Richard Grenell ist der bekannteste offen schwule Trump-Fan
Der US-Diplomat Richard Grenell ist von der Lobbygruppe American Center for Law and Justice (ACLJ) zum Sonderberater für nationale Sicherheit und Außenpolitik ernannt worden. Das teilte die millionenschwere evangelikale Lobbyorganisation am Freitag in Washington mit. Das ACLJ hat sich zum Ziel gesetzt, "konservative christliche Ideen" in der Gesetzgebung in aller Welt zu verankern.
Das Anheuern des offen schwulen früheren kommissarischen Geheimdienstkoordinators und US-Botschafters in Deutschland scheint auf den ersten Blick überraschend, da ein Hauptziel der Organisation ist, in den USA und darüber hinaus Schwulen und Lesben das Leben schwerer zu machen. Einen besonderen Schwerpunkt legte das ACLJ in den letzten Jahren auf den extrem homophoben afrikanischen Binnenstaat Uganda. Dort kämpft die Gruppe seit Jahren dafür, das Homo-Verbot zu verschärfen – dabei droht dort Schwulen und Lesben bereits jetzt lebenslange Haftstrafen wegen ihrer sexuellen Orientierung.
Die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center führt das ACLJ als eine von mehreren Organisationen, "die Jahrzehnte damit verbracht haben, LGBT zu dämonisieren". Laut einer Analyse sei das ACLJ "eine Schlüsselorganisation, die sicherstellen will, dass in Afrika Homosexualität in Verfassungen und Gesetzen verboten ist".
Grenell behauptet, gegen Homophobie zu kämpfen
Im Gegensatz zu dieser Zielsetzung behauptete Grenell in den letzten Monaten wiederholt, dass er und die Trump-Regierung international gegen die Kriminalisierung von Homosexualität kämpften. So gebe es keinen Geheimdienst-Austausch mit homophoben Ländern (queer.de berichtete). Allerdings gibt es laut Experten keine Hinweise darauf, dass die US-Geheimdienste homophobe Verbündete wie Saudi-Arabien heute anders behandeln.
Das ACLJ war 1990 vom ehemaligen US-Präsidentschaftskandidaten und TV-Prediger Pat Robertson gegründet worden. Der 90-Jährige schürt seit Jahrzehnten Vorurteile gegen Homosexuelle – so machte er etwa kürzlich heiratende Schwule und Lesben für die Corona-Pandemie verantwortlich (queer.de berichtete).
Grenell ruft zum Boykott von größter US-LGBTI-Organisation auf
Grenell versucht derzeit im US-Wahlkampf, Donald Trump als "schwulenfreundlichsten Präsidenten in Amerikas Geschichte" darzustellen. LGBTI-Organisationen wie die Human Rights Campaign widersprechen dem Republikaner vehement – das führte dazu, dass Grenell zum Boykott der größten queeren Organisation des Landes aufrief (queer.de berichtete).
Erst am Samstag erklärte Grenell in Trumps Haussender "Fox News Channel", dass es dem Präsidenten seine Homosexualität "egal" sei – und genau diese Haltung wünschten sich die meisten Schwulen und Lesben: "Wir wollen nicht am mit Regenbogenpapier geschmückten Tisch im Gang sitzen. Wir wollen am zentralen Tisch sitzen." (dk)