Deutschlands oberster Katholik unterstützt jetzt doch Segnungen von lesbischen und schwulen Paaren. "Nicht wenige leiden darunter, dass ihre Beziehung nicht die volle kirchliche Anerkennung erfährt, etwa weil sie wiederverheiratete Geschiedene sind oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) Georg Bätzing in einem Interview mit der christlichen Zeitschrift "Publik-Forum" (Paywall-Artikel). "Sie warten auf Zeichen."
Es gebe zahlreiche Bistümer, die "auf diesem Weg unterwegs" seien, so der Bischof von Limburg laut der am Freitag erschienenen Ausgabe. Das Thema der Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare solle in den Synodalen Weg eingebracht werden, forderte Bätzing. "Die Zeit läuft uns weg."
Zum zweijährigen Reformprozess Synodaler Weg hatten sich die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), die Vertretung der praktizierenden Gläubigen, Ende vergangenen Jahres aufgerafft. Die erste von insgesamt vier Synodalversammlungen fand im Januar in Frankfurt statt. Eines der vier Haupthemen ist die katholische Sexuallehre (queer.de berichtete).
Bätzing unterstützte mehrfach weltoffene Kräfte
Georg Bätzing ist seit dem 3. März als Nachfolger von Reinhard Marx Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er hatte immer wieder weltoffene Kräfte in der katholischen Kirche unterstützt. 2018 stellte er sich etwa hinter Ansgar Wucherpfennig (queer.de berichtete). Der Jesuitenpater war vom Vatikan von seinem Posten an der Spitze der Theologisch-Philosophischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main geschasst worden, weil er eine stärkere kirchliche Anerkennung von Lesben und Schwulen gefordert hatte. Nach Protesten nahm der Vatikan fünf Wochen später die Entlassung zurück (queer.de berichtete).
Wegen seiner vergleichsweise offenen Haltung musste Bätzing auch die Häme von Homo-Hassern über sich ergehen lassen. Im Mai letzten Jahres tauchten etwa in seiner Heimatstadt Limburg homophobe Flyer auf, in denen Bätzing vorgeworfen wurde, sich vor der "Homo-Lobby" zu "bücken" (queer.de berichtete). Anlass war lediglich eine mit Unterstützung des Bischofs gegründete Arbeitsgruppe, die über Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare "ergebnisoffen" diskutieren sollte.
Umdenken beim Segen für Lesben und Schwule
Der Bischofs selbst wollte am Verbot von Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare trotz seines liberalen Rufes in der Vergangenheit nicht rütteln. Noch im August 2019 begründete er dies mit Treue zum Vatikan: "Wenn der Bischof Georg sagt, in Limburg gibt es Segensfeiern für Homosexuelle, dann gibt es morgen den Bischof Georg nicht mehr, weil der Heilige Vater sagt, dass der Bischof nicht mehr die Verbindung zur Kirche hat", meinte Bätzing damals gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er wolle eine Spaltung der Kirche verhindern (queer.de berichtete). (cw)