Der katholische Bischof Heinrich Timmerevers, das Oberhaupt des Bistums Dresden-Meißen, hat sich in einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ausgesprochen.
"Die Frage ist doch: Was segne ich? Ich segne Menschen. Und wenn ein Mensch vor mir steht und um einen Segen bittet – wie kann ich diesen Segen verweigern?", fragte der 68-Jährige, der das nach Kirchensteuerzahlenden drittkleinste Bistum der katholischen Kirche in Deutschland anführt. "Ein Segen ist ja der Zuspruch Gottes. Zu unterscheiden davon ist, dass ich mit solch einem Segen ja nicht alles 'absegne' und gut finde, was diese Menschen tun. Da muss man sehr differenziert hinschauen."
Über die Form der Segnung müsse sich die Kirche "natürlich" Gedanken machen. Er würde "grundsätzlich" eine Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare begrüßen.
Seelsorge für Homosexuelle gestärkt
Timmerevers hatte kürzlich eine Gemeindereferentin und einen Pfarrer damit beauftragt, die Seelsorge sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zu übernehmen. Anlass sei gewesen, dass er an "verschiedenen Orten im Bistum der Gruppe schwul-lesbischer-transsexueller Christen begegnet" sei, wie er in dem Interview erklärte. Die Gespräche mit diesen Menschen hätten ihn "nachhaltig bewegt". "Sie wollen Christen sein und ihren Glauben auch in der Kirche leben. Und in diesem Ringen will ich diese Menschen nicht alleine lassen", so Timmerevers. Es sei ihm ein Anliegen, "dass wir in unseren Gemeinden wie in der ganzen Kirche für Homosexuelle Akzeptanz und Toleranz weiterentwickeln und stärken". Der Bischof appellierte an Pfarreien und die Bischofskonferenz, einen "Prozess des Nachdenkens" zu beginnen.
Der 2016 zum Dresden-Meißener Bischof ernannte Heinrich Timmerevers gilt als relativ weltoffen. Bereits im letzten Dezember regte er an, dass er sich neben zölibatären Priestern auch verheiratete Priester vorstellen könne. Auch bei der Rolle der Frau sehe er die Kirche in einem "großen Dilemma".
Vatikan verhindert Reformen
Die Debatte um die katholische Segnung homosexueller Paare wird derzeit in Deutschland vermehrt geführt. Sogar Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hat sich der Forderung angeschlossen (queer.de berichtete). Allerdings lehnt der Vatikan diesen Vorstoß weiterhin grundsätzlich ab. Kirchenrechtler Thomas Schüller erklärte deshalb kürzlich, dass der Druck aus Rom jegliche Reformbestrebungen im Keim ersticke (queer.de berichtete).
Auch wenn sich die deutsche katholische Kirche vereinzelt LGBTI-freundlich gibt, ist sie auf internationaler Ebene weiter höchst homophob eingestellt: Im Nachbarland Polen unterstützt sie etwa offen die "Homo-Heilung", in Ländern wie Gabun kämpft sie sogar dafür, Homosexualität zu einer Straftat zu machen. Freilich geht die deutsche Kirche ebenfalls oft hart gegen sexuelle Minderheiten vor: So feuerte sie 2018 einen beliebten Lehrer eines katholischen Gymnasiums in Nordrhein-Westfalen, weil dieser einen Mann heiraten wollte (queer.de berichtete). (dk)