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"Black Lives Matter"
Rassismus: "Little Britain" fliegt aus BBC-Mediathek
In Großbritannien ist "Little Britain" nach Rassismusvorwürfen aus den Streamingdiensten verschwunden.

Die schwarze Societylady Desiree DeVere ("Dahlin'") wurde vom weißen Komiker David Walliams gespielt (Bild: BBC)
- 10. Juni 2020, 08:21h 3 Min.
Die Debatte rund um "Black Lives Matter" hat nun auch zu Konsequenzen in den britischen Medien geführt: Sowohl der Streamingdienst Netflix als auch die BBC-Mediathek "iPlayer" bieten die Sketch-Show des Komikers David Walliams und seines schwulen Mitstreiters Matt Lucas nicht mehr an. Die BBC bestätigte gegenüber der Boulevardzeitung "Daily Mail", dass man die erstmals 2003 ausgestrahlte Sendung aus dem Angebot genommen habe, weil sich "die Zeiten geändert haben".
Ausschlaggebend war offenbar die wiederholte Anwendung von "Blackface", also die Darstellung von schwarzen Figuren durch weiße Darsteller. Diese Unterhaltungsmaskerade geht auf eine rassistische US-Tradition aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück – in den Vereinigten Staaten ist sie bereits seit Jahrzehnten größtenteils verpönt, in vielen europäischen Ländern begann aber erst vor kurzem eine Debatte um die Gesichtsschwärzung für komödiantische Zwecke. Hauptkritikpunkt an "Little Britain" ist die Darstellung der schwarzen Frau Desiree DeVere durch Walliams. Ebenfalls als kritisch gesehen wird die Darstellung von anderen ethnischen Minderheiten durch weiße Komiker – in "Little Britain" spielte Matt Lucas etwa die thailändische Import-Ehefrau Ting Tong und bediente sich dabei der üblichen Klischees über das südostasiatische Land.
/ ChaoticBluesI used to say #LittleBritain was a racist show when it aired. Demeaning other peoples cultures and racial appearances is not ok even in humour, so its best just to listen, take it on board and not whitesplain how PC the world is now #BlackLivesMattters pic.twitter.com/OwWWMc2LWn
Miss Mac (@ChaoticBlues) June 9, 2020
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"Herzlose Art von Comedy"
Die beiden Komiker haben bereits wiederholt erklärt, dass sie heutzutage viele Figuren anders anlegen würden. Lucas erklärte etwa 2017 gegenüber der Obdachlosenzeitschrift "Big Issue", dass es billig gewesen sei, "die Leute zum Lachen zu bringen, nur weil man schwarze Figuren spielt". Heutzutage würde er keine schwarzen Figuren mehr spielen. "Wir haben damals eine herzlosere Art von Comedy gemacht, als wir es heute machen würden."
Damals sagte Lucas auch, dass er heutzutage keine Witze mehr über "Transvestiten" machen würde. Besonders beliebt war Waliams' Figur Emily Howard ("But I'm A Lady"), zu der später auch Lucas' Figur Florence Rose hinzugestoßen ist. Diese Darstellung wurde allerdings auch seit längerem von LGBTI-Aktivist*innen als abwertend kritisiert. An diese Verzichtserklärung von vor drei Jahren hat sich Lucas allerdings nicht gehalten: Bei einem im April veröffentlichten Corona-Special von "Little Britain" schlüpften er und Walliams anlässlich einer Spendenaktion erneut in die Rollen der "Transvestiten" – dabei sagt er allerdings: "Ich bin mir nicht sicher, ob wir diesen Sketch noch machen sollten".
Eine Forscherin der London School of Economics hatte bereits 2008 eine wissenschaftlichen Abhandlung veröffentlicht, in der sie die Art der Darstellung in der Serie kritisch untersuchte – und den Machern vorwarf, mit "Little Britain" Rassismus, Sexismus und Homophobie zu fördern (queer.de berichtete). Zugleich wurde die Serie von Fans und Kritiker*innen aber auch immer wieder verteidigt: Sie habe Vielfalt dargestellt und in einigen Rollen Rassismus oder Sexismus klar als lächerlich und falsch dargestellt.
Ursprünglich war "Little Britain" zwischen 2000 und 2002 als Radiosendung gestartet, zwischen 2003 und 2007 wurden dann mehr als zwei Dutzend Folgen für das Fernsehen produziert. Für die BBC war die Sendung eine willkommene Geldquelle, die sie an Sender in aller Welt verkaufen konnte. Die deutsche Synchronfassung wurde von bekannten TV-Stars wie Oliver Kalkofe und Oliver Welke gesprochen. Später gab es Spin-off-Serien wie "Little Britain USA" und "Come Fly With Me".
Im Januar diesen Jahres kündigte Walliams an, die Sketchshow zurück ins Fernsehen zu bringen: "Ich kann nicht sagen, wann genau, es wird zur rechten Zeit am rechten Ort sein", so der 48-Jährige (queer.de berichtete). (dk)
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