In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar ist am Sonntag an die Verfolgung von homosexuellen Menschen durch die Nationalsozialisten erinnert worden. An der Gedenkstunde beteiligten sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Justizminister Dirk Adams (Grüne). Ramelow trug zusammen mit anderen eine Regenbogenfahne. Die Gedenkstunde wurde traditionell von der Aids-Hilfe Weimar und Ostthüringen organisiert.
Nach Schätzungen von Historiker*innen wurden in der NS-Zeit etwa 10.000 schwule und bisexuelle Männer in Konzentrationslager gebracht, etwa 650 von ihnen nach Buchenwald. Dort waren sie die sogenannten Rosa-Winkel-Häftlinge – so markierten die Nationalsozialisten Homosexuelle. Im KZ-Buchenwald wurden sie von den Nazis unter anderem für medizinische Experimente missbraucht. Jeder Dritte von ihnen starb.
"Auch heute noch Verpflichtung, aktiv zu handeln"
Ramelow erklärte: "Wir denken an die homosexuellen Frauen und Männer, die unter der Nazi-Verfolgung litten, an die vielen, die sich in ihrer Verzweiflung das Leben nahmen. Wir gedenken aller Opfer, die geschunden, gefoltert und getötet wurden. Und wir wollen aussprechen, was uns alle eint: dass so etwas nie wieder geschehen darf!"
Auch Rudolf Brazda, der letzte überlebende Rosa-Winkel-Häftling von Buchenwald, habe stets in dem Bewusstsein gelebt, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar und unverhandelbar ist, so Ramelow weiter. "Sein Leben steht beispielhaft für die Verfolgungen, denen Homosexuelle in der Nazi-Zeit ausgesetzt waren, aber auch für den Kampf um ein freies und selbstbestimmtes Leben. Er konnte den von Adolf Hitler entfachten Vernichtungskrieg, die zwölfjährige NS-Diktatur, die Verfolgungsmaschinerie der Nazis überleben, weil er nach eigenen Worten 'immer wieder Glück' hatte, aber auch weil er 'verständnisvoll' war und sah 'was andere an Bösartigkeit in sich tragen'. Worte, mit denen Rudolf Brazda die nachgeborenen Generationen aufrufen will, wachsam zu bleiben gegenüber allem Bösen. Worte, die sich an Menschen richten, für die Freiheit und Demokratie ganz selbstverständlich sind: Freiheit der Meinungsäußerung, Religions- und Gewissensfreiheit, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit. Für Rudolf Brazda, der das Böse erlebt und überlebt hat, waren diese Rechte zeitlebens von unermesslichem Wert."
Der Rosa Winkel sei ein stigmatisierendes Symbol für gesellschaftliche Außenseiter, für jede Form von Anderssein gewesen, sagte Ramelow. "Heute steht er als Zeichen für den Triumph über Demütigung, Diskriminierung und Tyrannei." Das Schicksal der Rosa-Winkel-Häftlinge und die Geschichte von Buchenwald seien auch heute noch Verpflichtung, aktiv zu handeln, um Menschen vor ähnlichen Verbrechen zu bewahren. (cw/pm/dpa)
Aber dennoch eine schöne Geste von Herrn Ramelow die Schwulen Opfer explizit zu erwähnen. Oft genug, werden diese unter den Teppich des Vergessens gekehrt.