50 Kommentare
- 14.08.2020, 10:41h
- Solche Geschichten sind mir richtig sympathisch, vielen Dank !
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- 14.08.2020, 17:43h
- Jetzt müssen wir alle Kinder wollen, sonst sind wir keine brav heteronormativen Schwulen/Queers.
Schon seltsam - zur Zeit meines Coming-Out (1990) lernte ich auf einen Schlag sehr viele Schwule kennen. 98% von denen wollten KEINE Kinder - mich eingeschlossen. Aber heute ist der Kinderwunsch ja sozusagen schon zum Default-Setting geworden. Zum schwulen Glück gehören automatisch Kinder, sonst gibt es eben kein schwules Glück.
Ich finde diese Entwicklung äußerst bedenklich - zeigt sie doch, dass wir nur dann einigermaßen toleriert werden, wenn wir Hetero spielen, und das auch selbst mehr und mehr verinnerlichen. - |
- 14.08.2020, 18:21h
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Im Text steht nichts davon, dass Menschen mehr toleriert werden (oder respektiert), wenn sie Kinder bekommen.
Außerdem ist es in sich unlogisch, dass angeblich Den Leuten mit Kinderwunsch Immer noch viele Steine in den Weg gelegt werden, andererseits aber angeblich sie nur dann mehr toleriert werden deinen Worten zufolge, wenn sie dann doch sich Kinder beschaffen.
Abgesehen davon fühlen weder ich noch viele andere sich davon angesprochen, dass der Darsteller einer Soap auf RTL Regenbogenfamilienträume hegt.
Dieser Mann repräsentiert niemanden, auch keine Mehrheit - |
- 14.08.2020, 18:53h
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"Im Text steht nichts davon, dass Menschen mehr toleriert werden (oder respektiert), wenn sie Kinder bekommen."
Direkt daneben spekuliert ein Vorspanntext über einen Kinderwunsch des Spahn-Funke-Glamourpaars, nur weil sich die beiden ein großes Haus gekauft haben. Nix Konkretes, aber vor drei Jahren hatte ja Spahn mal was angedeutet...
Machen wir uns doch nichts vor: Die Norm der monogamen Kleinfamilie ist längst dabei, sich auch über Schwule und Lesben zu stülpen, und jene nehmen die Chance allzu gerne wahr, sich auf diesem Weg als saubere, gesittete BürgerInnen zu inszenieren und das Schmuddelimage abzustreifen, das mit freier Sexualität und nonkonformen Lebensstilen einhergeht.
Ich finde die Tendenz unübersehbar und bin fest davon überzeugt, dass genau dies von Anfang an ein treibender Faktor der Eheöffnungskampagnen war (wenn auch nicht der Einzige). - |
- 14.08.2020, 21:52hBad Kreuznach
- Kommentare sind teilweise interessant..
Wird hier gerade ernsthaft gegen den Lebensentwurf von Menschen geredet, weil er nicht dem eigenen entspricht, obwohl diese versuchen ihre Signalwirkung zu nutzen um sich für gleiche Rechte stark zu machen bzw auf Schwierigkeiten hin zu weisen, die man beheben könnte - in der Angst etwas zu verlieren?
Woran mich diese Struktur erinnert muss ich wohl nicht erwähnen. Traurige Entwicklung. - |
- 14.08.2020, 23:01h
- Scheinbar verwechselst du Homosexuelle mit Hippies...Es gibt Homosexuelle, die eine "traditionelle" Familie möchten und es gibt Heterosexuelle, die das nicht möchten und umgekehrt. Die sexuelle Orientierung sagt nichts über den Charakter aus und sie sagt auch nichts über den Wunsch nach (Non)Konformität aus.
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- 14.08.2020, 23:02h
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Kritik an normierenden Tendenzen ist etwas anderes als Kritik an den Lebensentwürfen, die durch diese Tendenzen idealisiert und zum universellen Vorbild erklärt werden.
Bitte nicht velwechsern! ^^ - |
- 14.08.2020, 23:19h
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@ursus hat es doch in #5 wunderbar auf den Punkt gebracht:
"Machen wir uns doch nichts vor: Die Norm der monogamen Kleinfamilie ist längst dabei, sich auch über Schwule und Lesben zu stülpen, und jene nehmen die Chance allzu gerne wahr, sich auf diesem Weg als saubere, gesittete BürgerInnen zu inszenieren und das Schmuddelimage abzustreifen, das mit freier Sexualität und nonkonformen Lebensstilen einhergeht."
