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Ab Samstag im Kino

Die wahre Geschichte des schwulen Hollywood-Stars

Selbsthass, Alkohol und Einsamkeit: Montgomery Clift hat einen tragischen Ruf. Sein jüngster Neffe räumt in der Doku "Making Montgomery Clift" damit auf – und zeigt seinen Onkel in ganz neuen Facetten.


Am 17. Oktober 2020 wäre die Hollywood-Ikone Montgomery Clift 100 Jahre alt geworden (Bild: missingFILMs)

"Eigenbrötlerisch, introvertiert, zergrübelt, mit Leben und Beruf uneins, nonkonformistisch und nachdenklich" – so beschreibt eine Online-Biografie auf der ersten Google-Trefferseite den Hollywood-Star Montgomery Clift. Dazu kommt ein bisschen Selbsthass aka internalisierte Homophobie, eine gehörige Portion Alkohol und melancholische Einsamkeit – fertig ist der Ruf des tragischen schwulen Filmhelden.

Die US-Sendung "Mysteries and Scandals", die solche und ähnliche Schicksale (Marilyn Monroe, James Dean, Freddie Mercury – alle waren dabei) ausgeschlachtet hat, hat sich 1998 schon in der neunten Folge "Monty" Clift gewidmet. Und es dramatisch, fast überhöht auf den Punkt gebracht: Er sei ein "emotional gequälter, drogenabhängiger Alkoholiker, der in einer sich selbst auferlegten Hölle lebt".

Ein Lehrstück über verfälschende Star-Biografien


Poster zum Film: "Making Montgomery Clift" startet am 17. Oktober 2020 im Kino

Robert Clift, der jüngste Neffe von Monty, zeigt diese Szene aus dem Boulevard-Magazin früh in seinem Dokumentarfilm "Making Montgomery Clift", um dann in mühevoller Kleinarbeit das Standard-Bild seines Onkels zu dekonstruieren und geradezurücken.

Dafür hat er das persönliche Archiv seines Vaters, Montys Bruder, durchwühlt. Geholfen hat dabei, dass sein Vater als ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg fast manisch alles gesammelt, aufgeschrieben und aufgezeichnet hat.
So lebt der Film von originalen Audiomitschnitten, von persönlichen Gesprächen und Telefonaten, die mit historischen Foto- und Videoaufnahmen bebildert werden. Dazu kommen Interviews mit Wegbegleiter*innen von Monty, etwa der Biografin Patricia Bosworth oder dem 2015 verstorbenen Schauspieler und Montys früherer Lover Jack Larson.

Oft scheint "Making Montgomery Clift" für den Filmemacher Robert Clift eine persönliche Auseinandersetzung zu sein, eine späte familiäre Abrechnung mit denen, die das Bild von Monty (falsch) geprägt haben. So werden einzelne Sätze aus Patricia Bosworths Biografie seziert und einer Wahrheitsprüfung unterzogen, mit Archivnotizen oder Aussagen von Freund*innen verglichen. Eine mühsame, in eine Doku gegossene Sisyphos-Aufgabe – und ein Lehrstück darüber, welchen Einfluss wenige Menschen und das, was sie geschrieben haben, auf das öffentliche Andenken von Stars haben.

Ein besseres und authentischeres Licht für Monty Clift

So zeichnet Robert Clift seinen Onkel, der vor seiner Geburt gestorben ist, als einen fröhlichen, lachenden, humorvollen Menschen, für den Schauspielerei eine leidenschaftliche Arbeit war. Das zeigen Änderungen, die Montgomery Clift an Drehbüchern vornahm – im Film äußerst anschaulich im Splitscreen vorgeführt: Links Ausschnitte aus dem Film "Judgment at Nuremberg" ("Urteil von Nürnberg", 1961), rechts zum Mitlesen das Drehbuch mit Montys handschriftlichen Änderungen.

Seine Familie, sagt Robert Clift, habe Monty zweimal verloren: Erst durch seinen Tod und dann noch einmal durch die Geschichten über ihn, in denen sie sich nicht wiederfinden konnte. Mit seinem Film kratzt er am "Synonym einer schwulen Tragödie" und rückt ihn in ein besseres und vor allem authentischeres Ich – für seine Familie, aber auch für alle, die noch immer fasziniert von dem "außergewöhnlich gutaussehenden" Ausnahmeschauspieler sind. Und vielleicht nach dieser Doku umso mehr, wo sie wissen, dass er kein problembehafteter, sich hassender schwuler Mann war.

