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LGBTI-Hasser auf Tour

Wieder Hass-Bus der "Demo für alle" unterwegs

Das homo- und transfeindliche Bündnis will in den nächsten Tagen Kundgebungen in Berlin und Erfurt abhalten – neben weiteren unangekündigten Stopps.


Der Hassbus im September 2017 in Köln – wie bei vielen weiteren Stationen seiner beiden Touren stieß er auf großen Gegenprotest (queer.de berichtete) (Bild: nb)

  • Von Norbert Blech
    4. September 2020, 04:16h 15 4 Min.

Deutschlands führende Vereinigung von aktiv gegen LGBTI-Rechte ankämpfenden Homo-Hassern, die "Demo für alle", will wieder mit einem großen "Bus der Meinungsfreiheit" durch deutsche Städte touren und Falsch-Informationen und Hetze verbreiten – diesmal zum Thema "Sex-Pädagogik". Das gab der gemeinnützige (!) Verein, der offiziell den Namen Ehe-Familie-Leben e.V. trägt, am Donnerstag bekannt.

Erster Halt wäre demnach am Sonntag in Erfurt (nicht Magdeburg, wie hier zunächst stand). Dort sei eine Kundgebung ab 12.30 Uhr auf dem Domplatz geplant. Eine weitere Veranstaltung soll es der Ankündigung zufolge am Dienstag in Berlin geben, um 15 Uhr vor dem Roten Rathaus.


Die "Demo für alle" war zuletzt wenig auf den Straßen unterwegs, aber dennoch aktiv: Hier etwa im Mai gegen das Teil-Verbot von "Homo-Heilung". Auf einer "Demo für alle" in Stuttgart wurde 2015 ein junger Mann dafür gefeiert, seine Homosexualität nicht auszuleben (queer.de berichtete)

Bei der insgesamt siebentägigen Bustour wolle man in weiteren Städten Halt machen, aber keine Kundgebungen abhalten, so die "Demo für alle", die sich als Partner wieder das internationale Fundi-Netzwerk CitizenGo ins Boot geholt hat.

Die "Demo für alle" war einst im Netzwerk der AfD-Politikerin Beatrix von Storch und ihres Ehemanns entstanden und hatte zunächst mehrere Demonstrationen gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg abgehalten und dabei unter großem Medienecho rechte Kampfbegriffe wie "Frühsexualisierung" oder "Gender-Ideologie" bekannter gemacht – in einem Kampf gegen ein angemessenes Aufgreifen von Homo- oder Transsexualität im Unterricht, der schulische und ehrenamtliche Aufklärung über LGBTI, schulische Sexualkunde und Sexualpädagogik in einen großen Propaganda-Topf zusammenwarf.

Danach verstärkte die Organisation ihren Feldzug gegen alle möglichen LGBTI-Themen – mit mehreren "wissenschaftlichen" Tagungen, Demonstrationen, Petitionen und Massenschreiben an Abgeordnete sowie bislang zwei Bustouren. Die erste richtete sich 2017 gegen die Ehe für alle, die zweite ein Jahr später gegen vermeintlich "schamverletzende Sexualerziehung in Schulen".


Auch gegen trans Menschen hetzt die "Demo für alle" zunehmend

Der gut vernetzten Organisatorin Beverfoerde, früher CDU-Mitglied, gelang es dabei immer wieder, rechte bis rechtsextreme Kreise, vor allem AfD-Politiker, ebenso zu mobilisieren wie erzkonservative Kreise in der Union oder in der katholischen und evangelisch-evangelikalen Kirche. Neben entsprechenden Medien, von der rechten "Junge Freiheit" bis zur katholischen "Tagespost", schaffte sie es auch immer wieder, manche Massenmedien auf Irrwege zu bringen. Anlässlich der letzten Bustour 2018 verbreiteten etwa die "Stuttgarter Nachrichten" die aufgewärmten "Argumente" der Bewegung unter der Überschrift "Neuer Streit über Sex-Unterricht in der Schule" (queer.de berichtete).