Wir reden hier also über zunehmende Heteronormativität. Und nicht nur über die Lebensentwürfe Einzelner.
Heute wird geradezu VORAUSGESETZT, dass Schwule heiraten wollen (sollen/müssten) - und ein Kinderwunsch, den früher nur Vereinzelte hatten, wird plötzlich ALLEN nahegelegt.
Bspw wurde ich sofort nach Einführung der Ehe für Alle von Verwandten gefragt, warum ich denn jetzt nicht endlich heiraten würde.
Wie @ursus sagt: "gesittete Bürger_innen". DAS sollen wir heute sein. Andere Lebenssituationen werden dadurch de facto ABGEWERTET.
Ich wehre mich also nicht dagegen, dass irgendwelche Leute Kinder adoptieren wollen. Sondern dagegen, dass hier eine neue Norm entsteht, der gefälligst alle zu entsprechen haben - oder sie werden eben abgewertet. Der gesellschaftliche Stellenwert, ganz heteronormativ:
1) verheiratet und mindestens 2 Kinder
2) "wenigstens" verheiratet
3) Blutspendeverbot, weil nicht verheiratete Schwule angeblich ständig promiskuitiven Sex haben.
Der Gesellschaft ist nach wie vor wichtig, die Sexualität ihrer Bürger_innen zu regulieren, einzuhegen, zu kontrollieren, zu bewerten. Durch Ehe und Kinder rücken Schwule in den Bereich des "eher Akzeptablen", weil sie sich der Mehrheitsnorm annähern.
Akzeptanz ist jedoch nicht allzu viel wert, wenn nur akzeptiert wird, wer gleich ist oder versucht, "gleicher" zu werden. Oder um es mit Dannecker zu sagen:
""Was wirkliche Toleranz von Scheintoleranz unterscheidet, ist ihr Wissen um das noch Differente und das Akzeptieren des Anderen als Anderen."" (in Der Homosexuelle und die Homosexualität, 1978) - |
- 14.08.2020, 23:56h
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"Schon seltsam - zur Zeit meines Coming-Out (1990) lernte ich auf einen Schlag sehr viele Schwule kennen. 98% von denen wollten KEINE Kinder - mich eingeschlossen. Aber heute ist der Kinderwunsch ja sozusagen schon zum Default-Setting geworden. Zum schwulen Glück gehören automatisch Kinder, sonst gibt es eben kein schwules Glück."
Warum sollte das zum schwulen Glück gehören? Es steht doch immer noch jedem frei, Kinder zu haben, zu heiraten, was auch immer.
Der Punkt ist nur, ob man es darf, wenn man es denn möchte.
Ich will es nicht und wollte es auch nie, aber deshalb setze ich mich trotzdem für die Ehe für alle und die Gleichstellung von Regenbogenfamilien ein. Somit ist es auch richtig, darauf aufmerksam zu machen, dass das immer noch mit vielen Hürden verbunden ist. Und mit Vorurteilen durch die Gesellschaft. ("Zwei Männer und ein Kind. Am besten noch ein kleiner Junge ..." Oder: "Wie soll aus dem Jungen was werden, wenn er zwei Mütter hat? Da fehlt doch der maskuline Einfluss.") Wenn es unter LGBT* auch Vorurteile gibt, ist das wenig hilfreich.
Omma sagte immer: "Jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Und genau darum geht es. Wenn zwei Männer heiraten, ein Haus kaufen, sich einen Hund zulegen und ein Kind adoptieren wollen, dann sollen sie das verdammt noch mal machen können. Das hat nichts mit mir zu tun, genauso wenig wie ich das Leben meiner heterosexuellen Nachbarn kopieren muss. Was ich erst recht nicht will. - |
Aber in anderen Bereichen eben nicht.
Viele meinen ja, mit der Eheöffnung sei alles geschafft. Das war aber nur ein Schritt von vielen. Es gibt nach wie vor noch genug Diskriminierungen von LGBTI in unterschiedlichsten rechtlichen Bereichen. Und Union und SPD machen bisher auch keine Anstalten, das zu ändern - im Gegenteil: die versuchen eher noch, die bestehenden rechtlichen Diskriminierungen zu rechtfertigen.