Adam Bodnar ist seit 2015 Ombudsperson der polnischen Politik zum Schutz der Bürger vor rechtswidrigem staatlichen Handeln und zum Schutz der Menschenrechte. (Bild: Senat RP / flickr)
Polens Ombudsmann für Menschenrechte, Adam Bodnar, hat den Gebrauch diskriminierender Rhetorik gegen sexuelle Minderheiten im Präsidentenwahlkampf kritisiert. Bodnar reagierte damit auf Äußerungen des rechtspopulistischen Präsidenten Andrzej Duda bei einer Wahlkampfveranstaltung am Samstag zur angeblichen LGBT-"Ideologie" (queer.de berichtete).
"Es gibt keinerlei Umstände, auch keine Wahlkampagne, die die Entmenschlichung eine Gesellschaftsgruppe und homophobe Rhetorik rechtfertigen", teilte Bodnar am Montag mit. Er appellierte, auf die Sprache von Ausgrenzung und Verachtung zu verzichten. Er verwies dabei unter anderem auf die europäische Menschenrechtskonvention und auf schlimme Erfahrungen aus der Vergangenheit: "Während des Zweiten Weltkrieges wurden nicht heteronormative Menschen ihrer Freiheit beraubt, mit einem rosa Winkel versehen und in Konzentrationslagern ausgelöscht", so Bodnar.
Erinnerung an Alan Turing
Außerdem verwies Bodnar auf den britischen Code-Brecher Alan Turing. Der Mathematiker hatte in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts für die Briten ein Verfahren zur Entschlüsselung der deutschen Funksprüche entwickelt – nach Ansicht vieler Experten war sein Beitrag kriegsentscheidend. Nach dem Sieg der Alliierten statuierte die britische Führung aber ein Exempel an dem Kriegshelden, weil er schwul war: Turing wurde 1952 wegen "grober Unzucht und sexueller Perversion" verurteilt. Er musste sich dann einer "chemischen Kastration" unterziehen, um nicht ins Gefängnis zu müssen – unter dieser litt er aber so stark, dass er sich 1954 das Leben nahm. Erst 2013 wurde Turing von Königin Elisabeth II. rehabilitiert (queer.de berichtete).
Alan Turing half seinem Heimatland Großbritannien, die Nazis zu besiegen – als Dank wurde er nach dem Krieg wegen seiner Homosexualität verfolgt und beging schließlich Selbstmord
Der Sozialdemokrat Bodnar war 2015 – noch vor der Machtübernahme der rechtspopulistischen PiS-Partei – für fünf Jahre zum polnischen Beauftragten für Bürgerrechte ernannt worden. Er wurde wiederholt von der PiS kritisiert, insbesondere für seine Unterstützung von LGBTI-Rechten.
Präsident Duda, der sich Ende Juni der Wiederwahl stellen muss, hatte bei einem Wahlkampfauftritt in Niederschlesien mit Blick auf lesbische, schwule, bisexuelle und Trans-Menschen unter anderem gesagt: "Man versucht uns einzureden, dass das Menschen sind. Aber es ist einfach nur eine Ideologie." Nach heftiger Kritik im In- und Ausland schrieb Duda am Sonntag auf Twitter, er sei außerhalb des Zusammenhangs zitiert worden (queer.de berichtete). (dpa/dk)
Auch Homosexuelle sind in den KZs gequält worden und gestorben. Auch Homosexuelle haben Polen befreit. Auch Homosexuelle schützen Polen, zahlen Steuern, etc.
Von seinem eigenen Versagen abzulenken, indem man Hass schürt, ist ein billiges taktisches Manöver. Und einer solchen Nation unwürdig.
Mit solchen Taktiken verhöhnt man letztlich auch alle Opfer des Faschismus, von denen Polen viele zu beklagen hatte.