Olaf Latzel in einem Interview mit dem ZDF-Mittagsmagazin
Die Staatsanwaltschaft Bremen hat am Donnerstag laut dem RB-Regionalmagazin "buten un binnen" mitgeteilt, Anklage gegen den homophoben evangelischen Pastor Olaf Latzel erhoben zu haben. Dem 53-Jährigen wird vorgeworfen, bei einem Eheseminar im Oktober 2019 volksverhetzende Äußerungen gegen sexuelle Minderheiten von sich gegeben zu haben. Das Seminar wurde auch als Audiodatei auf Youtube veröffentlicht und konnte dort monatelang abgerufen werden.
Latzel bezeichne laut Staatsanwaltschaft Homosexuelle "generalisierend als Verbrecher und die Homosexualität als Degenerationsform der Gesellschaft". Diese Äußerungen seien als volksverhetzend zu bewerten, da "mit ihnen in einer Art, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, zum Hass gegen Menschen als Teil der Bevölkerung aufgestachelt wird, die in Bezug auf ihre Geschlechtsidentität und/oder sexuelle Orientierung von der angeblich allein richtigen zweigeschlechtlichen und heterosexuellen Norm abweichen", erklärte die Staatsanwaltschaft, die bereits Ende April Ermittlungen eingeleitet hatte (queer.de berichtete). Auf Volksverhetzung steht nach Absatz 2 des Paragrafen 130 im Strafgesetzbuch bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe.
Latzel: "Gelebte Homosexualität" ist todeswürdig
In dem 100-minütigen auf Youtube mittlerweile gelöschten Vortrag bezeichnete Latzel an unterschiedlichen Stellen die "Homo-Lobby" und den "ganzen Genderdreck" als "teuflisch". CSD-Besucher*innen seien "Verbrecher" und "gelebte Homosexualität" sei "vor Gott ein Gräuel" sowie "todeswürdig". Die Anerkennung von Transsexualität zerstöre ferner "unsere gesamte Zivilisation und Kultur". Schuld an all diesen Entwicklungen sei die "zunehmende Gottlosigkeit". Latzel kritisierte auch, dass Kinder an Schulen von queeren Themen "durchlöchert" werden würden.
Monatelang konnten sich Homo-Hasser auf Youtube anhören, wie Latzel gegen Homosexuelle polemisiert
Bereits Mitte Mai hatte der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) einstimmig beschlossen, ein Disziplinarverfahren gegen Olaf Latzel einzuleiten (queer.de berichtete). Die Gemeinde St. Martini verteidigte jedoch den Hassprediger. Der Gemeindevorstand erklärte, er habe nur die "biblische Wahrheit" über Homosexuelle verbreitet – nämlich, dass Schwule und Lesben "verloren für Zeit und Ewigkeit" seien (queer.de berichtete).
Kirchengemeinde steht hinter Latzel
St.-Martini-Bauherr Michael Franke erklärte am Mittwoch in einer live auf Youtube übertragenen Rede in der Martinikirche, dass eine Bibelstunde aufgrund einer einstweiligen Verfügung der Landeskirche nicht mit Latzel abgehalten werden könne. Er bezeichnete dies als "unbegreiflichen Vorgang" und kündigte für Sonntag eine Erklärung des Kirchenvorstandes an. Die Landeskirche teilte außerdem mit, dass Latzel für Freitag erneut zu einem Dienstgespräch geladen worden sei.
Die Hetze Latzels hatte innerhalb der gesamten evangelischen Kirche zur scharfe Kritik geführt. EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm nannte die Äußerungen des Pfarrers etwa "unerträglich" (queer.de berichtete).
Latzel ist Chef einer von 61 Kirchengemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche. Er war bereits wiederholt wegen Ausbrüchen gegen Homosexuelle oder Angehörige anderer Religionen aufgefallen. In der Vergangenheit bot er etwa das Homo-"Heiler"-Seminar "Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung" an. (dk)
Latzel: "Gelebte Homosexualität" ist todeswürdig
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Wenn das nicht zu Hass aufstachelt, weiß ich nicht, was sonst.
Das könnte man sogar als Mordaufruf ansehen.