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Talk über Coming-out und Gott
Jens Spahn: Homosexualität ist kein "Lebensentwurf"
Im Podcast mit Sandra Maischberger übt der Bundesgesundheitsminister Kritik an Formulierungen seiner eigenen Partei und spricht darüber, ob es ein Widerspruch ist, schwul, katholisch und konservativ zu sein.

Olaf Kosinsky, kosinsky.eu) Der schwule CDU-Politiker Jens Spahn ist seit März 2018 Bundesminister für Gesundheit (Bild:
- 9. Oktober 2020, 06:18h 2 Min.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält Schwulsein nicht für einen "Lebensentwurf". Mit dem Begriff, der mal in einem Beschluss der CDU gestanden habe, tue er sich in dem Zusammenhang schwer, sagte der 40-Jährige im Podcast von Moderatorin Sandra Maischberger.
"Lebensentwurf bedeutet ja, ich wache morgens auf und hab irgendwie eine neue Idee von meinem Leben – ich bin jetzt mal schwul." Wenn er es sich damals hätte aussuchen können, hätte er sich "wahrscheinlich anders entschieden, wenn man es genau nimmt". Er sei jetzt total damit im Reinen. "Aber es waren nicht nur leichte Momente, den Eltern ein paar Dinge zu erklären und so weiter und so fort."
"Der liebe Gott hat mich ja so gemacht"
Spahn und Maischberger sprachen in der Podcastfolge bei Spotify auch darüber, ob es noch heute ein Widerspruch ist, schwul und katholisch und konservativ zu sein. Blöde Sprüche dazu gebe es übrigens in jeder Partei, sagte Spahn. Das Entscheidende beim Glauben sei nicht nur die Kirche als Institution, die Dinge mache er ja im Zweifel mit jemand anderem aus. "Der liebe Gott hat mich ja so gemacht offensichtlich, er wird sich ja was dabei gedacht haben."
Der Gesundheitsminister, der aus Ahaus im Münsterland stammt, ist mit dem Journalisten Daniel Funke verheiratet, dem Hauptstadt-Büroleiter der Burda Magazine Holding. Sie hatten sich im Frühjahr 2013 kennengelernt. Kurz nach der Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben haben sich die beiden Männer Ende 2017 das Ja-Wort gegeben (queer.de berichtete).
Deutschlands ranghöchster offen homosexueller Politiker
Aktuell ist Jens Spahn Deutschlands ranghöchster offen homosexueller Politiker. Bereits mit 22 Jahren zog er erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Von 2015 bis 2018 war er parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Seit dem 14. März 2018 ist er Bundesminister für Gesundheit.
In den Medien geoutet hat sich der ehemalige Messdiener im Jahr 2012. Das Verhältnis zwischen der LGBTI-Bewegung und dem sich früher als rechten Scharfmacher gebenden Politiker galt lange Zeit als angespannt. Mit dem Teil-Vebot sogenannter Konversionstherapien und PrEP als Kassenleistung hat sich Jens Spahn als Gesundheitsminister jedoch zunehmend Respekt erworben. (cw/dpa)

Links zum Thema:
» Jens Spahn im Podcast von Sandra Maischberger