Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?36479

Mecklenburg-Vorpommern

Hetzrede im Kreistag: CSD Rostock fordert Rücktritt von Sascha Ott

Der CDU-Politiker verunglimpfte LGBTI als "mikroskopische Randgruppe". Statt diese "aufzuwerten, bis sie mit der Mehrheitsgesellschaft auf einer Linie laufen", solle die Politik Respekt gegenüber Menschen zeigen, die "fleißig arbeiten" und "Kinder im Sinne des Staates erziehen".


Der CDU-Politiker Sascha Ott ist Mitglied des Kreistags Vorpommern-Greifswald und stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Mecklenburg-Vorpommern. Hauptberuflich ist er Direktor des Amtsgerichts Stralsund (Bild: TV Schwerin)
  • 1. Juli 2020, 06:25h 22 3 Min.

Schwere Entgleisung im Kreistag des Landkreises Vorpommern-Greifswald: In einer erst jetzt bekannt gewordenen Rede (Sitzungsprotokoll als PDF) bezeichnete der CDU-Politiker Sascha Ott in der Sitzung am 2. März LGBTI-Menschen als "mikroskopische Randgruppe" und lehnte es ab, diese "aufzuwerten, bis sie mit der Mehrheitsgesellschaft auf einer Linie laufen". Man solle stattdessen Respekt gegenüber Menschen zeigen, die "fleißig arbeiten" und "Kinder im Sinne des Staates erziehen".

Hintergrund der Rede war ein Antrag der Grünen auf das Hissen der Regenbogen­flagge zum Greifswalder Aktionstag gegen Homophobie. Ott, der auch Amtsgerichtsdirektor in Stralsund und stellvertretender CDU-Landesvorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern ist, lehnte dies vehement an: "Ihr Antrag unterstellt immer, dass es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die bewusst diskriminiert, verfolgt oder ausgegrenzt werden", sagte er in seiner Rede. Dies sei aber nicht der Fall. "Zur Wahrheit gehört eigentlich viel mehr: Die Deutschen sind mittlerweile so von Toleranz umfasst, dass es schon bald bis zur Selbstverleumdung reicht."

CSD Rostock: "Wir arbeiten, zahlen Steuern und haben Familien"

Der CSD Rostock e.V. hat ein Video der queerfeindlichen Hetzrede auf seiner Facebookseite veröffentlicht. Als Reaktion forderte der Verein eine öffentliche Entschuldigung Otts sowie dessen Rücktritt als Amtsgerichtsdirektor.

"Es ist schon sehr bezeichnend, dass Herr Ott uns als 'mikroskopische Randgruppe' abstempelt und uns in krassen Widerspruch setzt zu arbeitenden Familienmenschen", sagte der Vereinsvorsitzende Andy Szabó. "Das Gegenteil ist der Fall. Wir arbeiten, zahlen Steuern und haben Familien, für die wir uns tagtäglich aufopfern." Für den CSD Rostock grenzt die Rede "schon hart an Verleumdung".

Vor einem Jahr bezeichnete Ott inter Menschen als "Witz"

Sascha Ott war bereits mehrfach mit LGBTI-feindlichen Tiraden aufgefallen. Im vergangenen Jahr sprach der Gründer eines "Konservativen Kreises" innerhalb des CDU-Landesverbands etwa intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen ihre Existenz ab: "Mit guten Recht kann [man] über den Irrglauben vom 'Dritten Geschlecht' Witze machen – es ist nämlich ein Witz. Und wir sollten dafür sorgen, dass es auch so bleibt", schrieb er im März 2019 auf Facebook (queer.de berichtete).

Vor drei Jahren machte Ott Stimmung gegen die Ehe für alle, die "Scharlatanerie" sei und als Ablenkung von der "programmatischen Leere in der Politik" letztlich allen schade. "Viele Menschen entfremden sich von Politik, wenn die berechtigten Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft ignoriert und stattdessen (vermeintliche) Anliegen von Minderheiten zum 'Goldenen Kalb' erklärt werden", meinte er zur Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare.

