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Philippinen
Duterte begnadigt wegen Mordes an trans Frau verurteilten US-Elitesoldaten
Eigentlich gilt der philippinische Präsident als harter Hund, der Kriminalität nicht duldet. Beim amerikanischen Mörder einer trans Frau drückt Rodrigo Duterte aber beide Augen zu. Eine LGBTI-Aktivistin verspottet ihn deshalb als "Schoßhund der USA".

Presidential Communications Operations Office / wikipedia) Rodrigo Duterte regiert sein Land seit Juni 2016 mit harter Hand (Bild:
- 7. September 2020, 14:23h 3 Min.
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat einen wegen Mordes an einer Transsexuellen verurteilten US-Soldaten überraschend begnadigt. Duterte habe entschieden, dem Amerikaner die verbleibende Haftstrafe zu erlassen, teilte Außenminister Teodoro Locsin Jr. am Montag auf Twitter mit.
Der damals 19-jährige Joseph Scott P. war 2015 für schuldig befunden worden, im Jahr zuvor die 26-jährige Transsexuelle Jennifer Laude in einem Hotelzimmer in Olongapo City nördlich von Manila erst stranguliert und dann ihren Kopf in eine Toilette gedrückt zu haben. Als Grund für den Mord nannte er, dass er nach einem intimen Akt festgestellt habe, dass die Frau männliche Sexualorgane habe.
Er wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt und saß seither wegen eines Abkommens zwischen beiden Ländern in einer speziellen Zelle im Hauptquartier des philippinischen Militärs statt in einem Staatsgefängnis ein. Nun kommt er bereits nach fünf Jahren frei.
Der Obergefreite der amerikanischen Eliteeinheit Marines hatte zum Tatzeitpunkt im Oktober 2014 mit anderen amerikanischen und philippinischen Militärangehörigen an einem Manöver teilgenommen. Am Abend zogen er und Kameraden durch Bars, später nahmen sich den Angaben zufolge die Männer Frauen mit auf Hotelzimmer, bevor sie wieder an Bord ihres Schiffes gingen.
Kritik von LGBTI-Aktivst*innen
LGBTI-Aktivist*innen kritisierten die Begnadigung scharf: "Eine schwache Verurteilung. Eine Haft mit allem Komfort. Und jetzt ein absolute Begnadigung von niemand Geringerem als den Präsidenten der Republik. Es ist Zeit, dass wir, die LGBTQ-Community der Philippinen, Duterte als das bezeichnen, was er wirklich ist: ein Schoßhund der USA", erklärte Rey Salinas von der LGBTI-Organisation Bahaghari.
Der Mord an der 26-Jährigen hatte linksgerichtete Gruppen und nationalistische Organisationen wieder nach einem Ende der Militärpräsenz der USA in ihrer früheren Kolonie rufen lassen. Auch hatte der Fall eine neue Debatte über die Strafverfolgung von US-Soldatinnen und -Soldaten ausgelöst.
Duterte regiert mit Zick-Zack-Kurs bei LGBTI-Rechten
Präsident Rodrigo Duterte gilt als eine philippinische Version von Donald Trump. Bei LGBTI-Rechten legte der Populist einen Zickzack-Kurs hin. Mehrfach änderte er etwa seine Meinung über die Ehe für alle. Anfang 2017 sagte der frisch gewählte Staatschef, dass er die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht ablehne, "weil wir Katholiken sind" (queer.de berichtete). Im Dezember 2017 war er dann wieder für die Ehe-Öffnung, zog diese Zusage aber im Juli 2018 zurück.
Immer wieder fiel Duterte durch homosexuellenfeindliche und teils vulgäre Ausbrüche auf. Vergangenes Jahr beschimpfte er katholische Bischöfe etwa als "Hurensöhne" und "schwul". Kurze Zeit später stellte er die These auf, dass 40 Prozent der kommunistischen Terroristen schwul seien. Wenige Wochen später sagte er, er sei durch "schöne Frauen" von seiner Homosexualität "geheilt" worden. (dpa/dk)
