, dass dieses Verhalten hier nicht geduldet wird.
Und wenn sie dann immer noch meinen, hier drohen oder gewalttätig werden zu müssen, müssen sie das Land verlassen. Wer nicht bereit ist, sich an die Regeln zu halten und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu akzeptieren, kann hier nicht bleiben. Zum Wohl der Opfer, aber auch zum Wohl der Mehrzahl der friedlichen Migranten, die sich an alle Regeln halten, aber dann mit solchen Leuten in einen Topf gesteckt werden.