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Wien
Demo gegen "Querdenken"-Hass
Corona-Leugner*innen hatten auf ihrer Demo am Samstag eine Regenbogenfahne zerrissen. Eine Gegendemonstration versuchten die Homo-Hasser*innen zwei Tage später zu stören.

Twitter / ChairNoHorseKey) Viele Menschen kam zum Platz der Menschenrechte, um gegen Hass auf sexuelle und geschlechtliche Minderheiten zu demonstrieren (Bild:
- 8. September 2020, 10:47h 2 Min.
Am Montagabend haben am Wiener Platz der Menschenrechte hunderte Personen gegen das Zerreißen einer Regenbogenfahne während einer "Querdenken"-Demonstration zwei Tage zuvor protestiert. Die Protestaktion war von der grünen Nationalratsabgeordneten Ewa Ernst-Dziedzic angemeldet worden. Ernst-Dziedzic, die beim Wiener Europride 2019 ihre Freundin geheiratet hatte, schätzte die Zahl der Teilnehmenden gegenüber der Nachrichtenagentur APA auf 2.000. Die Polizei gab sich mit einer Schätzung von rund 1.000 konservativer.
Gepostet von Die Grünen Andersrum am Montag, 7. September 2020
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Anlass für die Demo der LGBTI-Aktivist*innen war, dass mehrere Personen auf der Bühne der "Querdenken"-Demo der Corona-Leugnerinnen und -Leugner eine Regenbogenfahne zerrissen hatten. Dazu schrie Aktivistin Jennifer Klauninger ins Mikrofon: "Ihr seid kein Teil unserer Gesellschaft. Wir müssen unsere Kinder gegen Kinderschänder schützen. Wir alle sind dafür verantwortlich" (queer.de berichtete). Die Aktion führte zu scharfer Kritik von LGBTI-Organisationen und demokratischen Parteien (queer.de berichtete).
Unterdessen gab die Polizei am Montag bekannt, dass sie nach dem Zerreißen der Regenbogenfahne gegen mehrere namentlich bekannte Personen wegen Volksverhetzung ermittle. Man werte derzeit Videos aus.
Twitter / MichaelBonvalot | Viele Demonstrant*innen waren am Montag empört darüber, dass auch homophobe Corona-Leugner*innen zur Demo erschienen waren, um offensichtlich zu provozierenExtreme Rechte können in Wien mitten in einer #LGBTIQ Kundgebung provozieren. Die Wiener Polizei schützt die extremen Rechten und FaschistInnen. pic.twitter.com/GI5bDtZFFA
Michael Bonvalot (@MichaelBonvalot) September 7, 2020
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Klauninger inszeniert sich als Opfer
Auch Jennifer Klauninger (auf Facebook nennt sie sich "Jenny Klaus"), Flaggen-Mitzerreißer Manuel Cornelius Mittas und mehrere ihrer Anhänger*innen waren zu der LGBTI-Demo erschienen und wurden von der Polizei abgeschirmt. Eine Entschuldigung für ihre Tat lehnt Klauninger bis heute ab, stattdessen inszeniert sie sich als Opfer. Wie in Homophobie-Dementis üblich argumentierte sie, sie könne gar nicht Schwule und Lesben hassen, da sie viele homosexuelle Freunde habe: "Zuerst haben sie mich als Rechtsradikale hingestellt, dann als Corona-Leugnerin und jetzt nennen sie mich homophob. Dabei habe ich auch Homosexuelle im Freundeskreis", sagte sie gegenüber "Wochenblick", einer Onlinezeitung, die der rechtspopulistischen FPÖ nahesteht. In dem Artikel mit der Überschrift "Sie hat die Pädo-Fahne zerrissen" behauptete sie weiter, die Flagge habe mit dem Herz in der Mitte ein angeblich pädophiles Symbol beinhaltet, das mit Homosexuellen nichts zu tun habe.
Twitter / PresseWien | Diese Szene vom Samstag hatte zum Eklat geführt. Mehr zur Argumentation, die Aktion habe sich gegen das Herz gerichtet, in diesem BerichtWie schon berichtet, fand heute in #Wien eine Kundgebung der "Querdenker" statt. Hier ein kurzer Videoabschnitt in dem zu sehen ist, wie auf der Bühne unter tosendem Beifall eine Regenbogenfahne zerrissen wird, da sie als Symbol für "Kinderschänder" verunglimpft wird. pic.twitter.com/csGFFtOehm
Presse Service Wien (@PresseWien) September 5, 2020
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Die Homosexuellen Initiative Wien (HOSI) hält diese Verteidigungsstrategie aber für ein Ablenkungsmanöver: "Die sechs Farben in dieser Anordnung sind ganz klar der LGBTIQ-Bewegung zuordenbar", sagte HOSI-Obfrau Ann-Sophie Otte gegenüber dem ORF Wien. "Die Gleichsetzung der LGBTIQ-Bewegung mit Pädophilie ist eine alte und haltlose Unterstellung unserer politischen Gegnerinnen und Gegner. LGBTIQ-Menschen sind genauso viel oder wenig pädophil wie heterosexuelle Menschen auch", so Otte weiter. (dk)
