In einem Brief an Landrat Ludger Weskamp (SPD) wirft eine anonyme Person einem Arzt und einem Notfallsanitär an den Oberhavel Kliniken rechtsextreme, homofeindliche, rassistische und antisemitische Hetze vor. Darüber berichtete am Freitag die "Märkische Oderzeitung" (Paywall-Artikel).
Dem Arzt wird in dem Schreiben u.a. vorgeworfen, homosexuelle Kolleg*innen in deren Beisein als "Schwuchtel" beleidigt und Patient*innen geraten zu haben, sich von diesen Ärzt*innen nicht behandeln zu lassen. Einem schwarzen Kollegen soll er mit Verweis auf dessen Herkunft die Eignung als Arzt aberkannt haben. Auch gegenüber Patient*innen soll sich der Mediziner rassistisch geäußert und zudem vor einer angeblichen "jüdischen Weltverschwörung" gewarnt haben. "Im Brief werden Beispiele genannt, die kaum zitierfähig sind", so die Regionalzeitung.
Notfallsanitäter soll Holocaust geleugnet haben
Der im anonymen Schreiben ebenfalls erwähnte Notfallsanitäter soll bei einem Einsatz in der Gedenkstätte Sachsenhausen sinngemäß gesagt haben, dass er sich dort ansehen wolle, "welche Lügen über den Holocaust den Deutschen dort erzählt" würden. Auch habe er sich darüber gefreut, dorthin mit einem Mercedes zu fahren, "da bereits Adolf Hitler diese Marke bevorzugt" hätte. Den Arzt soll er als "Kameraden" bezeichnet haben.
Der Geschäftsführung des Klinikverbunds wird in dem Brief vorgeworfen, trotz angeblicher Kenntnis dieser Vorfälle nicht zu handeln. In der Hoffnung, "dass diesem Thema Aufmerksamkeit gewidmet wird", habe sie deshalb den Landrat eingeschaltet, so die anonyme Person. Aus Angst vor "Reaktionen" des Arztes und des Pflegers wolle sie ihren Namen nicht nennen.
Oberhavel Kliniken sind Vorwürfe nicht bekannt
Gegenüber der "Märkischen Oderzeitung" erklärte eine Sprecherin der Oberhavel Kliniken, dass "uns (…) bisher keine derartigen Vorwürfe bekannt geworden" seien. Grundsätzlich nehme man alle Hinweise ernst. "Rassistische, antisemitische oder homophobe Äußerungen werden im Unternehmen nicht geduldet und bei Kenntnisnahme strikt intern aufgeklärt und geahndet."
Auch das Landratsamt erklärte in einer Stellungnahme, "dass sowohl in der Kreisverwaltung als auch bei den Tochterunternehmen des Landkreises rassistische, antisemitische, homophobe oder andere beleidigende Verhaltensweisen von Mitarbeitenden nicht geduldet werden". Es werde alles Notwendige getan, um dies zu verhindern: "Interne Strukturen zur Aufklärung und Ahndung entsprechender Sachverhalte oder Vorfälle sind etabliert."
Im Klinikverbund arbeiten über 300 Ärzt*innen
Zum Verbund der Oberhavel Kliniken GmbH gehören die Kliniken Hennigsdorf, Oranienburg und Gransee. Ende Juni waren dort nach eigenen Angaben 329 Ärzt*innen und 1.356 Pflegekräfte beschäftigt.
Erst im Mai war ein Oberarzt der Karlsruher Helios-Klinik nach einem LGBT-feindlichen Äußerungen entlassen worden. Der Herzchirurg hatte auf Twitter geschrieben: "Als Arzt möchte ich feststellen, dass Homosexualität und Transsexualität Krankheiten sind" (queer.de berichtete). (cw)