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Heimkino
Fischer fängt Mann
Für seinen Kurzfilm "San Cristabel" gewann Omar Zúñiga vor fünf Jahren auf der Berlinale einen Teddy. Nun hat der Chilene daraus den Langfilm "Die Starken" gestrickt. Wieder verlieben sich zwei ungleiche Jungs heftig vor wilder Küsten-Kulisse.

In einem abgelegenen Dorf im Süden Chiles verlieben sich der Student Lucas und der Fischer Antonio (Bild: Edition Salzgeber)
8. Oktober 2020, 06:32h 3 Min. Von
Viva Chile! Nach dem oscarprämierten trans Drama "Eine fantastische Frau" von Sebastián Leilo und aktuell "Der Prinz" von Sebastián Muñoz präsentiert ihr chilenischer Landsmann Omar Zúñiga als dritten Queer-Kino-Streich mit "Die Starken" nun eine Lovestory in einem abgelegenen Küstendorf – für die Kurzfilm-Variante "San Cristabel" gab's bereits bei der Berlinale den Teddy Award. "Perfekt in Regie und seinem Schauspiel", lobte damals die Jury.
Wie einst übernimmt Samuel González erneut die Rolle des Studenten Lucas, Antonio Altamirano gibt den Fischer Antonio. Beide treffen sich in einem abgeschiedenen Küstendorf, wo Lucas seine Schwester besucht, bevor er zum Studium nach Kanada reist.
Sehnsüchtige Blicke, die niemand mitbekommen soll
Gleich bei der ersten Begegnung der beiden Jungs funkt es, aber noch heimlich. Antonio liefert eine Ladung Holz im abgelegenen Häuschen an und wird vom sofort begeisterten Lucas gleich einmal mit den Augen ausgezogen. Aber auch Antonio wirft nach der Abfahrt sehnsüchtige Blicke in den Rückspiegel.
Der hübsche Fischer spielt in seiner Freizeit in historischer Uniform alte Schlachten nach – was der zufällig vorbei schlendernde Lucas begeistert beobachtet. Im Anschluss an die Aufführung kommt man sich bei einem Kürbisfladen näher. Dem spontanen Spaziergang folgt auf der Heimatfahrt im Auto das heiße Küssen. Lucas aber hat keine Zeit, er kommt ohnehin schon zu spät zum Essen bei seiner Schwester. Die reagiert prompt beleidigt, schließlich hat sie eigene Beziehungsprobleme mit ihrem Martin. Auch mit den Eltern scheint es Probleme zu geben, "sie rufen täglich an", berichtet die Schwester.
Heimliche Abenteuer auf dem Herrenklo
Aufgehoben ist nicht lange aufgeschoben: Beim Fußball-Schauen in der Kneipe kommen sich die beiden Männer schnell näher. Beim Bingo findet der Flirt eine heimliche Fortsetzung, die anwesende Verwandtschaft soll allerdings von alledem nichts wissen. Der erste Preis für Antonio wird auf dem Herrenklo ein bisschen vorgefeiert, danach geht es im kleinen Häuschen des Fischers heftiger zur Sache – und der Teekessel pfeift zum Höhepunkt dazu.
Noch vor dem Morgen danach will Lucas verschwinden: "Ich schlaf nicht gerne Arm in Arm", gibt der Student sich störrisch. Der Fischer freilich lässt seinen attraktiven Fang so schnell nicht wieder aus dem Bett.
Doch am schwulen Liebeshorizont ziehen bald bedrohlich dunkle Wolken auf. Ein eifersüchtiger Matrose will sich seine Abfuhr von Antonio nicht gefallen lassen. Nachts sieht sich Lucas homofeindlichen Angriffen ausgesetzt. Vor allem aber steht seine Abreise nach Kanada bevor, das immerhin über 10.000 Kilometer entfernt liegt.
Karges Dorfleben in atemberaubender Naturkulisse
Die chilenische Lovestory präsentiert sich mit schnörkellosem Minimalismus: Karges Dorfleben in atemberaubender Naturkulisse. Beziehungsprobleme der Nebenfiguren werden mit wenigen Pinselstrichen skizziert. Die leidenschaftliche Romanze zwischen den beiden ungleichen Helden braucht wenig Worte. Blicke und Gesten genügen, um erahnen zu lassen, welche Gefühle hier brodeln.
Samuel González und Antonio Altamirano macht das Liebesspiel sichtlich Spaß, die Chemie zwischen den beiden Schauspielern stimmt perfekt – das Vorglühen mit dem gemeinsamen Kurzfilm zahlt sich spürbar aus. Wenn die Oma dem schwulen Enkel wie selbstverständlich Ratschläge bei Liebeskummer erteilt, sammelt Chiles Queer-Kino mit "Die Starken" einmal mehr reichlich Charme-Punkte – nicht umsonst bekam die bewegende Lovestory beim "L.A. Outfest" nicht nur die Jury-Auszeichnung, sondern auch den Publikumspreis.
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Die Starken. Spielfilm. Chile 2019. Regie: Omar Zúñiga. Darsteller*innen: Samuel González, Antonio Altamirano, Marcela Salinas, Rafael Contreras, Nicolás Corales. Laufzeit: 98 Minuten. Sprache: spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. FSK 16. Verleih: Edition Salzgeber. Ab 8. Oktober 2020 im Salzgeber Club als Video on Demand.

Links zum Thema:
» "Die Starken" als Video on Demand im Salzgeber Club
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