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Neue Nadelstiche gegen trans Menschen
J.K. Rowlings neuer Roman handelt von einem "transvestitischen Serienkiller"
Die "Harry Potter"-Autorin bringt ihren Hass auf trans Menschen immer mehr in ihr literarisches Werk ein: Ein neuer Krimi argumentiert, dass man einem "Mann in einem Kleid" nie trauen dürfe.

J.K. Rowling schockierte dieses Jahr mit transphoben Äußerungen viele ihrer Fans (Bild: Screenshot NBC)
- 15. September 2020, 09:44h 3 Min.
Mit ihrem am Dienstag erschienen Krimi "Troubled Blood" hat die britische Schriftstellerin J.K. Rowling einen erneuten Shitstorm ausgelöst, weil dieser als transphob kritisiert wird. Zuletzt trendete auf Twitter sogar der Hashtag #RIPJKRowling, mit dem die 55-Jährige für tot erklärt wird.
Anlass ist, dass in ihrem unter dem Pseudonym Robert Galbraith verfassten Buch ein ungelöster Fall aus dem Siebzigerjahren über einen "transvestitischen Serienkiller" behandelt wird, wie in einer Rezension im Londoner "Daily Telegraph" beschrieben wird. Das Buch aus der Reihe um Privatdetektiv Cormoran Strike ist bereits der fünfte Teil einer Krimireihe. Weiter heißt es in dem Artikel: "Man wundert sich, was Kritiker von Rowlings Haltung zu Trans-Fragen aus einem Buch machen, das die folgende Moral zu haben scheint: Traue niemals einem Mann in einem Kleid." Diese Beurteilung wiegt umso schwerer, da sie vom "Telegraph" stammt, einer ultrakonservativen Tageszeitung, die selbst gerne Stimmung gegen trans Menschen macht.
Allerdings hatte Rowling bereits in vorherigen Kriminalromanen ähnliche bedenkliche Geschichten erzählt, diese werden aber erst nach ihren offen transphoben Äußerungen thematisiert. So schrieb sie im 2014 erschienen Roman "The Silkworm" über die böse trans Frau Pippa, die sogar den Kommissar erstechen will. Dieser sagt ihr am Ende des Romans freudig, dass das Männer-Gefängnis für sie als präoperative trans Frau "kein Spaß" sein würde. Die BBC verfilmte den Roman sogar, allerdings wurde die trans Figur aus der TV-Version gestrichen.
Heftige Auseinandersetzungen auf Twitter
Auf Twitter gibt es nun heftige Auseinandersetzungen darüber, ob die Kritik gerechtfertigt ist. Die deutsche Bloggerin und grüne Kommunalpolitikerin Julia Probst kritisierte Rowlings "Buch voller #Transfeindlichkeit" und erklärte über die Autorin: "Sie schließt also bewusst Transmenschen von der Gesellschaft aus und stellt sie als was Böses dar und sie weiß, welchen Einfluss Bücher haben können." Bei dem Hashtag #RIPJKRowling gehe es nicht darum, Rowling den Tod zu wünschen, sondern "um Distanz zu einer Autorin, die sich jeden Rest Glaubwürdigkeit in Sachen Toleranz und Akzeptanz bei ihrer Leserschaft verspielt hat".
/ EinAugenschmausUnwissenheit zugestehen, weil #Rowling schon öfters als #TERF aufgetreten ist. Sie schließt also bewusst Transmenschen von der Gesellschaft aus und stellt sie als was Böses dar und sie weiß, welchen Einfluss Bücher haben können. Der #RIPJRowling wünscht ihr gar nicht den Tod,->
Julia Probst (@EinAugenschmaus) September 15, 2020
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Anhänger*innen der transphoben Thesen Rowlings melden sich dagegen über den Hashtag #IStandWithJKRowling und beschuldigen trans Aktivist*innen, mit aggressiven Methoden die freie Meinungsäußerung abschaffen zu wollen. #RIPJKRowling war am Montag kurz nach seinem Auftauchen getrendet, allerdings hatten den Hashtag auch viele Menschen verwendet, um sie zu verteidigen oder sie ebenso wie das Schlagwort zu kritisieren.

Das neue Rowling-Buch wurde unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht
J.K. Rowling sorgt bereits seit Monaten mit transphoben Äußerungen und Thesen für Aufregung – etwa mit der Behauptung, dass trans Frauen keine echten Frauen seien (queer.de berichtete). Dafür wurde sie heftig kritisiert, unter anderem auch von Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe (queer.de berichtete). LGBTI-Aktivisten kritisierten, es sei verwerflich von der Autorin, sich mit trans Menschen ausgerechnet eine besonders gefährdete Gruppe als mutmaßliches Hassobjekt auszusuchen. So litten geschlechtliche Minderheiten mehr als andere Mitglieder der LGBTI-Community unter Ausgrenzung, was sehr häufig Depressionen und sogar zu Selbstmordversuchen zur Folge habe.
Rowling wird der Gruppe der sogenannten "trans-exclusionary radical feminists" (TERF) zugerechnet. Dabei handelt es sich um Feministinnen und Feministen, die trans Rechte ablehnen und insbesondere Stimmung gegen trans Frauen machen, die sie als verkappte Männer diffamieren.
Wie gefährlich die TERF-Bewegung ist, erklärte vergangene Woche die bisexuelle "Sex and the City"-Schauspielerin Cynthia Nixon, die selbst einen 23-jährigen trans Sohn namens Samuel hat. Die von Rowling angestoßene Debatte sei für ihn "wirklich schmerzlich" gewesen, da er in seiner Kindheit "Harry Potter" geliebt habe, so Nixon gegenüber der Londoner Tageszeitung "Independent". "Wir sind eine Harry-Potter-Familie. Das Buch schien sich für Menschen einzusetzen, die anders sind." Daher sei es "wirklich verwirrend, dass sie sich eine Gruppe von Menschen, die offensichtlich anders sind, aussucht, und ihre Existenz leugnet". (dk)














