Seit 2003 moderierte Ellen DeGeneres mehr als 2.700 Folgen einer nach ihr benannten Nachmittagstalkshow (Bild: Warner Bros.)
Die offen lesbische Entertainerin Ellen DeGeneres hat am Donnerstag laut amerikanischen Medienberichten ihre Mitarbeiter*innen um Entschuldigung gebeten. Die 62-Jährige reagierte damit auf Berichte über für eine feindselige Arbeitsatmosphäre, Rassismus und Einschüchterung bei ihrer "Ellen DeGeneres Show", in der sie seit 2003 die freundliche Zuhörerin gibt und damit an Nachmittagen für Spitzeneinschaltquoten sorgt.
Anlass für die schärfer werdende Kritik war ein "Buzzfeed"-Artikel von Mitte Juli. Darin berichteten ehemalige Mitarbeiter*innen über höllische Arbeitsbedingungen. Außerdem sei ein Job für Ellen nie sicher gewesen: So sollen Angestellte gefeuert worden sein, weil sie krankheitsbedingt Urlaub nahmen oder wegen einer Beerdigung nicht zur Arbeit kommen konnten. Die Produktionsfirma WarnerMedia hatte wegen der Vorwürfe bereits eine interne Untersuchung gestartet.
DeGeneres wurde nie direkt als Verursacherin der schlechten Arbeitsbedingungen genannt, sie habe diese aber geduldet. Mehrere Berichte werfen ein fragwürdiges Licht auf die Moderatorin: So erzählte kürzlich ein australischer Moderator von einem "bizarren" Interview, dass er mit DeGeneres durchführen sollte – ein Produzent sagte ihm vor dem Gespräch, dass es ihm verboten sei, auf DeGeneres zuzugehen, sie außerhalb des Interviews anzusprechen oder auch nur anzusehen.
In dem jetzt veröffentlichten Brief erklärte DeGeneres, es tue ihr leid, dass sich Mitarbeiter*innen respektlos behandelt fühlten. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass es das Gegenteil von dem ist, woran ich glaube und was ich für unsere Show gehofft habe."
Ellen ist eine Kultfigur der LGBTI-Community
Ellen DeGeneres ist in der US-Gesellschaft und der LGBTI-Community hoch angesehen. Sie war im Jahr 1997 in der schwul-lesbischen Szene zur Ikone geworden, als sie erst im wirklichen Leben und dann in ihrer Sitcom "Ellen" ihr Coming-out zelebrierte. Diese Folge der sonst als eher mittelmäßig angesehenen Serie konnte die höchste Einschaltquote einer Sitcom in den Neunzigerjahren verbuchen. LGBTI-Aktivisten würdigten wiederholt, dass durch diese Folge Homosexuelle von einem Tag auf den anderen für viele Amerikaner sichtbar geworden seien – und viele erst durch sie den Mut gefunden hätten, sich zu outen.
Nach der Einstellung der Serie musste DeGeneres zunächst eine Durststrecke überstehen. Ihre "Ellen DeGeneres Show", in der es stets menschelt, gilt aber heute als eine der großen "Cash Cows" des US-Fernsehens.
Für ihre Leistungen für die LGBTI-Community erhielt DeGeneres, die seit inzwischen zwölf Jahren mit Schauspielerin Portia de Rossi verheiratet ist, vom früheren US-Präsidenten Barack Obama die Freiheitsmedaille, die höchste zivilen Auszeichnung des Landes (queer.de berichtete). (dk)