Direktlink | Offizieller deutscher Trailer zur Doku
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Eine ausführliche Würdigung Montgomery Clifts von Erwin In het Panhuis erscheint am Samstag auf queer.de.

Infos zum Film

Making Montgomery Clift. Dokumentarfilm. USA 2018. Regie: Robert Clift und Hillary Demmon. Laufzeit: 89 Minuten. Sprache: englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. FSK 6. Verleig: missingFILMs. Kinostart: 17. Oktober 2020
Galerie:
Making Montgomery Clift
6 Bilder
#1 56James35Anonym
  • 16.10.2020, 11:14h
  • Ein perfektes Gesicht. Ein Gesicht, das später von den Schicksalsschlägen des Lebens zerstört wurde. Ein Ausnahme-Schauspieler.
    Auch James Dean kann ihm nicht das Wasser reichen.
    Hoffentlich wird dieser Film dem Menschen, der er war, gerecht.
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#2 Peck_SEhemaliges Profil
  • 16.10.2020, 12:28h
  • Ein sehr schöner Mann, aber nur fast so schön wie John Fraser, ebenfalls schwul, Schotte und Hollywoodschauspieler, den leider niemand zu kennen scheint und den ich noch nie in einer Aufzählung mit Clift, Hudson und Dean gelesen habe. Sehr schade!

    Jedenfalls danke für den Artikel und die Vorstellung des Film, der vermutlich an mir vorrüber gegangen wäre. Zeit, mal wieder eine Filmwoche mit Klassikern zu veranstalten. Random: es gibt noch nicht einmal eine einzige, aktuelle Biografie zu kaufen, die in deutsch ist geschrieben ist. Wie armselig ist das denn bitte?
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#3 Sabelmann
#4 GeschmackssacheAnonym
  • 16.10.2020, 13:54h
  • Antwort auf #2 von Peck_S
  • Es ist ja Geschmackssache, aber Montgomery Clift war Welten schöner als John Fraser.
    Und was die schauspielerische Leistung anbelangt, war Montgomery Clift ein absolutes Ausnahmetalent. John Fraser.... na ja.....

    Ich war schon immer von Montgomery Clift verzaubert und er wäre mein Traummann gewesen.
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#5 Sabelmann
#6 KumpelAnonym
#7 ObjektivAnonym
#8 Peck_SEhemaliges Profil
#9 YannickAnonym
  • 16.10.2020, 20:52h
  • Leute, die das Bild von Menschen nach deren Tod verfälschen, um sich dann selbst durch höhere Auflagen oder Zuschauerzahlen zu bereichern, sind moderne Leichenfledderer. Widerlich.

    Ich bin froh, dass das Bild jetzt deutlich und mit einer akribischen Kleinarbeit zurechtgerückt wird. Das hat dieser Ausnahme-Schauspieler, der mit 45 Jahren leider viel zu früh verstorben ist, mehr als verdient.
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#10 SchockierendAnonym
  • 16.10.2020, 21:39h
  • Auch ich bin bisher immer von diesem öffentlichen Bild ausgegangen, das man über Montgomery Clift hat und das immer wieder reproduziert wird. Dass er ein trauriger, depressiver, selbsthassender Mann war.

    Schockierend, wie einige wenige Menschen mit Lügen (heute würde man sagen "Fake News") dauerhaft das Bild von Tatsachen ändern können.

    Deswegen finde ich es gut, dass das wenigstens in diesem einen Fall mal korrigiert wird und hoffe, dass das viele Menschen erreicht und sich nicht immer diese alten Lügen reproduzieren.

    Das zeigt aber auch, wie wichtig es ist, immer wieder jeder Art von Fake News entschlossen entgegen zu treten. Denn um sich eine eigene, unabhängige Meinung bilden zu können, muss man als erstes mal die tatsächlichen Fakten unverfälscht kennen und von Meinungen darüber unterscheiden können.

    Diese Doku werde ich mir auf jeden Fall ansehen. Erstens weil sie mich sehr interessiert und zweitens, um Aufklärung von Lügen zu unterstützen.
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