Filmemacherin Lilly Wachowski hat am Dienstag erklärt, dass in der "Matrix"-Filmtrilogie erzählten Geschichte eine verschlüsselte Darstellung von Transidentität zentral angelegt sei. Deutungen über die Science-Fiction-Reihe als Trans-Allegorie hatten in den letzten Jahren die Runde gemacht, etwa in einem 2019 viel beachteten Artikel im Popkulturportal "Vulture".
"Ich bin froh, dass herausgekommen ist, was unsere ursprüngliche Absicht war", so Wachowski in einem Netflix-Interview. "Ich finde es toll, wie bedeutend die Filme für trans Menschen sind." Viele trans Fans hätten ihr gesagt: "Diese Filme haben mein Leben gerettet." Das Hauptthema des Films sei "Verwandlung" gewesen, was von trans Menschen, die zu dieser Zeit wenig Sichtbarkeit gehabt hätten, verstanden worden sei. Lilly Wachowski sprach auch über die "Matrix"-Figur Switch (Belinda McClory), die im ursprünglichen Drehbuch eigentlich als genderfluid dargestellt werden sollte.
Die Trans-Allegorie in der Science-Fiction-Reihe zeigt sich laut "Vulture" im Doppelleben von Hauptfigur Thomas Anderson (Keanu Reeves), der tagsüber ein Programmierer und nachts ein Hacker mit dem Namen Neo ist. Außerdem spiegle die im Film wichtige rote Pille, mit deren Hilfe Neo die unliebsame Wahrheit über die "Matrix" erfährt, rote Östrogen-Pillen aus dem echten Leben. Auch eine Aussage von Morpheus (Laurence Fishburne) ziele direkt auf versteckte Transidentität ab ("Du hast dein ganzes Leben lang gespürt, dass mit der Welt was nicht stimmt. Du weißt nicht, was es ist, aber du weißt, es ist da, wie ein Splitter in deinem Verstand, der dich zum Wahnsinn treibt"). Die Gegenspieler der Hauptfiguren – die "Agenten" – seien ein Symbol für Transphobie.
Wachowski: Welt war 1999 noch nicht bereit
Die "Matrix-Trilogie war zwischen 1999 und 2003 veröffentlicht worden – der erste Teil gilt als mit Abstand bester. Damals um den Jahrtausendwechsel sei die Welt aber "noch nicht bereit" gewesen, um den Film als Trans-Allegorie zu sehen, so Lilly Wachowski heute. Insbesondere die Filmindustrie hätte das damals nicht akzeptiert.
Lilly Wachowski hatte zusammen mit ihrer ebenfalls transsexuellen Schwester Lana die Filmserie entwickelt. Die beiden schrieben gemeinsam das Drehbuch und führten Regie. Sie sollten sich aber erst Jahre nach der Filmpremiere als trans outen. Lana ging 2010 an die Öffentlichkeit, Lilly folgte sechs Jahre später (queer.de berichtete).
"Matrix 4" kommt 2022 in die Kinos
Vergangenes Jahr kündigte Lana an, sie arbeite ohne ihre Schwester an einem vierten "Matrix"-Teil (queer.de berichtete). Der neue Film soll 2022 in die Kinos kommen. In den Hauptrollen sollen erneut Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss zu sehen sein. Weitere Rollen sollen unter anderem die schwulen Schauspieler Jonathan Groff ("Looking") und Neil Patrick Harris ("How I Met Your Mother") übernehmen. Auch der deutsche Schauspieler Max Riemelt, der durch die ambitionierte Wachowksi-Fernsehserie "Sense8" international bekannt wurde, spielt in dem Film mit. Der 36-Jährige war zuletzt als Pädosexueller in "Kopfplatzen" zu sehen (queer.de berichtete). (dk)
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