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USA
Republikaner "machen Religion zur Waffe" gegen LGBTI
Auf dem republikanischen Parteitag wird gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten Stimmung gemacht. Der einzige offen schwule Redner erwähnt dagegen LGBTI mit keiner Silbe.

Generationsübergreifender Hass: Cissie Graham Lynch steht in ihrer Abneigung gegenüber Homo- und Transsexuellen ihrem Vater Franklin und ihrem verstorbenen Großvater Billy in nichts nach
- 27. August 2020, 14:56h 3 Min.
Die Republikaner machen in ihrem viertägigen Nominierungsparteitag deutlich, dass sie LGBTI-Rechte ablehnen. Offen queerfeindlich zeigte sich am Dienstag die evangelikale Aktivistin Cissie Graham Lynch in ihrer Parteitagsrede. Die 34-Jährige ist Tochter von Prediger und Homo-Hasser Franklin Graham, der am Donnerstagabend eine Rede halten soll. Außerdem ist sie Enkelin des 2018 verstorbenen Billy Graham.
Graham Lynch malte eine demokratische Regierung von Joe Biden und Kamala Harris an die Wand, unter der Christinnen und Christen verfolgt werden. "Sie werden euch zwingen zu wählen, ob ihr Gott oder Cäsar treu seid, weil der Gott der radikalen Linken politische Macht ist", behauptete die Pfarrerstochter, die für die religiösen Organisationen ihres Vater – die "Billy Graham Evangelistic Association" und "Samaritan's Purse" – arbeitet.
Sie erwähnte in ihrer dreiminütigen Tirade etwa Konditoren und Floristen, die zwischen Religion und Staatsmacht wählen müssten. Evangelikale Vertreter*innen dieser beiden Berufsgruppen hatten in den letzten Jahren immer wieder vor Gericht geklagt, um aus religiösen Gründen Homosexuelle diskriminieren zu dürfen.
Auch weitere "Kulturkampf"-Themen sprach Graham Lynch an: "Demokraten wollen Adoptionsagenturen zwingen, ihre tief religiösen Ansichten zu verletzen." Damit spielt sie auf eine Initiative der Trump-Regierung an, die Adoptionsagenturen wieder erlauben will, gleichgeschlechtliche Paare zu diskriminieren (queer.de berichtete). Außerdem hätten Demokraten "Jungs erlaubt, beim Mädchensport mitzumachen und die Mädchenumkleiden zu benutzen". Das habe sich erst unter Trump geändert. Hintergrund der Aussage ist, dass die aktuelle Regierung in den letzten Jahren immer mehr die Anerkennung und Rechte von trans Menschen einschränkte (queer.de berichtete).
LGBTI-Organisationen kritisierten die Rede von Graham Lynch scharf: "Dieser Parteitag scheint die Religion zu einer Waffe zu machen, um Diskriminierung gegen LGBTQ zu rechtfertigen", erklärte Sarah Kate Ellis, die Chefin der Gay & Lesbian Alliance Against Defamation (GLAAD). "Cissie Graham Lynch ist leider nicht die einzige, die eine solche bigotte Meinung vertritt. Die Trump-Regierung hat vom ersten Tag an mit Anti-LGBTQ-Aktivisten zusammengerarbeitet."
Schwuler Sprecher erwähnt LGBTI-Rechte nicht
Der einzige offen schwule Redner beim Parteitag ergriff am Mittwochabend das Wort: Richard Grenell, der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, sprach allerdings LGBTI-Themen in seiner achtminütigen Rede mit keiner Silbe an. Dabei hatte er erst vor wenigen Tagen ein Video veröffentlicht, in dem er Trump als "schwulenfreundlichsten Präsidenten in Amerikas Geschichte" beschrieb (queer.de berichtete).
Der höchst umstrittene Diplomat stellte in seiner Rede einige eigenartige Thesen auf – etwa, dass Trump Angela Merkel "verzaubert" habe: "Ich habe gesehen, wie Präsident Trump die deutsche Kanzlerin verzaubert hat, während er darauf bestand, dass Deutschland seine Nato-Rechnung bezahlt", so Grenell. Auf Twitter wurden daraufhin viele gemeinsame Bilder von Trump und Merkel geteilt, auf denen die Kanzlerin wenig verzaubert aussieht. (dk)
Twitter / fabreinboldRic Grenell: "I watched President Trump charm the chancellor of Germany."
Fabian Reinbold (@fabreinbold) August 27, 2020
Angela Merkel: pic.twitter.com/ZCY7bF9dJo
Instagram / donaldjtrumpjr | Am Dienstag versuchte sich Grenell an der Seite von Präsidentensohn Donald Trump Jr. auch als Komiker
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