Es war ein hartes Ringen bis zu einem nach wie vor diskriminierendem Kompromiss. Nun steht am Sonntag um 10 Uhr in der Stuttgarter Leonhardsgemeinde zum ersten Mal ein gleichgeschlechtliches Paar in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg vor dem Altar, um sich in einem öffentlichen Gottesdienst segnen zu lassen.
Die beiden Männer sind bereits zivil verheiratet. "Wir wünschen uns für unsere Ehe den Segen Gottes, denn das ist uns beiden wichtig", wird das Ehepaar Wolf in einer Pressemitteilung des Evangelischen Kirchenkreises Stuttgart (PDF) zititert.
Nur jede vierte Gemeinde darf Homosexuelle segnen
Das württembergische Kirchenparlament, die sogenannte Synode, hatte vor mehr als einem Jahr beschlossen, dass maximal ein Viertel der Kirchengemeinden ihre örtliche Gottesdienstordnung ändern und gleichgeschlechtliche Paare segnen dürfen. Zudem müssen sich drei Viertel aller Pfarrer der jeweiligen Gemeinde sowie drei Viertel des Kirchengemeinderates dafür aussprechen (queer.de berichtete). Trauungen bleiben weiterhin ausschließlich heterosexuellen Ehepaaren vorbehalten.
Im Jahr 2017 war ein erster Vorstoß, öffentliche Segnungen landeskirchenweit als Amtshandlung einzuführen, knapp gescheitert (queer.de berichtete).
Pfarrer hat sich für Landeskirche "oft geschämt"
Der Pfarrer der Stuttgarter Leonhardsgemeinde, Christoph Doll, sagte im Vorfeld des Gottesdienstes: "Ich bin sehr froh, dass ich künftig lesbische und schwule Ehepaare nicht mehr wegschicken muss." Es sei überfällig gewesen, solche Gottesdienste zu ermöglichen. "Für die bisher sehr hartherzige Linie in unserer Landeskirche habe ich mich oft geschämt", sagte Doll.
"Der Weg, den die beiden homosexuellen Männer bislang zurückgelegt haben, war nicht immer einfach", heißt es in der Pressemitteilung über das Ehepaar Wolf: "Der Eine ein staatenloser Palästinenser mit seiner ganz persönlichen Fluchtgeschichte, der nun endlich in Deutschland und nach seiner Taufe in der Evangelischen Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinde Stuttgart-Weilimdorf auch in seinem neuen Leben als Christ angekommen zu sein scheint. Der Andere wiederum konvertierte vom Katholizismus zum Protestantismus, 'um meinen Weg gehen zu können'."
Nach Angaben der Landeskirche können bislang 23 der rund 1300 württembergischen Gemeinden Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare anbieten. Rund 170 der 1.300 landeskirchlichen Gemeinden sind im Gespräch mit dem Evangelischen Oberkirchenrat, um die lokale Gottesdienstordnung zu ändern. (cw/dpa)
Allerdings verstehe ich bis heute nicht, wie Kirche (nicht Glaube!) und Homosexualität zusammengehen und man das Bedürfnis entwickeln kann, sich in selber von einem Pastor oder einer Pastorin trauen zu lassen, die Repräsentanten einer menschen- und im Besonderen, queerfeindlichen Organisation sind, inklusive Tötungsaufrufe und Volksverhetzung einzelner hochrangiger Mitglieder, die bisher ungeahndet blieben.