Ein offen homosexueller Kandidat für das Repräsentantenhaus des US-Bundesstaates New Mexico steht in der Kritik, weil er in den Achtzigerjahren als Student in schwulen Bareback-Filmen mitgewirkt hatte. Doch der 60-jährige Demokrat Roger Montoya will von einem Rückzug nichts wissen – und wirft den Republikanern eine Schmutzkampagne vor. Montoya war Anfang der Achtzigerjahre unter dem Pseudonym Joe Savage ein Model für das noch heute populäre Studio Falcon. Er will am 3. November erstmals ins 70 Abgeordnete umfassende Landesparlament in Santa Fe einziehen.
Zuerst berichtet über die Pornovergangenheit Montoyas hatte der konservative Blog Piñon Post Ende September. Daraufhin empörten sich die Landes-Republikaner über den Demokraten: "Diese Art von riskantem und leichtsinnigem Verhalten ist nicht akzeptabel", so der republikanische Landesverband. Landesparteichef Steve Pearce ergänzte: "Bei einem Porno dabei zu sein, ob heute oder vor vielen Jahren, ist eines Kandidaten oder Abgeordneten unwürdig."
Letzten Montag gab Montoya auf Facebook zu, dass er als "22-jähriger sich mühender Student" seine Brötchen als moderner Tänzer und Performer verdienen musste. Dabei habe er auch zugestimmt, in zwei "Erwachsenenfilmen" mitzuwirken. "Ich bin nicht stolz auf diese Entscheidung, ich war jung und naiv, aber diese Erfahrungen haben mir geholfen, die Ausbeutung von jungen Menschen zu verstehen." Die Filme seien in Anbetracht dessen, was er in seinem Leben erreicht habe, "unbedeutend".
Tatsächlich hatte sich Montoya in den letzten Jahrzehnten mit gemeinnützigen Initiativen einen Namen gemacht. Nach einem positiven HIV-Test 1989 arbeitete er etwa in der Aids-Prävention. Außerdem gründete er die Organisation Moving Arts Española, die tausenden sozial schwachen jungen Menschen Kunstseminare, kostenloses Essen und weitere Hilfen anbietet. Für dieses Engagement hatte er vergangenes Jahr den Preis "CNN Hero" (CNN-Held) erhalten.
Montoya und seine Partei kritisieren Republikaner-Kampagne
In seinem Facebook-Eintrag übte Montoya scharfe Kritik an den Kampagne der Republikaner gegen seine Person: "Wenn die Republikanische Partei lieber über etwas sprechen will, das ich vor vier Jahrzehnten getan habe, als darüber, wie hart ich dafür arbeiten will, unsere am Boden liegende Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen, Gesundheitsfürsorge sicherzustellen, neue Arbeitsplätze zu schaffen, unser öffentliches Schulsystem zu verbessern, unsere bröckelnde Infrastruktur zu verbessern sowie unser Land, unsere Wasserkanäle und unsere Art zu leben zu schützen, dann ist das ihre Sache", so der 60-Jährige. "Ich vertraue darauf, dass die Wähler schlauer sind, weil diesen November so viel auf dem Spiel steht."
Seine eigene demokratische Partei stellt sich unterdessen hinter Montoya. Die Landesparteivorsitzende Marg Elliston erklärte, dass die Rückzugsforderung der Republikaner dazu führen müsste, dass sie auch Präsident Donald Trump zum Rückzug auffordern. Sie spielte dabei auf eine mutmaßliche Affäre des verheirateten Trump mit Pornosternchen Stormy Daniels an, die der Republikaner vor ein paar Jahren für 130.000 Dollar Schweigegeld unter den Tisch kehren wollte.
Montoya hatte im Juni die Vorwahlen der Demokraten für den Repräsentantenhaus-Sitz im Wahlkreis 40 knapp für sich entscheiden können. Seine Wahl gilt in dem stramm demokratischen Wahlkreis mit mehr als 70 Prozent Latino-Anteil als sehr wahrscheinlich. Vor zwei Jahren hatte der damalige demokratische Kandidat mehr als 80 Prozent der Stimmen geholt.
Am 3. November werden nicht nur US-Landesparlamente und elf von 50 Gouverneursposten neu vergeben, sondern es finden auch bundesweite Wahlen zum US-Repräsentantenhaus und einem Drittel des US-Senats statt. Am meisten Beachtung findet die Präsidentschaftswahl zwischen dem umstrittenen Amtsinhaber Donald Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden. (cw)