Wenige Tage vor der NRW-Kommunalwahl hat sich die CDU Steinhagen (Kreis Gütersloh) im Sozialausschuss als einzige Fraktion gegen ein neues Logo ausgesprochen, das die Familienfreundlichkeit der Gemeinde bildlich darstellen soll. Das berichtet die Lokalzeitung "Haller Kreisblatt". Der Grund für die Ablehnung fußt auf Homophobie: Auf dem Logo befindet sich links eine Familie, die aus zwei Männern und einem Kind besteht. Der prominente Platz für eine Regenbogenfamilie ist den Christdemokraten zu viel. SPD, Grüne und FDP stimmten allerdings zu und konnten die homosexuellenkritische Fraktion überstimmen.
CDU-Fraktionschef und Bürgermeisterkandidat Hans-Heino Bante-Ortega beklagte sich bereits im Vorfeld über die "beiden maskulineren Personen", die im Logo ganz vorne stünden – er würde diese Figuren gerne in die Mitte verschieben, weil von "Herren mit Kind" eine falsche Symbolik ausgehe. Am Ende enthielt er sich bei der Abstimmung, seine zwei CDU-Kollegen im Ausschuss stimmten aber wegen des Homo-Paares gegen den Entwurf.
"Lebendige Demokratie" ist bei den Steinhagener Christdemokraten wohl nur mit Heterosexuellen erlaubt (Bild: CDU Steinhagen)
Die anderen Fraktion verstehen die Einwände nicht. "Dass wir im Jahr 2020 ernsthaft so eine Frage diskutieren müssen, ist eine Farce", erklärte SPD-Bürgermeisterkandidatin Sarah Süß. FDP-Fraktionschefin Silke Wehmeier ergänzte, dass homosexuelle Paare heutzutage eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollten – und forderte sogar noch mehr Sichtbarkeit: "Um alle Möglichkeiten abzudecken, hätte man auch noch zwei Frauen mit einem Kind zeigen können."
Das neue Logo wurde notwendig, weil Steinhagen den an ein Überprüfungsverfahren geknüpften Begriff "familiengerechte Kommune" nicht mehr verwenden darf. Grundlage für das neue Logo soll ein 2014 einstimmig im Gemeinderat beschlossener Familienbegriff sein, der auch Regenbogenfamilien ausdrücklich benennt.
Besonders pikant an der Ablehnung der CDU: Das Logo wurde von Werbegrafikerin Astrid Lonnemann entworfen, die selbst bei der Kommunalwahl für die Christdemokraten antritt.
Das "Haller Kreisblatt" kritisierte die ablehnende Haltung der CDU in einem Kommentar scharf: "Die Darstellung eines homosexuellen Paars mit Kind stellt in den Augen der CDU auch heute noch eine derartige Provokation dar, dass sie zum Totalverweigerer erstarrt", so Autor Frank Jasper. (dk)