Laura Patricia Kasprowski fordert auf ihrer Facebook-Seite: "Am 13. September CDU wählen"
Die Junge Union aus der NRW-Großstadt Mülheim an der Ruhr erwägt nach vielen abwertenden Botschaften über ihre Kommunalwahlkandidatin Laura Patricia Kasprowski rechtliche Schritte wegen "Hate-Speech". Die 19-jährige Laura Patricia Kasprowski, die sich erst im März als trans geoutet hatte, stellt sich zur Kommunalwahl Mitte September erstmals den Wählerinnen und Wählern – sie ist Kandidatin für die Bezirksvertretung Rechtsruhr Süd.
Man prüfe Klagen gegen jene Kommentator*innen, "die am schwerwiegendsten gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen", heißt es in einem von mehreren Tweets des JU-Ortsverbandes. "Auch wurden wir als Junge Union auf politischer Ebene hart attackiert: Wir seien 'links-grün wahnsinnig', 'unnormal peinlich' und 'nicht mehr CDU'."
Auf ihrer Twitter-Seite teilte die JU einen Teil der Hass-Kommentare – Kasprowski wird darin wegen ihrer Geschlechtsidentität unter anderem als "gruselig" bezeichnet. Auch das obligatorische Bibelzitat wurde geteilt – nämlich ein Spruch aus dem Fünften Buch Mose, in dem es heißt: "Eine Frau soll keine Männersachen tragen, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen, denn der HERR, dein Gott, verabscheut jeden, der dies tut."
Die Junge Union stellte klar, dass sie voll hinter ihrer Kandidatin stehe. Bereits vergangene Woche antwortete der Verband auf die Frage "Ist das noch CDU?" mit den Worten: "Ja, genau das ist CDU. Wir sind froh, engagierte Menschen wie Laura Patricia Kasprowski zu haben, die statt andere Menschen zu beleidigen und runterzumachen, für ihre Mitmenschen und ihre Stadt [ein] politisches Ehrenamt verfolgen."
Kommen Attacken aus dem AfD-Milieu?
"Bei meinen Kandidaten-Kollegen gab es keinen einzigen Hass-Kommentar, nur bei mir. Vermutlich, weil ich für eine offene Gesellschaft eintrete und auch meine eigene Transsexualität nicht verschweige", so reagierte Kasprowski in der "Bild"-Zeitung auf die Anfeindungen. Gegenüber "Jetzt" äußerte sie einen Verdacht, woher der Hass stammen könnte: "Bei dem einen oder anderen liest man den Begriff 'Altparteien', der von der AfD geprägt ist", so Kasprowski.
Die Nachwuchspolitikerin ist sich sicher, dass die Junge Union hinter ihr stehe. "Ich weiß, dass ich da enge Freunde habe", erklärte die 19-Jährige. Allerdings versucht sich der CDU-Nachwuchs gelegentlich, selbst mit Homo- oder Transphobie zu profilieren. Erst im Mai machte etwa der rheinland-pfälzische Landesverband Intersexuellen-Toiletten für "eklige" Schulklos verantwortlich (queer.de berichtete). Letztes Jahr spottete JU-Bundeschef Tilman Kuban außerdem bei einem Treffen gegen "Schultoiletten für das 3. bis 312. Geschlecht" (queer.de berichtete). (dk)