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Rede zur Lage der Union

Von der Leyen: "LGBTQI-freie Zonen sind Zonen, die frei von Menschlichkeit sind"

Überraschend deutlich attackiert die EU-Kommissionspräsidentin in ihrer "State of the European Union"-Rede Homophobie in Polen und kündigte eine europäische Strategie an, um Rechte queerer Menschen zu stärken.


Ursula von der Leyen bei ihrer ersten Rede zur Lage der Union (Bild: Screenshot eudebates.eu)

  • 16. September 2020, 11:22h 9 3 Min.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in ihrer Rede zur Lage der Union im Brüsseler Europaparlament "LGBTI-freie Zonen" in Polen scharf kritisiert. "Ich möchte ganz deutlich sein: LGBTQI-freie Zonen sind Zonen, die frei von Menschlichkeit sind. Sie haben keinen Platz in unserer Union", sagte die CDU-Politikerin unter dem Applaus vieler Abgeordneter zum Ende ihrer mehr als einstündigen Rede. Damit kam die EU-Chefin Forderungen von LGBTI-Aktivist*innen nach, die Einrichtung von sogenannten LGBT-freien Zonen in vielen konservativen Regionen und Kommunen Polens zu rügen.

Von der Leyen kündigte in ihrer Rede, in der sie die Projekte der Kommission für das nächste Jahr vorstellte, auch einen konkreten Schritt zum Schutz von LGBTI an: Um deutlich zu machen, "dass wir die gesamte Community unterstützen, wird die Kommission in Kürze eine Strategie vorlegen, um LGBTIQ-Rechte zu stärken", sagte die 61-Jährige. Als Teil dessen werde sie sich für gegenseitige Anerkennung von Familien innerhalb der EU einsetzen. "Wenn sie ein Elternteil in einem Land sind, sind Sie natürlich ein Elternteil in allen Ländern", so von der Leyen. Der Hintergrund: Das Europaparlament hatte immer wieder kritisiert, dass die Anerkennung von Regenbogenfamilien in Ländern, die Homo-Paare nicht mit Hetero-Paaren gleichgestellt haben, oft schwierig sei (queer.de berichtete).

Video | Ausschnitt aus der Rede. Quelle: EU
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Am Dienstag hatten 32 LGBTI-freundliche Abgeordnete vor dem EU-Parlament für mehr Solidarität der Union mit der queeren Bevölkerung in Polen demonstriert (queer.de berichtete). Die LGBTI Intergroup – eine Gruppe Europaabgeordneter, die sich auf den Themenbereich der Rechte für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten konzentriert – forderte von der Leyen mit der Aktion auf, in ihrer Rede zur Lage der Union auf dieses Thema einzugehen.

Twitter / dw_europe

Von der Leyen machte in ihrer Rede auch deutlich, dass Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus nicht akzeptabel seien. Sie sei stolz, in einer offenen Gesellschaft zu leben, warnte aber davor, dass der Fortschritt im Kampf gegen "Rassismus und Hass" zerbrechlich sei.

EU-Beauftragter gegen Rassismus soll ernannt werden

Außerdem kündigte von der Leyen einen Aktionsplan zu Menschenrechten an. "Als Teil dessen werden wir vorschlagen, die Liste der EU-Verbrechen auf alle Formen der Hassdelikte und Hasssprache auszuweiten, egal ob es wegen Rasse, Religion, Geschlecht oder Sexualität ist. Hass ist Hass – und niemand sollte sich das gefallen lassen." Sie kündigte auch die Ernennung eines EU-Beauftragten für den Kampf gegen Rassismus an.

In der auf Englisch, Französisch und Deutsch gehaltenen Rede sprach von der Leyen über eine ganze Reihe von Themen, etwa über die Corona-Krise, Gesundheitspolitik, den Mindestlohn, den Klimawandel, Nachhaltigkeit oder den Umgang mit Daten und Digitalisierung. Sie warnte vor "Impfstoff-Nationalismus", sprach sich für Multilateralismus aus und warnte vor dem "systemischen Rivalen" China. Die Staatengemeinschaft müsse das Thema Menschenrechte direkt ansprechen – "sei es Hongkong oder seinen es die Uiguren". Von der Leyen forderte das Ende des Einstimmigkeitsprinzips im Europäischen Rat bei derartigen Fragen.

Beim Thema Migration forderte die Präsidentin Kompromisse und gegenseitiges Vertrauen. Ein Rechtsstaatlichkeitsbericht werden Ende des Monats vorgestellt. Sie kritisierte unter anderem den Verkauf von Reisepässen durch EU-Länder.

Direktlink | Die gesamte Rede von der Leyens
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Am Montag war die wachsende Sorge um Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte in Polen bereits Thema im Plenum der EU-Volksvertretung. Kommissionsvize Vera Jourova, eine tschechische Liberale, forderte dabei bereits weitere Sanktionen gegen Warschau (queer.de berichtete).

Ursula von der Leyen hatte sich in der Vergangenheit für LGBTI-Rechte engagiert. So gehörte sie zu der Minderheit innerhalb der Union, die für die Ehe für alle gestimmt hat (queer.de berichtete). Als Bundesverteidigungsministerin warb sie dafür, sexuelle und geschlechtliche Minderheiten in den deutschen Streitkräften gleich zu behandeln (queer.de berichtete). Für ihr Engagement erhielt sie 2017 den Homo-Orden von queer.de. (dk)

#1 KAiJAnonym
  • 16.09.2020, 11:44h
  • LGBTIQ-Rechte durch EU-Charta stätken.
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#2 PetterAnonym
  • 16.09.2020, 13:20h
  • Ich danke Frau von der Leyen für die klaren Worte, aber dann müssen den Worten jetzt auch Taten folgen.

    Es muss endlich Sanktionen geben, die dieses menschenunwürdige Verhalten (was noch dazu gegen EU-Recht verstößt) sanktionieren. Und wenn die nichts bringen, waren sie offenbar noch nicht hart genug und müssen noch verschärft werden. Solange immer weitere Verschärfung, bis das endlich ein Ende hat.

    Wenn die EU nicht ihre eigenen Rechte in allen Mitgliedsstaaten umsetzen kann, verliert sie jede Glaubwürdigkeit und mutiert zur reinen Melk-Kuh, wo wir auch noch solches Verhalten fördern. Dann wären die Tage der EU früher oder später gezählt. Deswegen müssen jetzt endlich harte Konsequenzen folgen. Hat lange genug gedauert.
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#3 KaiJAnonym
  • 16.09.2020, 18:00h
  • Antwort auf #1 von KAiJ
  • Eine Strategie LGBTIQ-Rechte zu stärken muss es in der EU sein, weiter Fördergelder an die Einhaltung der Menschenrechtskonvention(sic!) zu koppeln.
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