In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag soll in Berlin-Mitte ein unbekannt gebliebener Mann Personen einer Gruppe beleidigt und mit einem Reizstoff besprüht haben. Dies meldete die Polizei der Hauptstadt am Donnerstagnachmittag.
Nach den bisherigen Ermittlungen und Aussagen saßen mehrere Männer und Frauen auf den Stufen vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, als gegen 0.15 Uhr ein Mann mit einem Fahrrad vorbeikam, die Gruppe bepöbelt und dabei einen 20 Jahre alten Mann schwulenfeindlich beleidigt haben soll.
Reizgas-Attacke eine Viertelstunde später
Der Unbekannte habe sich zunächst entfernt, soll dann etwa eine Viertelstunde später zurückgekommen sein und habe einen Reizstoff versprüht. Zwei Männer, 21 und 33 Jahre alt, erlitten Augen- und Atemwegsreizungen. Der Mann soll erneut mit dem Rad geflüchtet sein.
Die weiteren Ermittlungen zu der Beleidigung und der gefährlichen Körperverletzung hat – wie bei Hasskriminalität üblich – der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes übernommen. Nähere Angaben zum mutmaßlichen Täter wurden im Polizeibericht nicht gemacht.
Mehr LGBTI-feindliche Gewalt in Berlin erfasst
In Berlin werden immer mehr homo- und transfeindliche Angriffe erfasst. Wie das Antigewaltprojekt Maneo im Mai mitteilte, wurden ihm allein im vergangenen Jahr 559 Fälle gemeldet (queer.de berichtete). Damit erhöhte sich die Zahl um 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Davon richteten sich den Angaben zufolge 395 Taten gegen Schwule und männliche Bisexuelle. Hier betrug der Anstieg 38 Prozent. 83 Delikte hätten sich gegen trans Personen gerichtet und 47 gegen Lesben oder weibliche Bisexuelle, erklärte Maneo weiter.
Die Berliner Polizei macht anders als viele andere deutsche Polizeibehörden mögliche homo- oder transfeindliche Hintergründe von Straftaten gezielt in ihren Pressemitteilungen publik. Sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft der Hauptstadt besitzen zudem eigene Ansprechpersonen für sexuelle und/oder geschlechtliche Minderheiten. Damit soll Homo- und Transsexuellen, die traditionell ein eher kritisches Verhältnis zur Polizei haben, das Stellen von Anzeigen nach LGBTI-feindlichen Übergriffen erleichtert werden. (cw/pm)
Da der Staat offenbar immer ohnmächtiger gegen Gewalt reagiert, müssen wir das vielleicht in unsere eigene Hand nehmen.