Neue Motive der polizeilichen Öffentlichkeitskampagne "In Hamburg schaut man hin" sind in sozialen Netzwerken auf Ablehnung gestoßen. Die Kampagne hat eigentlich zum Ziel, "das Band zwischen der Bevölkerung und der Polizei" zu stärken und "die Hemmschwelle vor der Nutzung des Polizeinotrufs 110 und dem Gespräch mit Polizistinnen und Polizisten" abzubauen, wie die Stadt letzten Herbst mitteilte. Doch mit fragwürdigen Motiven scheint die Kampagne eher Klischees zu zementieren und Diskriminierung zu rechtfertigen.
So sorgt aktuell ein Motiv für Kritik, bei dem zwei Männer von hinten zu sehen sind. Einer der Männer greift dem anderen an den Hintern. Dazu erscheint der Text: "Kumpel oder Klauer? Geh auf Nummer sicher, ruf die Polizei."
Twitter-Nutzer*innen warfen der Polizei vor, damit schwule Männer unter Generalverdacht zu stellen. Dies sei insbesondere fragwürdig, da die Beamten bis 1994 schwulen Männer nach dem inzwischen als Unrechtsgesetz anerkannten Paragrafen 175 nachstellten und damit ganze Existenzen vernichteten. Außerdem würden so falsche Anreize geschaffen, den Notruf zu wählen – auf Twitter schrieb etwa ein Nutzer: "Man kann die rollenden Polizistenaugen schon sehen, wenn da nun ständig Anrufe kommen, weil jemand beobachtet, wie sich zwei Männer an den Hintern fassen […]".
Nicht der erste Ausrutscher der Hamburger Polizei
Die Polizei musste diese Woche bereits eines der Motive nach Kritik zurückziehen. Darauf war eine Person auf einer Parkbank neben einer Spritze zu sehen – dazu die Aufschrift: "Insulin oder Heroin? Geh auf Nummer sicher, ruf die Polizei." Nach Kritik einer Nutzerin, die in dem Motiv "Stigmatisieren von Diabetikern" sah, antwortete die Polizei: "Wir nehmen Kritik ernst und ziehen das Plakatmotiv zurück." Man versicherte jedoch, dass man "ausdrücklich" nicht insulinpflichtige Menschen stigmatisieren möchte. "Werbung darf für Aufmerksamkeit sorgen, sollte aber niemanden verletzen", heißt es weiter. Das schwule Motiv ist aber weiterhin auf den Seiten der Polizei zu finden.
Vor knapp zwei Wochen musste die Hamburger Polizei zudem einen Twitter-Eintrag löschen, der sich laut Kritiker*innen über die Vorwürfe von Polizeigewalt gegen schwarze Menschen lustig machte – ausgerechnet während der "Black Lives Matter"-Proteste. Die Beamten hatten das Foto einer Rettungsaktion von Schwänen im Stadtteil Billstedt veröffentlicht, darunter stand: "Eine Schwanenfamilie hatte sich offenbar verirrt und erhielt daraufhin von uns 'Begleitschutz'. Hätten wir übrigens auch für schwarze Schwäne gemacht." Nach der Löschung erklärte die Polizei, sie habe mit dem Tweet deutlich machen wollen, dass sie "für alle" da sei. Man habe jedoch die Wirkung des Eintrags "unterschätzt". (dk)
Das motiv für homophob zu empfinden, halte ich für reichlich übertrieben.