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Religiös motivierte Transphobie

Bremen: Evangelische Schule wollte "Dämon" von trans Schüler austreiben

Evangelische Einrichtungen in Bremen haben offenbar massive Homo- und Transphobie-Probleme: Nach dem angeklagten Hass-Pastor Olaf Latzel sorgt jetzt eine Bekenntnisschule für Schlagzeilen – die Polizei ermittelt.


Der ehemalige Schüler der Bekenntnisschule beklagt, dass er unter dem Zeichen des Kreuzes viel Leid ertragen musste (Bild: fairytaleweaver / flickr)

  • 14. September 2020, 13:05h 16 3 Min.

In Bremen gibt es erneut einen Fall von evangelisch-christlicher LGBTI-Feindlichkeit: Wie die "taz" berichtet, ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Misshandlung Schutzbefohlener gegen die Freie Evangelische Bekenntnisschule Bremen (FEBB), weil diese 2015 einen trans Schüler nach seinem Coming-out ohne Unterlass gemobbt haben soll, so dass der Mann noch heute unter seelischen Problemen leidet. "Diese Schule hat meine Zukunft zerstört", so das Opfer, dem eine Uni-Psychologin bescheinigte, von der Schule traumatisiert worden zu sein. Er habe Jahre gebraucht, mit dem Erlebten fertig zu werden, und erst jetzt die Kraft gehabt, seine Peiniger anzuzeigen.

Der junge Mann berichtet von Psychoterror seitens der Lehrer*­innen, nachdem er sich geoutet hatte. So sei er nicht mit seinem männlichen Namen und entsprechenden Personalpronomen angesprochen worden. Ihm seien sogar Fehler berechnet worden, wenn er in Klausuren diesen Namen niederschrieb. Lehrer*­innen hätten außerdem Freunde des Jungen öffentlich befragt, wie sie mit ihm als Trans­sexuellen befreundet sein könnten. Hinter seinem Rücken hätten sich Eltern und Lehrer*­innen in spirituellen Runden getroffen, um für seine "Heilung" – und gegen den "Dämon", der von ihm Besitz ergriffen habe – zu beten. Der trans Schüler soll auch unter einem Vorwand zu Gesprächen eingeladen worden sein und habe sich dann "Heilungs"-Gebete anhören müssen.

Warb Schule für "Konversionstherapien"?

Laut dem Ex-Schüler soll die Schule damals auch für "Konversionstherapien" geworben haben. Das kann nach einem Beschluss des Bundestages vom Mai diesen Jahres inzwischen bestraft werden (queer.de berichtete).

Die Schule weist hingegen jegliche Vorwürfe zurück. "Für uns als Schule spielt die sexuelle Orientierung unserer Schüler*innen keine Rolle", heißt es in einem Schreiben. Natürlich begegne man auch "transsexuellen Schüler*innen" stets mit "Respekt, Toleranz und Nächstenliebe."

CSD-Veranstalter*innen sammeln Diskriminierungserfahrungen

Anlässlich des Vorfalls bittet der örtliche CSD-Verein, dass sich Betroffene wegen Diskriminierungserfahrungen an Bremer Schulen melden sollen (siehe Aufruf). "Wir suchen Erfahrungen von (aktuellen und ehemaligen) Schüler*innen, Lehrer*innen, Schulleiter*innen, Klassenkamerad*innen, Eltern, Verwandten, Freunden und allgemein allen Menschen, die persönlich von Diskriminierungen an der Freien Evangelischen Bekenntnisschule (FEBB) oder anderen Bremer Schulen erfahren haben. Die entweder selbst betroffen sind, es waren oder es bei anderen erlebt haben", heißt es darin.

Auch in der Politik zeigte man sich schockiert über den Vorfall. "Religiöse Haltung darf kein Deckmantel für die seelische Misshandlung von Homo- oder Transsexuellen sein", erklärte etwa Miriam Strunge, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, die gemeinsam mit SPD und Grünen regiert. "Von der FEBB erwarte ich, dass sie die lückenlose Aufklärung der Vorfälle unterstützt und bei sich an der Schule einen Kulturwandel hin zur Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt einleitet." An keiner Schule im Land Bremen – egal ob öffentlich oder privat – dulde die Landesregierung Diskriminierung. "Die Regierungsfraktionen haben daher im Haushalt beschlossen, in allen Regionen Bremens und in Bremerhaven Antidiskriminierungsbeauftragte für die Schulen zu schaffen. Diese Stellen müssen nun zügig eingerichtet werden", so Strunge.

Die evangelikal geprägte FEBB wird von einem eingetragenen Verein betrieben und ist staatlich anerkannt – sie wird also stattlich mit Steuergeldern aller Bürger*innen ausgestattet, auch von Nichtgläubigen.

Bereits in den letzten Monaten hatte ein Homo- und Transphobieskandal innerhalb der Bremischen Landeskirche (BEK) für Schlagzeilen gesorgt: Pastor Olaf Latzel wurde wegen Volksverhetzung angeklagt, weil er CSD-Besucher als "Verbrecher" diffamiert und "gelebte Homosexualität" als "vor Gott ein Gräuel" und "todeswürdig" bezeichnet hatte. Trotzdem darf er derzeit weiterpredigen, als wäre nichts geschehen (queer.de berichtete). (dk)

Wöchentliche Umfrage

» Haben dich Lehrer*innen während deiner Schulzeit wegen deiner Homo- oder Transsexualität gemobbt?
    Ergebnis der Umfrage vom 14.09.2020 bis 21.09.2020

#1 Katrina_ReichertProfil
  • 14.09.2020, 13:25hDüsseldorf
  • "Für uns als Schule spielt die sexuelle Orientierung unserer Schüler*innen keine Rolle"
    Das ist ein de facto Schuldeingeständnis.
    Wer Geschlecht und sexuelle Orientierung in einen Topf schmeißt, braucht mir nicht erzählen, einen trans Schüler korrekt behandelt zu haben.
  • Direktlink »
#2 Peck_SEhemaliges Profil
  • 14.09.2020, 13:27h
  • Von der Kirche erwarte ich nichts anderes, ähnliche Fälle gibt es ja zuhauf und die Sprache und Ideologie ist mehr als eindeutig.

    Was mich hier bestürzt ist, dass anscheinend weder Mitschüler, Lehrer oder Eltern eingeschritten sind und es offenbar in Summe eine Übereinkunft von mehreren hundert Personen gab, dass dieser Mensch ausgegrenzt, seelisch verletzt und entmenschlicht gehört. Der Hass bekommt Oberwasser.
  • Direktlink »
#3 Das ist ReligionAnonym
  • 14.09.2020, 13:39h
  • Die Evangelen sind keinen Deut besser als die Katholen.

    Jede Religion ist im Kern ein totalitäres System, das ohne Hass, Unterdrückung und Bevormundung nicht funktionieren kann.
  • Direktlink »

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