"Bist du schwul oder was? – "Ja! Hast du Angst vor einer Schwuchtel?" So klingen die Dialoge zwischen dem jungen Türken Beyto (Burak Ates) und seinem Schimmtrainer Mike (Dimitri Stapfer). Nach anfänglichen Hürden sind die schwer verliebten Jungs ein Paar.
Nur die konservativen Eltern von Beyto dürfen von der sexuellen Orientierung ihres Sohnes nichts wissen. Solche familiäre Ablehnung hat Mike längst hinter sich gelassen. "Weißt du warum ich schwul bin? Weil es schön ist!", macht er seinen neuen Lover mit lächelnder Lässigkeit Mut.
Doch kaum werden die beiden Turteltauben von Beytos geschwätzigen Tanten auf dem Zurich Pride gesichtet, nimmt das Drama seinen Lauf. Ein Heimaturlaub wird eingefädelt, dort folgt die Zwangshochzeit mit einer Cousine. "Es zählt die Familie, nicht die Liebe", erzählt die Mutter. Der überrumpelte Sohn fügt sich widerwillig in sein Schicksal. Nach der Rückkehr in die Schweiz werden die Liebeskarten freilich neu gemischt...
Niemand wollte eine schwule Rolle spielen
Poster zum Film: "Beyto" soll im Februar 2021 in die deutschen Kinos kommen
Für den gelernten Produktionsmechaniker Burak Ates, 1994 in Solothurn geboren, war die Hauptrolle in "Beyto" eine ganz neue Erfahrung. Der attraktive Schweizer gibt hier sein Debüt vor der Kamera. Für Regisseurin Gitta Gsell geriet der Laie zum Glücksfall. "Wir suchten nach einem jungen Mann, der in der Schweiz aufgewachsen ist, aber auch die türkische Kultur verinnerlicht hat und somit den Konflikt nachvollziehen kann", erzählt sie. Und berichtet über etliche Absagen bei der Suche nach dem passenden Kandidaten: "Viele, die wir gecastet haben, lehnten ab, als sie erfuhren, dass ein schwuler junger Mann verkörpert werden soll. Das taten sie nicht, weil sie selber ein Problem mit Homosexualität gehabt hätten, sondern weil sie sich vor der Reaktion ihrer Eltern oder anderen Familienmitgliedern fürchteten."
"Kebab, nervig, lustig", antwortet der Burka Ates auf die Frage, wie er sich mit drei Worten beschreiben würde. Das Interview findet sich auf der Homepage von seinem Fitness-Studio, das ihn unlängst zum "Member of the Month" kürte. "Buri", wie man ihn dort nennt, dürfte demnächst noch mehrfach mediale Auskunft geben. Seinen einstigen Job als Produktionsmechaniker hat er aufgegeben und studiert aktuell Schauspiel an der European Film Actor School in Zürich.
Der leinwandpräsente Auftritt in "Beyto" als verzweifelter Liebhaber in dieser Roman-Verfilmung von "Der Hochzeitsflug" von Yusuf Yesilöz dürfte für einen Karriere-Kick sorgen. Die Balance zwischen Coolness und Verletzlichkeit gelingt dem Newcomer mit grandioser Lässigkeit. Im Wettbewerb beim Zurich Film Festival hat das Coming-out-Drama allemal beste Chancen. Hierzulande soll der Film im Februar 2021 in die Kinos kommen.
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