30 Prozent der Lesben, Schwulen und Bisexuellen werden in Deutschland im Arbeitsleben diskriminiert, unter den trans Menschen sind es sogar mehr als 40 Prozent. Dies ergab eine gemeinsame Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bielefeld (PDF). Fast ein Drittel dieser Menschen versteckt vor Kolleg*innen die eigene sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität.
LGBT laut Studie meistens höher qualifiziert
Lesben, Schwule und trans Menschen gehen laut Studie zwar in ähnlichem Maße einer Erwerbstätigkeit nach wie die nicht-queere Bevölkerung. Doch seien sie meistens höher qualifiziert und in anderen Branchen tätig. So liege der Anteil der Fach- oder Hochschulabsolventen in der Personengruppe bei 60 Prozent gegenüber der restlichen Bevölkerung gleichen Alters mit 42 Prozent.
Unterschiede gibt es auch bei der Branchenwahl. So sind im produzierenden Gewerbe und in der Forst- und Landwirtschaft queere Menschen unterrepräsentiert. Anteilig häufiger vertreten sind sie dagegen im Gesundheits- und Sozialwesen.
(Bild: DIW Berlin )
Auffällig ist, dass im erstgenannten Bereich nur 57 Prozent der LGBT gegenüber Kolleg*innen offen mit ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität umgehen, während dies im Gesundheits- und Sozialwesen knapp drei Viertel der Befragten tun. Dies legt für die Autor*innen der Studie den Schluss nahe, dass queere Menschen bestimmte Branchen meiden, weil sie dort mehr Diskriminierung befürchten. Insgesamt sind 69 Prozent der Befragten vor Kolleg*innen, aber nur 60 Prozent vor Vorgesetzten geoutet.
Antidiskriminierungsstelle nicht überrascht
Fragt man queere Menschen nach den Erwartungen an ihr Arbeitsumfeld, rangiert ein offenes Betriebsklima ihnen gegenüber weit oben. "Wenn LGBTQI*-Menschen bestimmte Branchen und Unternehmen meiden, sie gleichzeitig aber höher gebildet sind, dann sollte allein schon diese Erkenntnis ein Anreiz für Unternehmen sein, ein diskriminierungsarmes Arbeitsumfeld zu schaffen, damit Arbeitsplätze für diese Zielgruppe attraktiver werden", schließt Studienautorin Lisa de Vries von der Universität Bielefeld aus den Ergebnissen. Es sei wichtig, dass sich Unternehmen in Bezug auf die Gleichstellung von queeren Menschen klar positionieren, zum Beispiel in Stellenausschreibungen, auf der Website, aber auch im Betrieb selbst, schlagen die Autor*innen vor. Das signalisiere, dass man auch dann auf Verständnis trifft, wenn bei diesem Arbeitgeber Diskriminierungserfahrungen gemacht werden.
"Die Zahlen decken sich mit dem, was wir aus eigenen Erhebungen und auch aus unserer Beratungspraxis wissen", kommentierte Bernhard Franke, der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die Studie. Im Arbeitsleben müssten homo- und bisexuelle Menschen häufig neben Mobbing auch sexuelle Belästigung erfahren und hielten deshalb geschlechtliche Identität geheim. Franke betonte: "Niemand darf in Deutschland wegen seiner sexuellen oder seiner Geschlechtsidentität benachteiligt werden." (cw/dpa)
Nachträglich ergänzt um Infografik, Detailergebnisse, Zitate und Link zur Studie.
Würde jetzt nicht lügen aber in erster Linie geht es niemand was an.
Und den aller meisten LGBTs steht es quasi auch nicht auf der Stirn.