Lucas Grabeel stellte in drei "High School Musicals"-Filmen einen Paradiesvogel dar, der anders als seine Mitschüler kein Liebesleben hat (Bild: Disney)
Erst vergangene Woche löste der offen schwule Regisseur Kenny Ortega ein Rätsel des Disney-Fernsehfilms "High School Musical" aus dem Jahr 2006 auf: Der extrovertierte Schüler Ryan ist tatsächlich schwul, dies sei aber aus Rücksicht auf die homophobe Atmosphäre dieser Zeit nicht offen ausgesprochen worden (queer.de berichtete). Die Rolle wurde von Schauspieler Lucas Grabeel gespielt, der auch beim zweiten und dritten Teil der Filmreihe dabei war.
Grabeel hat nun in einem Interview mit dem Klatschportal TMZ gesagt, er wünsche sich, dass heutzutage ein offen schwuler Schauspieler diese Rolle übernehmen würde: "Es gibt so viele unglaublich talentierte schwule Schauspieler, die es tun könnten, wenn 'High School Musical' heute gedreht werden würde. Ich weiß nicht, ob ich jetzt Ryan spielen würde", so der 35-Jährige. "Ich möchte keinesfalls anderen Menschen Chancen nehmen. Als heterosexueller weißer Mann weiß ich, dass ich anderen Chancen genommen habe, ohne dass ich es darauf angelegt hätte."
"Ryan ist schwul, oder?"
Er habe freilich schon beim Filmen des ersten Teils von "High School Musical" gemerkt, dass seine Figur schwul ist: "Ich kam zu [Regisseur] Kenny [Ortega] und sagte: 'Können wir mal kurz über meine Figur reden? Ryan ist schwul, oder?'" Ortega habe dies bestätigt, aber gleichzeitig gesagt, dass Homosexualität gegenwärtig ein "heikles Thema" bei Filmen für Kinder und Jugendliche sei und er nicht glaube, dass Disney schon so weit sei.
Grabeel sagte weiter, dass junge Homosexuelle Vorbilder in Produktionen haben müssten, die sich an ihre Altersgruppe richteten. Doch gerade schwule Figuren seien in der Vergangenheit nur als ausgeflippt oder als versteckt lebend dargestellt worden.
Hollywood: Größere Sensibilisierung bei LGBTI-Figuren
Die Frage, ob heterosexuelle Schauspieler in homosexuellen Rollen geeignet sind, wurde in den letzten Jahren häufiger gestellt. Der offen schwule Schauspieler Wilson Cruz ("Star Trek: Discovery") beklagte etwa vor ein paar Wochen, dass Heteros diese Rollen als als Lockmittel wählten, um Filmpreise einzuheimsen (queer.de berichtete). Ein Beispiel ist der Film "Call Me By Your Name", in dem zwei heterosexuelle Schauspieler ein schwules Paar spielen – der Film wurde mit Filmpreisen überhäuft, darunter auch mit einem Oscar (queer.de berichtete).
Besonders energisch setzen sich trans Aktivst*innen dafür ein, dass trans Rollen mit trans Schauspieler*innen besetzt werden. 2018 erntete etwa Superstar Scarlett Johansson einen Shitstorm, weil sie die Rolle eines trans Mannes im Film "Rub & Tug" übernehmen wollte (queer.de berichtete). Erst am Montag kündigte auch Halle Berry nach heftiger Kritik an, nicht wie angekündigt in die Rolle eines trans Mannes schlüpfen zu wollen (queer.de berichtete). (dk)
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de