Beverfoerde, die am letzten Wochenende an der "Querdenken"-Demonstration in Berlin teilnahm und sich immer häufiger entsprechend gegen Corona-Maßnahmen äußert, will auch diese Bus-Tour dem Thema Sexualkunde widmen. Dabei nutzt sie den seit Monaten von ihr zur Propaganda genutzten Skandal um den einflussreichen Sexualpädagogen Helmut Kentler, auf dessen Betreiben heraus Jugendämter Kinder und Jugendliche an pädophile Pflegeväter gaben – es kam zu Missbrauch. Die Fälle liegen Jahrzehnte zurück, wurden aber erst vor wenigen Jahren bekannt und werden weiter untersucht. Die "Demo für alle" nutzt (wie weitere rechte und klerikale Kreise) das Thema, um alle Formen moderner Aufklärung und letztlich auch Homosexuelle zu diffamieren und in die Nähe von Pädophilie und Missbrauch zu rücken. In Wirklichkeit will Sexualpädagogik diesen verhindern.

"Kentlers Forschung und Einfluss auf die heutige Sexualpädagogik in Schulen und Kitas können nicht von seinem pädosexuellen 'Experiment' getrennt werden", behauptet die "Demo für alle" in ihrer Ankündigung zur Bus-Tour, die unter dem Titel "Stoppt Kentlers Sex-Pädagogik! Schützt unsere Kinder" stehen soll. "Das verbrecherische 'Experiment' muss restlos aufgeklärt und die damit untrennbar verwobene Sexualpädagogik konsequent aus Lehr- und Bildungsplänen, Unterrichtsmaterialien, Studiengängen und Ausbildungen entfernt werden."


In sozialen Netzwerken feiert die "Demo für alle" immer wieder homo- und transfeindliche Politik wie in Polen oder Ungarn

Die "Demo für alle" hatte sich zuletzt noch weiter radikalisiert und – im Kampf gegen die Istanbul-Konvention – mit der polnischen ultrakatholischen Organisation "Ordo Iuris" zusammengearbeitet, die unter anderem für einige "LGBTI-freie Zonen" (von der "Demo für alle" zur "familienfreundlichen Kommunalpolitik" verklärt) und einen extremen Hassbus verantwortlich ist – und für einen vom Parlament in erster Lesung angenommenen Gesetzentwurf, der Sexualerziehung praktisch unter Strafe stellen würde (queer.de berichtete). Zweck sei "Schutz der Kinder gegen sexuelle Gewalt durch LGBT-Aktivisten und Verhinderung der sexuellen Promiskuität junger Menschen", heißt es zur Begründung, "Sexualerziehung, bei der Kinder sexuell stimuliert und an Homosexualität gewöhnt werden", sei ein "Mittel der LGBT-Lobby für politische Zwecke".

Absurde Zitate, die auch die Denke der "Demo für alle" zusammenfassen und ihre Gefahr verdeutlichen.

Korrektur: Der Bus hält am Sonntag in Erfurt, nicht in Magdeburg, wie hier zunächst angegeben.


 Update  12.45h: Gegenkundgebung in Erfurt geplant

Der CSD Erfurt und weitere Organisationen haben für Sonntag ab 11.30 Uhr zur Kundgebung "Kein Millimeter nach Rechts – Queerfeindlichkeit konsequent entgegenstellen" auf dem Domplatz aufgerufen.

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#1 KaiJAnonym
  • 04.09.2020, 07:56h
  • Die Tour scheitert an rechtsstaatl. Widrigkeiten.
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#2 Prima4Anonym
  • 04.09.2020, 08:21h
  • Luftlutscher allesamt, braucht man gar net drüber reden, aber...

    Magdeburg? Ich hab 2 Termine, und da nehm ich Berlin und fucking Magdeburg?

    Is die Region besonders redneckstyle oder was?
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#3 AutumnProfil
  • 04.09.2020, 08:24hKöln
  • @ Queer: Wisst ihr wo man die Route der Tour nachlesen kann? Ich finde es extrem wichtig, dass man sich dem entgegen stellt, deshalb sollte man sich frühzeitig informieren
  • Direktlink »

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