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Polizeibericht
Schwules Paar nach Kneipen-Kuss mit Aschenbecher beworfen
In einer Berliner Bar kam es in der Nacht zu Sonntag zu Beleidigungen und einem Angriff auf zwei schwule Männer. Auch aus Treptow-Köpenick meldete die Polizei einen homophoben Vorfall.

Die Berliner Polizei macht anders als viele andere deutsche Polizeibehörden mögliche homo- oder transfeindliche Hintergründe von Straftaten gezielt in ihren Pressemitteilungen publik (Bild: markusspiske / unsplash)
- 14. Juni 2020, 10:18h 3 Min.
Die Berliner Polizei meldete am Sonntag gleich zwei Straftaten mit offenbar homofeindlichen Hintergrund. So wurde in der Nacht zu Sonntag ein schwuler Mann in einer Kneipe im Bezirk Spandau mit einem Aschenbecher beworfen und dabei leicht verletzt.
Laut Polizeibericht sollen mehrere Gäste der Bar in der Pichelsdorfer Straße gegen 0.45 Uhr mit einem schwulen Paar in Streit geraten sein. Als die beiden Männer im Alter von 20 und 53 Jahren sich küssten, soll der 36-jährige Tatverdächtige dem 20 Jahre alten Mann einen Aschenbecher gegen den Hinterkopf geworfen und dessen Partner homophob beleidigt haben, der ihm daraufhin mit der Hand ins Gesicht geschlagen haben soll. Alarmierte Einsatzkräfte nahmen den 36-Jährigen vorläufig fest und ließen aufgrund seiner Alkoholisierung eine Blutentnahme bei ihm durchführen. Anschließend kam er wieder auf freien Fuß.
Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin führt die Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und Beleidigung. Der 53-Jährige muss sich wegen einfacher Körperverletzung verantworten. Nähere Angaben zu den Beteiligten wurden im Polizeibericht wie bei Erstmeldungen üblich nicht gemacht.
Homophobe Beleidigung in Plänterwald
Der zweite Vorfall ereignete sich in Treptow-Köpenick. Wegen des Verdachts der homophoben Beleidigung muss sich hier eine Frau verantworten, die Samstagnacht einen Mann in Plänterwald homophob beleidigt haben soll.
Derzeitigen Erkenntnissen zufolge sollen sich zwei Männer im Alter von 23 und 44 Jahren gegen 22.45 Uhr aus bislang noch ungeklärten Gründen in der Orionstraße Ecke Am Plänterwald gestritten und anschließend geschlagen haben. Aus dem Streit heraus soll der 19-jährige Begleiter des 23-Jährigen von der 37-jährigen Tatverdächtigen, die den 44-Jährigen begleitete, homophob beleidigt und aufgefordert worden sein, die Schlägerei der beiden Männer zu beenden.
Alarmierte Einsatzkräfte nahmen die Personalien der Beteiligten auf und leiteten ein Strafermittlungsverfahren wegen homophober Beleidigung ein. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin führt auch hier die Ermittlungen.
Mehr LGBTI-feindliche Gewalt in Berlin erfasst
In Berlin werden immer mehr homo- und transfeindliche Angriffe erfasst. Wie das Antigewaltprojekt Maneo in der vergangenen Woche mitteilte, wurden ihm allein im vergangenen Jahr 559 Fälle gemeldet (queer.de berichtete). Damit erhöhte sich die Zahl um 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Davon richteten sich den Angaben zufolge 395 Taten gegen Schwule und männliche Bisexuelle. Hier betrug der Anstieg 38 Prozent. 83 Delikte hätten sich gegen trans Personen gerichtet und 47 gegen Lesben oder weibliche Bisexuelle, erklärte Maneo weiter.
Die Berliner Polizei macht anders als viele andere deutsche Polizeibehörden mögliche homo- oder transfeindliche Hintergründe von Straftaten gezielt in ihren Pressemitteilungen publik. Sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft der Hauptstadt besitzen zudem eigene Ansprechpersonen für sexuelle und/oder geschlechtliche Minderheiten. Damit soll Homo- und Transsexuellen, die traditionell ein eher kritisches Verhältnis zur Polizei haben, das Stellen von Anzeigen nach LGBTI-feindlichen Übergriffen erleichtert werden. (cw/pm)
Update 16.40h: Homo-Mahnmal erneut beschädigt
Am Wochenende kam es zu einem weiteren homofeindlichen Vorfall: Ein Unbekannter zerstörte die Sichtscheibe des Denkmals für verfolgte Homosexuelle im Berliner Tiergarten. Zum Bericht.













