In schwulen Pornoportalen wird im Rahmen der "Black Lives Matter"-Debatte vermehrt über die Hautfarbe von Models diskutiert – und auch darüber, wie viel Rassismus im frauenlosen Horizontalgewerbe steckt. Viele der populärsten Studios der Welt tun sich schwer, für Vielfalt in ihren Produktionen zu sorgen. Im Zentrum des Interesses stehen deshalb in dieser Woche das US-Label ActiveDuty, das Militärfetischismus zelebriert, und das slowakisch-amerikanische Label Bel Ami, das sich auf Twinks spezialisiert.
Beide Labels haben mit neuen schwarzen Models für Gesprächsstoff gesorgt. Active Duty veröffentlichte ein Video mit dem Afroamerikaner Adrian Hart, der es dem Weißen Ryan Jordan besorgt. Hart ist nach Arlington Jones im Jahr 2018 erst der zweite Schwarze, der bei Active Duty vor der Kamera auftritt – dabei hat das Label in seiner 22-jährigen Geschichte bereits Höhepunkte von hunderten "Soldaten" gezeigt. "Es ist unverständlich, dass Activy Duty 20 Jahre lang ohne einen einzigen schwarzes Model ausgekommen ist. Dabei arbeiten doch sehr viele farbige Menschen in den Streitkräften der Vereinigten Staaten", kommentierte der Pornoblog "Str8UpGayPorn".
Unterdessen berichtete der Blog "QueerMeNow" über "das erste schwarze Model" des 1993 gegründeten Labels Bel Ami, das vor allem junge und dünne osteuropäische Darsteller unter Vertrag hat. Bel Ami hatte mitgeteilt, das Szenen mit dem Schwarzen Kedar Marchetti gedreht würden. Das Model ist bislang durch Live-Cam-Shows auf einschlägigen Webseiten bekannt.
Kedar Marchetti soll Bel Ami aufmischen (Bild: Freshmen)
"Zu wenig, zu spät", kommentierte ein Nutzer auf "QueerMeNow" zum neuen Model. Andere Personen kritisierten hingegen, er würde nicht zum Bel-Ami-Ensemble passen – ihnen wurde von anderen Nutzern Rassismus vorgeworfen. Außerdem beschrieb ein Porno-Fan namens Nick seine Hoffnung, dass das Label rassistische Klischees vermeidet: "Ich hoffe, die nutzen ihn nicht nur als Top. Studios haben diese Angewohnheit, dunklere Models nur als Top einzusetzen."
Bel Ami hatte bereits vor sieben Jahren mit einem schwarzen Model geworben – mit Austin Merrick. Da er eine recht helle Hautfarbe hatte, ist dies vielen Fans jedoch nicht aufgefallen. Nach Kritik anderer Fans spielte Bel Ami sogar die Hautfarbe des Models laut "The Sword" noch weiterer herunter – und erklärte: "Denjenigen die [Bel-Ami-Gründer George Duroy] dafür kritisieren, dass nichtweiße Models dabei sind, sei gesagt: Austin ist ein Mulatte." Dieser Begriff, der im Deutschen als rassistisch gilt, bedeutet, dass eine Person Eltern mit teils schwarzer, teils weißer Hautfarbe hatte.
Bel Ami stellte Austin Merrick 2013 ein (Bild: Bel Ami)
In der Vergangenheit gab es immer wieder Rassismusskandale bei Pornolabels. Letztes Jahr musste etwa Sean Cody ein Video mit einem Model löschen, das ein rassistisches Tattoo auf seinem Oberarm gezeigt hatte (queer.de berichtete). Zuvor hatten sich australische Ureinwohner darüber empört, dass in einem Video des Labels men.com ein Didgeridoo, das traditionelle Blasinstrument der Aborigines, als Sexspielzeug verwendet wird (queer.de berichtete). (cw)
Gedreht wird, was die Kunden bezahlen. Nicht mehr und nicht weniger.