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dpa-Interview

"'Der Schuh des Manitu' hat unglaublich viele schwule Fans"

Michael Bully Herbig und Rick Kavanian über homofeindlichen Humor, rassistische Klischees in "Jim Knopf und die Wilde 13", die sogenannte Cancel Culture und Sketche, die sie sich heute "nicht mehr trauen".


Schwule Klischeefigur in einem der erfolgreichsten deutschen Filme: Michael Herbig als tuntiger Häuptling Winnetouch in "Der Schuh des Manitu" (Bild: Constantin Film)
  • Von Cordula Dieckmann, dpa
    2. Oktober 2020, 08:24h 49 5 Min.

Mit seinen Büchern über Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer, hat Michael Ende vielen Kindern spannende Lesestunden bereitet. Manche kritisieren die Geschichte, weil sie die Darstellung des schwarzen Jungen Jim als stereotyp empfinden. Der Film "Jim Knopf und die Wilde 13", der am Donnerstag im Kino startete, versucht, solche Klischees zu vermeiden.

Michael Bully Herbig, der darin den Halbdrachen Nepomuk spricht, und Piraten-Darsteller Rick Kavanian halten das Kinoabenteuer vielmehr für zeitgemäß, auch weil es um Themen wie Zugehörigkeit gehe, wie sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München sagten. Zudem ging es um die Frage, ob Herbig "Der Schuh des Manitu" heute noch mal drehen würde und was die Corona-Pandemie an Filmideen bietet.

Das "Jim Knopf"-Buch von Michael Ende wird dafür kritisiert, dass darin auch das N-Wort auftaucht. Im Film kommt das natürlich nicht vor. Wie stehen Sie zu dieser Debatte?

Bully Herbig: Das Buch ist aus den 1960ern und stammt aus einer Zeit, wo wir auch noch völlig unbedarft als Kinder von Mohrenköpfen und Negerküssen gesprochen haben, ohne zu wissen, was das heißt. Ich hatte nicht im Ansatz eine rassistische Idee im Kopf, als ich am Kiosk einen Negerkuss gekauft habe. Keiner von meinen Freunden. Ich bin unschuldig mit diesem Vokabular umgegangen, finde es aber natürlich richtig, dass man heute Schaumkuss dazu sagt.

Wie geht der Film damit um?

Herbig: Wir haben im Film einen dunkelhäutigen Jungen, der unter Menschen mit heller Hautfarbe aufwächst und sich irgendwann fragt, woher er eigentlich kommt. Ich finde den Film richtig zeitgemäß, weil es darum geht, wo man hingehört. Man könnte auch sagen "Home is where your heart is!". Auch die Angst vor dem Fremden zieht sich durch die ganze Geschichte. Der Halbdrache Nepomuk stellt sich diese Fragen auch. Seine Mutter war Nilpferd, der Vater war ein Drache. Deshalb wird er von den sogenannten richtigen Drachen nicht akzeptiert. Aber auch er findet Freunde und seine Bestimmung.

Im Film trifft Nepomuk als Feuerwesen ein Wasserwesen und die beiden lehnen sich erst mal empört gegenseitig ab.

Herbig: Erst einmal gibt es auf beiden Seiten Ablehnung, obwohl man sich überhaupt nicht kennt. Jeder hat nur gehört, das ist mein Feind. Aber irgendwann merken beide, dass man gemeinsam viel stärker ist. Dieser Film steckt voller positiver Botschaften.

Kavanian: Diese Vorurteile machen einfach extrem viel mit einem. Und ganz oft lösen sie sich in Nichts auf, wenn man dem anderen gegenübersteht und merkt, dass es sich viel besser anfühlt als gedacht. Das ist wichtig, dass man sich auf Augenhöhe austauscht.


Michael Bully Herbig (li.)= und Rick Kavanian arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder zusammen, etwa in der ProSieben-Show "Bullyparade" oder in Filmen wie "Der Schuh des Manitu" oder "Hui Buh – Das Schlossgespenst". Die gebürtigen Münchner sind auch als Synchronsprecher zu hören (Bilder: Manfred Werner / wikipedia; Stephan Kohler / wikipedia)

Viel diskutiert sind mittlerweile auch Filme über amerikanische Ureinwohner, weil sie oft klischiert sind oder der Völkermord völlig ausgeblendet wird. Wie sehen Sie das als Regisseur von "Schuh des Manitu"?

Herbig: Wir haben nie im Ansatz darüber nachgedacht, uns über die amerikanische Geschichte oder über Natives in irgendeiner Form lustig zu machen. Es ging immer um die Karl-May-Filme, die wir alle geliebt haben und in denen wir unheimliches Humorpotenzial gesehen haben. Als wir vor 20 Jahren diesen Film gedreht haben, hatten wir echte Indianer am Set, die haben jeden Tag mitbekommen, was wir da machen. Und sie hatten einen Riesenspaß.

Heute wäre es wohl schwierig, so einen Film zu realisieren...

Herbig: Die Diskussion hatten wir schon vor 20 Jahren, auch zur Frage: Darf man Schwule parodieren? Wir arbeiten in einer Branche, in der man ständig mit schwulen Kollegen zu tun hat. Man ist eng befreundet, man mag sich. Wenn da jemals einer gekommen wäre und uns gesagt hätte, ihr tut uns weh damit, hätten wir sofort die Finger davon gelassen. "Der Schuh des Manitu" hat unglaublich viele schwule Fans, das können Sie mir glauben.

