Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat die Bewerbung der Landeshauptstadt München um die Gay Games für das Jahr 2026 begrüßt. "Jedes Großereignis, das München bekommt, ist gut für uns", sagte der CSU-Vorsitzende dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Der Münchner Stadtrat hatte am Donnerstagabend fast einstimmig beschlossen, die Bewerbung für die Ausrichtung der Gay Games zu unterstützen. Der beschlossene Antrag sieht unter anderem die Förderung des Events in Höhe von 50.000 Euro vor. Nur die AfD wollte die Unterstützung der Spiele verhindern (queer.de berichtete).
Entscheidung im Februar 2022
Das Großevent soll etwa 10.000 Sportler*innen in die bayerische Landeshauptstadt locken, die sich in gut 30 Sportarten von Cheerleading bis Schwimmen messen sollen. Die Münchner Organisator*innen rechnen sich nach dem Vertrauensbeweis der Politik gute Chancen aus, den Zuschlag zu erhalten. Zu den Mitbewerberstädten gehören Auckland, Lissabon und Guadalajara. Die Federation of Gay Games (FGG) will die Siegerstadt im Februar 2022 offiziell verkünden.
Die Gay Games werden seit 1982 als Breitensport-Event organisiert und finden alle vier Jahre statt. Jede und jeder kann unabhängig von der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität teilnehmen. Bislang einziger deutscher Austragungsort war 2010 Köln. Die letzten Spiele fanden 2018 in Paris statt, 2022 soll als erste asiatische Metropole Hongkong das Turnier austragen.
Söders neue queerfreundliche Töne
Mit der Unterstützung der Gay Games inszeniert sich Markus Söder erneut als LGBTI-Freund. Erst im vergangenen Monat hatte er ein überraschendes Bekenntnis zur Ehe für alle abgelegt. "Ob sich jetzt Mann und Frau lieben oder Mann und Mann oder Frau und Frau – die Liebe ist per se segenswert", meinte der Ministerpräsident im Podcast mit Ulrich Wickert (queer.de berichtete).
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Bereits nach seiner Wahl zum CSU-Chef im Januar 2019 war Söder auf Lesben und Schwule zugegangen und hatte damit eine vorsichtige Kehrtwende eingeleitet (queer.de berichtete). Im Landtagswahlkampf 2018 hatte die CSU noch offen mit Homophobie geworben: In einer Werbebroschüre wurden gleichgeschlechtliche Paare beispielsweise indirekt als nicht normal dargestellt. Sich für diese Paare politisch einzusetzen, wurde als Schwächung von heterosexuellen Familien eingeordnet. Außerdem setzten sich die Christsozialen gegen LGBTI-Aufklärungsarbeit an Schulen ein – und diffamierten entsprechende Pläne der Opposition mit dem AfD-Kampfbegriff "Frühsexualisierung" (queer.de berichtete).
In Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern werden sexuelle und geschlechtliche Minderheiten nicht erwähnt (queer.de berichtete). In den vergangenen Jahren hatten LGBTI-Aktivisten immer wieder mehr Engagement von der bayerischen Staatsregierung gefordert, etwa die Einführung eines Aktionsplans gegen Homo- und Transphobie – sie verwiesen dabei auf entsprechende Initiativen in anderen Bundesländern. 2015 hatte die damalige CSU-Alleinregierung allerdings erklärt, dass es "keine Pläne" und "keine Notwendigkeit" für die Einführung eines derartigen Plans gebe (queer.de berichtete). Im Frühjahr letzten Jahres lehnte die CSU auch einen Queer-Beauftragten ab (queer.de berichtete).
Monatelang hatte die bayerische Staatsregierung zudem damit kokettiert, gegen die vom Bundestag beschlossene Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen. Erst nach Einholung zweier Rechtsgutachten, die einer Klage keine Chance gaben, wurden die Pläne im März 2018 zu den Akten gelegt (queer.de berichtete). (cw)
Konservatismus ist die Kanonisierung der Häresie im Namen der Tradition.
Oder ganz platt: Wenn Du nicht gewinnen kannst, wechsle halt die Seiten. Begrüßen kann man es, als Zeichen des Umdenken sollte man es nicht bewerten. Eher des Opportunismus.