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Transphobie
"I Love JK Rowling"-Werbeplakat auch in Deutschland
Die Liebeserklärung an die "Harry Potter"-Autorin ist bereits in Großbritannien kritisiert worden, weil sie geschlechtlichen Minderheiten codiert ihre Rechte abspreche.

Die Liebeserklärung in Frankfurt am Main kann als eine indirekte Hass-Deklaration gegen trans Menschen verstanden werden
- 21. Oktober 2020, 13:47h 2 Min.
"Ich bin bestürzt und werde mich auch an Ströer für eine Beschwerde wenden." So reagierte eine queer.de-Leserin, als sie am Mittwochmorgen am Frankfurter Hauptbahnhof ein Plakat mit der simplen Aufschrift "I Love JK Rowling" entdeckte. Derartige Plakate hatten bereits zuvor in Großbritannien für Aufregung gesorgt, weil das einzige Ziel dieser Werbebotschaften die Unterstützung der transphoben Positionen der "Harry Potter"-Autorin sei.
Rowling steht derzeit in der Kritik, weil sie die Anerkennung von trans Personen grundsätzlich ablehnt. So behauptete die 55-Jährige im Juni, dass trans Frauen keine echten Frauen seien (queer.de berichtete). LGBTI-Aktivisten kritisierten, es sei verwerflich von der Autorin, sich mit trans Menschen ausgerechnet eine besonders gefährdete Gruppe als mutmaßliches Hassobjekt auszusuchen. So litten geschlechtliche Minderheiten mehr als andere Mitglieder der LGBTI-Community unter Ausgrenzung, was sehr häufig zu Depressionen und sogar zu Selbstmordversuchen führe.
TERF-Plakat auch in Schottland
Erst vor wenigen Tagen führte ein ähnliches Werbeplakat an einem Bahnhof im schottischen Edinburgh zu Aufregung. Dort wurde laut der Zeitung "Daily Mirror" die umgerechnet 1.300 Euro teure Aktion nach wenigen Tagen beendet, weil es laut Bahngesellschaft gegen den internen Werbekodex verstoße. Die Entfernung der Werbebotschaft habe zu Hunderten Protestbriefen geführt.
Das schottische Poster war von einer transfeindlichen Feministin bezahlt worden, die bereits mehrfach gegen die Anerkennung von trans Menschen protestiert hatte. Diese lauter werdende Strömung wird als TERFs bezeichnet – die Abkürzung steht für "trans-exclusionary radical feminists", also für radikale Feminist*innen, die trans Menschen ausschließen wollen.
Auch in anderen Formen wird das Rowling-Herzchen verbreitet – und sorgt für Aufregung. So untersagte der Online-Shop Etsy laut "Daily Mail" den Verkauf derartiger Produkte.
"I Love JK Rowling" steht in der Tradition anderer harmlos klingender Sprüche, die codiert eine bestimmte Gruppe mit einer versteckten Bedeutung ansprechen (sogenannte Hundepfeifen-Politik). Beispiele sind Sprüche wie "All Lives Matter" (statt "Black Lives Matter") oder auch "It's okay to be white" (Es ist in Ordnung, weiß zu sein), mit denen Rechtsradikale und Neo-Nazis ihre Ideologie in die politische Mitte tragen wollen. (dk)
