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Berlin
Scheibe am Denkmal für verfolgte Homosexuelle erneut zerstört
Ein Fahrradfahrer warf Flaschen gegen die Sichtscheibe des Denkmals und beschädigte sie. Derweil wurde ein mutmaßlicher früherer Angreifer nach einer Fahndung ermittelt.

Die vom dänisch-norwegischen Künstlerduo Elmgreen und Dragset entworfene Stele wird immer wieder zur Zielscheibe von Vandalismus (Bild: Sabine Hauke)
- 14. Juni 2020, 14:29h 2 Min.
Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Berliner Tiergarten ist erneut beschädigt worden. Das Fenster im Denkmal, durch das ein Film mit einer gleichgeschlechtlichen Liebesszene zu sehen ist, sei seit Sonntagmorgen zerstört, teilte die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit. Die Stiftung, die auch das Homo-Mahnmal betreut, verurteilte in der Mitteilung diese Gewalt gegen das Denkmal sowie jede Form von Homophobie auf das Schärfste.
Die Polizei wurde informiert und ermittelt, so die Stiftung. Dabei würden Aufnahmen der Überwachungskamera ausgewertet. Die Polizei meldete später, ersten Ermittlungen zufolge soll ein Fahrradfahrer kurz vor 8 Uhr zwei Glasflaschen aus einem Mülleimer genommen und diese gegen das Denkmal geworfen haben.

Nachträglich hier eingefügtes Bild: Das Mahnmal einen Tag nach der Tat (Bild: Sebastian Walter / twitter)
Der Verdächtige sei anschließend auf seinem Fahrrad in unbekannte Richtung geflüchtet. Ein Fachkommissariat des polizeilichen Staatsschutzes beim Landeskriminalamt ermittle nun wegen Sachbeschädigung.
Mutmaßlicher früherer Beschädiger ermittelt
Die Video-Überwachung am Denkmal war im letzten November eingeführt worden (queer.de berichtete). Die von der Straße aus leicht versteckte Stele schräg gegenüber dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas war seit der Errichtung 2008 mehrfach Opfer von Vandalismus geworden. Zwischen Anfang Juni und Anfang September 2019 kam es allerdings zu ganzen sieben Sachbeschädigungen, bei der etwa die Scheibe mit schwarzer Farbe besprüht wurde.
Im Dezember hatte sich der Staatsschutz beim LKA, der für mögliche Hassverbrechen und politische Kriminalität zuständig ist, mit einem Fahndungsaufruf an die Öffentlichkeit gewandt: Am 7. Juli hatte ein Zeuge einen verdächtigen Mann mit Spraydose an dem Denkmal fotografiert, den die Polizei als Verdächtigen für alle sieben Beschädigungen suchte (queer.de berichtete). Auf der Webseite der Polizei wurde der Fahndungsaufruf inzwischen durch einen Hinweis ersetzt: "Es konnte ein Täter ermittelt werden." Vor wenigen Tagen war der Fahndungsaufruf noch online gewesen.
Das Denkmal war nach einem Beschluss des Bundestages gebaut und am 27. Mai 2008 der Öffentlichkeit übergeben worden. Bei einem Festakt zum zehnten Jubiläum 2018 hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Vergebung für das Leid und das spätere Schweigen dazu gebeten (queer.de berichtete). (nb)














1. Wenn es da nur eine kleine Scheibe zum Betrachten des eigentlichen Zwecks gibt, lädt das geradezu zu Vandalismus ein. Denn man muss nur diese eine Schreibe zerstören, zerkratzen oder beschmieren, um den Inhalt unsichtbar zu machen.
2. Unabhängig von der Vandalismus-Gefahr ist es ein Unding, Homosexualität zu verstecken und wieder mal unsichtbar zu machen, damit nur ja niemand ungewollt mit dem Anblick behelligt wird, sondern das nur für die Leute sichtbar ist, die es auch sehen wollen. Und damit nur ja keine Kinder das sehen können.
3. Wer von anderen Seiten vorbeigeht, sieht nicht mal, dass dort eine Scheibe ist.
4. Alleine schon der Name ist ein Unding:
Wieso gibt es in Berlin ein Denkmal für die ERMORDETEN Juden, für die ERMORDETEN Sinti und Roma, aber nur für VERFOLGTE (!) Homosexuelle? Das klingt so, als seien Homosexuelle in der Nazi-Diktatur zwar verfolgt worden, aber nicht ermordet worden. Dabei sind auch sie in KZs gekommen, mussten Zwangsarbeit bis zum Zusammenbruch leisten, wurden erschossen, gehängt und vergast, wurden Opfer medizinischer Menschenversuche, etc.
Fazit:
Dieses Denkmal, das Homosexualität versteckt und unsichtbar macht, das zu Vandalismus einlädt und dessen Name schon Geschichtsklitterei und Verharmlosung von Nazi-Verbrechen ist, sollte am besten durch ein anderes ersetzt werden.