Laut einer am Freitag im Fachmagazin "JAIDS" veröffentlichten australischen Studie hat die Corona-Krise eine Sex-Trockenzeit unter schwulen Männern verursacht. 84,2 Prozent der Männer, die vor der Pandemie Sex mit Gelegenheitspartnern hatten, haben demnach diese Praxis beendet. Nur 15,8 Prozent der Befragten änderten ihr Verhalten nicht und sind weiter auf der Pirsch nach sexuellen Abenteuern.
Für die Studie wurden im April insgesamt 940 schwule oder bisexuelle Australier befragt, von denen fast neun Zehntel angaben, in den letzten sechs Monaten promisk gewesen zu sein. Australien hatte bereits am 20. März die Grenzen geschlossen und am 21. März mit einem Lockdown begonnen, der das Virus anfangs sehr effektiv bekämpft hatte. Die Maßnahmen wurden zwischenzeitlich so weit gelockert, dass eine zweite Welle das Land erfasste. Strikte Lockdowns werden inzwischen regional wieder eingeführt.
Laut der Studie könnten die Verhaltensänderungen der Schwulen im ersten Lockdown zu einer "kurzzeitigen Reduzierung" der Neudiagnosen von HIV und anderer Geschlechtskrankheiten beitragen. Damit, so hoffen die Forschenden, könnten Infektionsketten durchbrochen werden.
"Innovative Strategien, um das Risiko zu senken"
Homo- und bisexuelle Männer hätten bereits während der HIV-Epidemie Präventionsstrategien genutzt, um sich und andere zu schützen, erklärte Studienleiter Dr. Mohamed A. Hammoud, ein Mediziner der University of New South Wales in Sydney, gegenüber dem Szeneportal "Q News". "Unsere Community hat eine lange Geschichte darin, innovative Strategien zu entwickeln, um das Risiko zu senken. Wir sehen eine Weiterentwicklung dieser Strategien bei der neuen gesundheitlichen Herausforderung."
Laut der Studie sei mehr Forschung wichtig, um zu sehen, wie die "neue Normalität" für schwule und bisexuelle Männer nach dem möglichen Ende der Lockdowns aussehen könnte. Als nächstes Projekt wollen die Autorinnen und Autoren der Studie die seelischen Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die queere männliche Bevölkerung untersuchen. (cw)