Papst Franziskus hat sich laut "La Repubblica" im Dokumentarfilm "Francesco" für eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen. Der Film von Jewgeni Afinejewski ist am Mittwoch in Rom uraufgeführt worden.
"Homosexuelle haben ein Recht darauf, Teil der Familie zu sein. Sie sind Kinder Gottes und haben ein Recht auf eine Familie. Niemand sollte hinausgeworfen werden oder deswegen unglücklich gemacht werden", so der Papst in dem Film. Zu homosexuellen Paaren sagte der 83-Jährige: "Was wir brauchen, ist ein Gesetz zur eingetragenen Lebenspartnerschaft. Auf diese Weise sind sie rechtlich abgesichert."
Direktlink | Trailer des Films, der nicht die Zitate enthält. Der sowjetisch-israelisch-amerikanische Regisseur Jewgeni Afinejewski drehte u.a. 2009 die Komödie "Oy Vey! My Son Is Gay!!" und wurde für den Dokumentarfilm "Winter on Fire: Ukraine's Fight for Freedom" (2015) für den Oscar nominiert
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Auch die katholische Nachrichtenagentur CNA verbreitete diese Zitate aus dem Film, der die Haltung des Papstes zu aktuellen Themen beleuchten soll. Bislang hat sich die katholische Kirche stets gegen eine staatliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ausgesprochen. 2016 hatte sich die Kirche etwa noch kategorisch gegen die Einführung von "Unioni Civili" in Italien ausgesprochen (queer.de berichtete).
"Großer Schritt nach vorne"
"Das ist riesig", so ein erster Kommentar des US-Kirchenexperten David Gibson, dem Chef des Center on Religion and Culture an der Fordham University in New York City. Franziskus sage damit, dass sich die Kirche nicht als Kulturkrieger profilieren wolle. "Wir wollen keine Kämpfe. Wir wollen eine Familie aufbauen", so beurteilt Gibson die Äußerungen gegenüber der "Washington Post". Auch der LGBTI-freundliche Jesuiten-Pater James Martin begrüßte die Äußerung als "großen Schritt nach vorne". Es sei das erste Mal, dass sich der Papst so deutlich äußere.
Allerdings dürfte die neue Äußerung auf Widerstand aus konservativen Regionen führen. Immerhin werben nationale Kirchen in einigen Ländern sogar noch dafür, dass Homosexuelle staatlich verfolgt werden. In Gabun kritisierte die Bischofskonferenz etwa die Legalisierung von Homosexualität (queer.de berichtete). Auch in Europa ist Homophobie in der Kirche weit verbreitet. Die polnische Kirche will Homosexuelle sogar "heilen" (queer.de berichtete).
Franziskus hat sich bislang widersprüchlich über Schwule und Lesben geäußert: So hatte er bereits Homosexualität als Modeerscheinung abgetan oder ausgeführt, dass Homosexuelle grundsätzlich keine Familien bilden könnten. Immer wieder zeigte er sich aber auch offen gegenüber sexuellen Minderheiten, etwa letzten Monat bei einer Audienz mit Eltern homosexueller Kinder (queer.de berichtete).
Bereits im Jahr 2010 gab es Berichte, dass der damalige argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio die Einführung von eingetragenen Partnerschaften befürwortet habe – um die Gleichstellung im Eherecht doch noch zu verhindern, die kurze Zeit später beschlossen wurde. Allerdings heißt es aus dem Umfeld des Papstes immer wieder, dass er damals auch die Anerkennung von Lebenspartnerschaften abgelehnt habe und er in der argentinischen und amerikanischen Presse falsch zitiert worden sei.
Auch die deutsche katholische Kirche stemmt sich seit Jahren gegen die staatliche Anerkennung Homosexueller: So hat sie Mitarbeiter*innen in Kindergärten oder Schulen immer wieder gefeuert, wenn sie sich verpartnert oder geheiratet haben (queer.de berichtete). (dk)