Georg Preuße, der als Dragqueen Mary an der Seite des 1995 an Krebs verstorbenen Reiner Kohler ("Gordy") bekannt wurde, feiert am Montag seinen 70. Geburtstag. Die deutsche Ur-Dragqueen ist inzwischen nicht mehr auf der Bühne oder zu sehen TV und lebt zurückgezogen mit seinem eingetragenen Lebenspartner Jack Amsler in der Schweiz.
Doch ganz von Mary verabschiedet hat sich Preuße noch nicht, wie er in einem in den "Stuttgarter Nachrichten" veröffentlichten Interview verriet: "Ich habe mich nie von der Bühne getrennt. Ich habe auch nie NIE gesagt", so Preuße.
Einschränkend sagte er, dass er als Mary bis zu 400 Auftritte im Jahr gehabt und deshalb vieles verpasst habe. Das wolle er jetzt nachholen. Um ihn wieder auf die Bühne zu bringen, brauche es "Überzeugungskraft", denn er sei mit seinem aktuellen Lebenszustand "sehr zufrieden". Besonders genieße er die Zeit mit seinem Lebenspartner: "Wir sind fast 24 Stunden zusammen, ohne uns auf die Nerven zu gehen", so Preuße.
"Ich glaube, ich habe aus mir das Optimale herausgeholt"
Insgesamt ziehe er eine positive Bilanz seines künstlerischen Schaffens. Es gebe "eigentlich nichts", was er aus heutiger Sicht anders hätte machen können. "Ich glaube, ich habe aus mir das Optimale herausgeholt", so Preuße. "Aber vielleicht geht ja noch was." Es sei "etwas sehr Besonderes, in vielen Briefen lesen zu können, was die Kunstfigur Mary für diese Menschen bedeutet hat und ihr Leben positiv veränderte". Er sei froh, dass er die Travestiekunst in Deutschland "aus ihrem Schattendasein" holen konnte und dass er "die Kraft hatte – gerade in den 80er-Jahren – meinen Teil an der gesellschaftlichen Veränderung mitwirken zu können".
Zuletzt hatte Preuße 2018 in Berlin in Rolf Hochhuts "Der Stellvertreter" als Papst Pius XII. auf der Bühne gestanden. In einem Interview sagte er damals, dass er sich von der katholischen Kirche entfremdet habe – Grund sei ihre ablehnende Haltung zu Homosexualität (queer.de berichtete). (dk)
Georg Preuße hat als Mary wirklich deutsche Showgeschichte geschrieben.
Zuerst zusammen mit Gordy (Rainer Kohler) in den 1980er-Jahren die bis dahin als verrucht geltende Travestie in Deutschland salonfähig gemacht und auch danach mit diversen Soloprogrammen immer die Zuschauer begeistert, Toleranz gefördert und Deutschland ein Stück bunter und vielfältiger gemacht.
Natürlich war nicht alles gut. Ich mochte z.B. nicht so diese Sketchshows, sondern eher die Bühnenprogramme. Aber die waren auch wirklich erstklassig.
Was ich auch sehr mochte:
Sowohl in den Conferencen als auch in den Musiknummern gab es neben viel Komik auch immer wieder Raum für stille Momente, Ernstes und Sentimentales. Ich erinnere mich zum Beispiel noch an eine Nummer, wo Mary als alte Frau auf einer Parkbank auf ihr Leben und verlorene Liebe zurückblickte. Da hatte ich echt Tränen in den Augen. Oder auch, wo Mary eine Hommage an Gordy brachte. Oder etwas zu AIDS-Toten. Oder oder oder...
Liebe Mary,
Du fehlst!
Gerade in der heutigen Zeit mit wieder zunehmender Homo- und Transphobie, mit AfD, mit Mobbing, Hass und Hetze in Internet und realer Welt, mit Verschwörungstheoretikern und Faktenleugnern, mit dubiosen und gefährlichen Staatenführern überall auf der Welt, die ihre eigene Alternativ-Realität erfinden und damit Menschen einwickeln.
Da fehlt jemand wie Mary, die kein Blatt vor den Mund nimmt, mehr denn je.