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Französische LGBTI-Aktivist*innen beklagen bereits seit längerem einen Anstieg der Hasskriminalität. Ein Überfall in Bordeaux zeigt, wie brutal Homo-Hasser vorgehen.
Ein offenbar aus Homophobie begangener brutaler Übergriff erschüttert die westfranzösische Universitätsstadt Bordeaux. Ein schwules Paar, Yacine Sif El Islam und Benjamin Yousfi, soll in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch von zwei Unbekannten attackiert und mit einem Messer verletzt worden sein.
Die beiden Täter seien dem Paar zufolge am Mittwochmorgen gegen 1 Uhr nahe der Straßenbahnhaltestelle an der Rue de Tauzia gefolgt, als sich die schwulen Männer nach einem Absacker auf dem Nachhauseweg befanden. Die Täter hätten sie dann an der Haustür abgefangen, homophob beleidigt und mit einem Messer attackiert, als Yacine die Haustür aufschließen wollte: "Ich habe mich umgedreht und einer hat mein Gesicht aufgeschlitzt. Es gab dann einen Kampf", erklärte Yacine. Er sei mit dem Messer am Gesicht, sein Freund Benjamin an der Schulter verletzt worden. Das schwule Paar betonte gegenüber den Lokalnachrichten, dass Nachbarn sofort Hilfe gerufen hätten – und bedankten sich für die Solidarität.
Die Täter konnten ein Handy und Zigaretten von den Opfern entwenden, aber nicht deren Portmonees. Dies sei ein Anzeichen, dass die Täter allein aus Homophobie gehandelt hätten: "Sie haben gesehen, dass wir Homosexuelle sind – und das gefiel ihnen nicht", so Yacine. "Sie haben uns 'schmutzige Schwuchteln' genannt." Nähere Angaben zu den Tätern wurde nicht gemacht. Sie sollen sich immer noch auf freiem Fuß befinden.
Die Schulterverletzung von Benjamin musste im Krankenhaus mit 15 Stichen genäht werden. Außerdem veröffentlichte Yacine am Mittwoch das Bild einer 16 Zentimeter lange Narbe, die er bei dem Vorfall davontrug.
Unterstützung vom Bürgermeister
Am Donnerstag wurde das Paar von Bürgermeister Pierre Hurmic im Rathaus von Bordeaux empfangen, der ihnen eine Aufklärung der Tat versprach. Bereits zuvor hatte der Politiker der grünen Partei "Europe Écologie-Les Verts" via Twitter erklärt: "All meine Unterstützung gilt den Opfern."
Twitter / PierreHurmicJ'apporte tout mon soutien aux victimes.
Pierre HURMIC (@PierreHurmic) September 2, 2020
Nous travaillons depuis 2 mois avec la procureure de la République et le préfet de police de Gironde pour répondre à la fois de manière répressive et préventive à cette montée de la délinquance urbaine. https://t.co/8TsI7idww0
Queere Aktivist*innen in Frankreich beklagen bereits seit längerem einen Anstieg der LGBTI-feindlichen Übergriffe. Das französische Innenministerium teilte im Frühjahr mit, dass sich 2019 die Zahl der gemeldeten Hassdelikte gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten um 36 Prozent erhöht habe (queer.de berichtete).
Um gegen diesen Anstieg vorzugehen, hat die französische Nationalversammlung Mitte Mai ein neues Gesetz beschlossen, das hohe Strafen für Hasskommentare im Internet vorsieht (queer.de berichtete). Allerdings erklärte der Verfassungsgerichtshof das Gesetz für ungültig, da es die Meinungsfreiheit auf unzulässige Art einschränke (queer.de berichtete). (dk)
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