Das FDP-Präsidium hat am Montag in Berlin den Unternehmer und Selfmademillionär Harald Christ für das Amt des FDP-Bundesschatzmeisters nominiert. Parteichef Christian Lindner hatte den 48-Jährigen als Nachfolger von Hermann Otto Solms vorgeschlagen. Die Personalentscheidung soll beim Bundesparteitag in Berlin abgesegnet werden, der für Mitte September geplant ist.
Christ ist ein erfolgreicher Unternehmer, der vor drei Jahren sogar den ersten Platz der ersten Liste von "Deutschlands Top 10 geouteten Führungskräfte" einnahm (queer.de berichtete). Er arbeitete unter anderem als Vorstandsvorsitzender der Postbank Finanzberatung AG und der ERGO Beratung und Vertrieb AG. Heute ist er Inhaber der Berliner Kommunikationsberatung Christ & Company.
Bis Ende 2019 Sozialdemokrat
Bis Dezember 2019 war Christ SPD-Mitglied. In der Partei kam er 2009 ins Rampenlicht, als der damalige Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier Christ in sein Wahlkampfteam holte – und ihn als möglichen Bundesfinanzminister vorschlug (queer.de berichtete). Nach der verheerenden Wahlniederlage der SPD zog sich Christ wieder aus dem Führungszirkel zurück.
Christ hat aus seiner Zeit als Sozialdemokrat bereits Erfahrungen, Parteigelder zu managen: Er arbeitete sowohl in der Hamburger als auch später in der Berliner SPD als Landesschatzmeister.
Seinen Parteiaustritt nach 31 Jahren in der SPD begründete Christ mit einem angeblichen Linksruck der Partei, nachdem Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zu den neuen Parteivorsitzenden gewählt worden waren. Im März gab er bekannt, dass er in die FDP eingetreten sei. Strategisch könnte die Personalie Christ laut politischen Analysten ein Zeichen für sozialliberale Projekte sein – zuletzt hatte die FDP vor fast 40 Jahren auf Bundesebene mit der SPD koaliert.
In sozialen Netzwerken stichelt Christ allerdings auch gerne gegen seine Ex-Parteifreunde. So schrieb er vergangene Woche nach der Ernennung von Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz zum SPD-Spitzenkandidaten: "Die Kür von Olaf Scholz wäre ein gutes Zeichen, wenn hinter dem Kandidaten nicht eine Partei stünde, die so ziemlich alles linker machen will als ihr Frontmann – und die Bundesrepublik unter einer Rot-Rot-Grünen Abrissregierung sehen will." Gleichzeitig erklärte er, dass er sich "keinen geeigneteren Kanzlerkandidaten der SPD" vorstellen könne. (dk)