Kavanian: Nach außen wirkt das eher wie ein Ritterschlag. Wenn dich jemand parodiert, dann ist das schon etwas Besonderes. Und wir parodieren ja immer mit der Absicht, das so unterhaltsam wie möglich zu machen. Ich glaube, man merkt, dass wir unsere Figuren nie verraten. Wir nehmen die so ernst, wie wir können und wir wollen sie nach außen hin auch so glaubhaft und gut wie möglich darstellen.

Herbig: Die Königsdisziplin ist, die Leute zum Lachen zu bringen, die du auf den Arm nimmst. Und egal ob das jetzt die Indianer waren oder die Schwulen, sie waren immer unsere Helden, unsere Sympathieträger. Die Idioten waren immer die anderen.

Könnten Sie "Schuh des Manitu" heute noch drehen?

Herbig: Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Film heute nochmal so machen würde, weil man sich selber auch verändert hat. Als wir den "Schuh des Manitu" gedreht haben, war ich 32 und wir wollten einfach nur unterhalten. Je älter Du wirst, desto verkopfter wirst du. Und es gibt auch x Sketche aus der TV-Show "Bullyparade", die wir heute sicher nicht mehr machen würden, weil wir es uns nicht mehr trauen würden.

Was würden Sie heute gerne parodieren? Das Corona-Thema? Diverse Verschwörungstheorien? Das Horten von Klopapier?

Herbig: Das Problem mit den Verschwörungstheorien ist, dass man es ja selber kaum noch toppen kann. Dass wir eine Bundeskanzlerin haben, die eigentlich ein Echsenmensch ist oder dass da Blut getrunken wird, sind echt abgefahrene Ideen für einen Sketch. Ich bin fast ein bisschen traurig, dass uns das damals nicht eingefallen ist.

Kavanian: Das kannste Dir nicht ausdenken.

Wird Corona trotzdem Eingang in Filme finden?

Herbig: Ich bin mir ganz sicher, dass während des Lockdowns schon ein paar gute Drehbücher entstanden sind. Da steckt natürlich unfassbar viel Potenzial drin, sowohl für Komödie, als auch für Drama. Ich glaube, da kommen noch einige Filme auf uns zu.

#1 Taemin
  • 02.10.2020, 09:59h
  • Ja klar, unglaublich viele schwule Fans... und zweifellos hat Bully auch zahlreiche schwule Freunde. Schwule parodieren wollten sie, die Schuh-des Manitou-Macher, aha... was gibt es denn an Minderheiten zu parodieren? Haben Minderheiten alle lächerliche Eigenarten, die man parodieren sollte? Wo bleibt die "Neger"-Parodie, die Juden-Parodie, die "Zigeuner"-Parodie? Das Volk müsste sich doch verpinkeln, wenn die angebliche Geldgier von Juden oder die vermeintlich angeborene Kriminalität von Sinti und Roma "parodiert" würden wie die naturgegebene Tuntigkeit von Schwulen. Nur Mut, Bully, oder hat Du etwa Angst, dass Deine Methode nur funbktioniert, wenn Du Schwule lächerlich machst, und Du bei "Parodie" gegen andere Gruppen eine aufs Dach bekämst?
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#2 Vater2Anonym
  • 02.10.2020, 10:05h
  • www.google.com/amp/s/www.fr.de/panorama/immer-hei-tei-tei-11
    549477.amp.html


    Ralf König sagte über 'Traumschiff Surprise', dass er diesen "ständig Heiteitei-Film" wie einen endlosen Detlev-Witz wahrgenommen hat.

    Mir geht es da genauso und 'Der Schuh des Manitu' macht da absolut keine Ausnahme.

    Diese Filme sind imho einfach nur platt. Da mögen Herbig & Co ihn noch so gerne zum Ritterschlag stilisierten in meinen Augen sind diese Filme nur blöd und alles andere als ein Ritterschlag.

    Sollen sie doch mal Behinderte oder Juden zum Ritter schlagen....Doch halt! Sowas macht man aus gutem Grund nicht.

    Optisch wirken diese Filme anspruchsvoll und wecken gerade dadurch den Appetit in mir auch inhaltlich anspruchsvolle Filme zu gucken.
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#3 Homonklin_NZAnonym
  • 02.10.2020, 10:54h
  • So eine Geschichte über Verschwörungsideen und Echsenmenschen hat ein deutscher Kumpel geschrieben. Witzig ist, dass da auch Bully Herbig drin vorkommt, den so einige für stockschwul halten, weil er diese Filmparodien über "Winnetou" und "Startrek" gemacht hat. Ich erinnere mich an so einen Absatz, wo er beim Cruising in einem düsteren Stadtpark auf Bushido trifft, der da ebenfalls heimlichen Gelüsten frönt. ( Er trifft da angeblich J.R., irgend so einen TV Fritze ) Es entsteht ein Gespräch übers garantiert nicht Schwulsein und Ausreden dazu, warum man sich ausgerechnet dort begegnet. Ich bin da total abgebrochen, also falls die mal wieder so nen Film drehen wollen, das wäre voll lustig.
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