Nach der Erstattung einer Strafanzeige gegen die Betreiber*innen der Webseite des Bundes Katholischer Ärzte (BKÄ) hat sich der Verband am Wochenende von "Konversionstherapien" distanziert. Die grüne Bundestagsabgeordnete und queerpolitische Sprecherin Ulle Schauws hatte am Freitag publik gemacht, dass sie Strafanzeige gegen den BKÄ gestellt habe (queer.de berichtete). Es könne nicht sein, dass sich eine Ärzteorganisation "für diese lebensgefährlichen Pseudotherapien trotz des gesetzlichen Verbots so offen ausspricht", so die 54-Jährige.
Nun erklärt der BKÄ auf seiner Website, dass er sich von "Diskriminierung", "jeglichen 'Therapien' mit physischer und seelischer Schädigung" und konkret "Umpoolungs-Therapien" (sic!) , "Pseudo-Therapien" und "Konversionstherapien" distanziere – allerdings schreibt der Verband einschränkend in Klammern dazu, dass dies "im schlechten Sinne, z.B. [für] Elektroschocks etc." gelte. Die Äußerungen lassen viel Spielraum, zumal sie trotzig erkennen lassen, dass der Verband weiter von einer Veränderbarkeit von Homosexualität ausgeht: "Der BKÄ widersetzt sich nicht dem geäußerten Wunsch nach einer künftig HETERO-sexuellen Lebensweise", betont er, "freiwillig geäußerte Wünsche nach Veränderung dürfen nicht unter generelles Verbot gestellt oder gar kriminalisiert werden".
(Bild: www.bkae.org)
Zudem erklärte der Verband trotzig zum im Mai vom Bundestag beschlossenen Teilverbot von "Konversionstherapien": "Wir können nicht schweigen. Strafandrohungen ändern die ganze Situation nicht." Der Verband löschte allerdings einige Unterseiten und entfernte entsprechende Verlinkungen, etwa zu "homöopathischen Therapiemöglichkeiten bei homosexuellen Leiden und Neigung".
(Bild: www.bkae.org)
"Strafanzeige zeigt Wirkung"
Schauws zeigte sich am Montag insgesamt zufrieden: "Offensichtlich hat die Strafanzeige vom letzten Freitag Wirkung gezeigt und der BKÄ distanziert sich nun von den sogenannten Konversionsbehandlungen, für die sie noch bis zum letzten Wochenende geworben hat." Für sie sei die Reaktion ein Hinweis darauf, "dass der jahrelange Kampf mit dieser Scharlatanerie erste Erfolgte zeigt, aber sicher noch nicht zu Ende ist. So lange queeres Leben immer noch verunglimpft und verurteilt wird, liegt es an uns allen, weiterhin für Respekt, Akzeptanz und gleiche Rechte zu kämpfen."
Der 2004 unter anderem Namen gegründete BKÄ macht bereits seit längerem Stimmung gegen sexuelle Minderheiten. 2012 sorgte der Verband etwa für Schlagzeilen, als er die gleichgeschlechtliche Liebe auf dem Katholikentag als "psychische Störung" beschrieb und behauptete, dass Schwule eher Kinder sexuell missbrauchten (queer.de berichtete). (dk)
Das zeigt auf hervorragende Weise wie gering die Trennung von Kirche und Staat ist, wie groß der Einfluss auch von menschenverachtendem Lobbyismus in der Politik sein kann und wie nutzlos ein Gesetz ist, wenn die Behörden nur durch Anzeigen von Privatperonen zur Ermittlung und Strafverfolgung genötigt werden, also keine Kontrolle durch den Staat erfolgt.
Trotz aller Ernüchterung nochmal ein rießiger Dank an Ulle Schauws für ihren Einsatz zugunsten LGBT+.