Der 1965 geborene CDU-Kommunalpolitiker war nach der Landtagswahl 2016 kurzzeitig als Justizminister im Gespräch, die Nominierung wurde aber Medienberichten zufolge wegen einiger Facebook-Likes auf Einträge der AfD oder "Jungen Freiheit" zurückgezogen. (cw)

#1 Joachim MoldenhauerAnonym
  • 01.07.2020, 07:28h
  • Noch einer, der im Geiste von furchtbaren Juristen sich mit ihren homophone Tiraden prostituieren! Kann so jemand als Direktor eine unabhängige Schiedstelle darstellen? Wie kann man so jung, mit Mitte 50, im Geiste so alt sein?
  • Direktlink »
#2 FinnAnonym
  • 01.07.2020, 08:04h
  • "mikroskopische Randgruppe"

    1. Grundrechte hängen nicht davon ab, wie groß eine Gruppe ist. Die gelten unteilbar für alle Menschen.

    Zumal das auch schon rein praktisch unsinnig ist, weil jeder Mensch ganz vielen Gruppen zugeordnet werden kann, die man beliebig klein fassen kann. Oder will man z.B. rothaarige Brillenträger, die vegetarisch leben, diskriminieren, nur weil sie nicht die Mehrheit sind?

    Übrigens sind Christen auch nicht in der Mehrheit.

    2. Es gibt deutlich mehr LGBTI als dieser Typ glaubt. Schon die offiziellen Statistiken geben höhere Zahlen an als so manch andere Gruppe, die der Union so wichtig ist. Aber dazu kommt noch, dass die Dunkelziffer relativ hoch ist, da viele das in Befragungen nicht angeben; die wahren Zahlen sind also nochmal deutlich höher.

    -----------------

    "aufzuwerten, bis sie mit der Mehrheitsgesellschaft auf einer Linie laufen"

    Ich will gar nicht mit der "Mehrheitsgesellschaft" (wer auch immer das sein soll) oder sonst irgendwem "auf einer Linie laufen".

    Menschen sind Individuen und keine gleichgeschaltete Herde, die "auf einer Linie laufen" soll.

    Ich brauche auch nicht "aufgewertet" zu werden, denn ich bin gleichwertig. Nur dass der Staat das immer noch nicht akzeptiert und uns immer noch diskriminiert.

    ---------------

    "fleißig arbeiten"

    Wie unverschämt ist das denn?

    Ich arbeite fleißig. Und zahle Steuern und Sozialabgaben - und das nicht zu knapp.

    Und ich bin auch nicht in dubiose Machenschaften verwickelt wie z.B. Herr Amthor von der CDU und habe mich auch nie geweigert, gegen gesetzliche Vorgaben Parteispender zu nennen, wie der ehemalige CDU-Kanzler Kohl.

    Was bildet diese Partei sich ein, solche Urteile über andere fällen zu können. Die Union hat genug Dreck am Stecken. Von ehemaligen Nazis, die in der Nachkriegszeit hohe Posten in der Union bekleideten, mal ganz zu schweigen.

    --------------

    "Kinder im Sinne des Staates erziehen"

    Viele LGBTI erziehen Kinder. Und diese Kinder haben es dort (wissenschaftlich belegt, queer.de berichtete) besser als in manchen Hetero-Familien.

    Und besser als in der Obhut der Kirche sowieso.
  • Direktlink »
#3 Yeoj_Profil
  • 01.07.2020, 08:26hFFM
  • Als jemand, der Einblick in mehrere verschiedene Schulen quer durch Deutschland und deren Unterrichtsalltag hat, wage ich die nicht ganz un-sarkastische (!) Bemerkung: Die Eltern, die ihre Kinder zu Fleiß erziehen, sind die wahre mikroskopische Gruppe in diesen Zeiten. Darüber sollte dieser reaktionäre Herr mal nachdenken. ;-)
  • Direktlink »

Kommentieren nicht mehr möglich
nach oben
Debatte bei Facebook

Newsletter
  • Unsere Newsletter halten Dich täglich oder wöchentlich über die Nachrichten aus der queeren Welt auf dem Laufenden.
    Email: