Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?37370

Neues Ärzte-Album

"Ich trete ein in die AfD und dann werd' ich schwul, schwul, schwul, schwul"

Eine transsexuelle Nazi-Aussteigerin und schwule AfDler – mit ihrem neuen Album provoziert die Berliner Band mal wieder.


Die Ärzte (v.l.n.r.: Farin Urlaub, Rodrigo González und Bela B.) halten seit inzwischen 38 Jahren die Bundesrepublik auf Trab (Bild: Jörg Steinmetz)
  • 23. Oktober 2020, 14:04h 41 3 Min.

"Wo kommen all die zornigen Männer her, mit ihrer panischen Angst vor Analverkehr?" So beginnt das neue Ärzte-Lied "Woodburger", das textlich so aufgebaut ist, dass es Streamingplattformen nur mit der Warnhinweis "Explicit" veröffentlichen. Der Song ist Teil des augenblicklich viel beworbenen 18 Songs umfassenden Albums "Hell", das am Freitag erschienen ist. Darin ist auch das Lied "Liebe gegen Rechts" enthalten, das von einer ehemals rechtsradikalen trans Frau handelt.

Der Text von "Woodburger" handelt von wütenden AfD-Politikern, die Sehnsucht "nach nochmal tausend Jahren" haben. Sänger Farin Urlaub fragt sich, was Rechtspopulisten "so inhuman" macht – "ihr Minderwertigkeitskomplex oder der Größenwahn?". Und er weiß, wie er das rausfinden kann: "Ich trete ein in die AfD und dann werd' ich … / Schwul, schwul, schwul, schwul". Der Text endet damit, dass bei der Sitzung der AfD-Bundestagsfraktion alle strammstehen müssen und Vaseline zur Hilfe genommen wird.

In dem vierminütigen Werk wird durchaus ernsthaft überlegt, was es mit der radikalen Rechten auf sich hat. So heißt es etwa: "Was haben Boko Haram gemein / Mit rechtspopulistische Volksparteien? / Ohne Angst und Hass können sie nicht überleben." Dazu gibt es die ärzteüblichen Wortspiele wie "Und das Lustige ist, die halten sich für gute Christen / Der Reim, der jetzt hier kommen sollte, war selbst mir zu billig."

"Hell" dürfte wie die letzten drei Studioalben problemlos den ersten Platz der deutschen Charts stürmen. Bereits jetzt belegt es in der Bestellerliste von Marktführer amazon.de den ersten Platz (CD) und den dritten Platz (LP).


(Bild: amazon.de)

Bela B.: Song nicht homophob, sondern albern wie Heinz Ehrhardt

In einem Interview in der "Welt" verteidigten die Ärzte vergangene Woche ihr Album gegen den Vorwurf, homofeindlich zu sein. Auf die Frage: "Gehört sich das?" antwortete Farin Urlaub: "Ich weiß es nicht. Aber wenn wir uns immer diese Frage stellen, dann wird jedes unserer Alben vorsichtig, steril und langweilig." Bandmitglied Bela B. ergänzte: "Was, bitte schön, soll am schwulen 'Woodburger' homophob sein? So ein ausgemachter Quatsch! Es ist albern, im Heinz Erhardt'schen Sinne, im Jahr 2020." Des weiteren sagte er: "Das Wort 'schwul' allein hat so viel Jazz und Funk und Soul."


Komiker Heinz Ehrhardt (1909-1979) brachte im Nachkriegsdeutschland Menschen wie kaum ein anderer zum Lachen und spezialisierte sich auf Wortspiele wie "Manche Menschen wollen immer nur glänzen, obwohl sie keinen Schimmer haben" (Bild: SWR)

Textmäßig ebenso kontrovers dürfte das Lied "Liebe gegen Rechts" sein, in der es um eine reformierte Rechtsextremistin geht ("Meine Freundin war einmal / Für eine Weile rechtsradikal"). In dem Text wird auch das gegenwärtig viel diskutierte und verpönte Deadnaming betrieben, also die Verwendung des abgelegten männlichen Geburtsnamens. Dies führte in den letzten Jahren immer wieder zu Kontroversen – etwa, als der LGBTI-kritische Grünenpolitiker Boris Palmer eine politische Kontrahentin mit ihrem alten Namen ansprach (queer.de berichtete). Bei den Ärzten lautet der Text so: "Meine Freundin hieß früher Bernd / So haben wir uns damals kennengelernt / Dann hatte sie ihr Coming-out /Und vier Tage später war sie meine Braut." Bernd könnte auch eine Anspielung auf vermeintliche oder echte Vornamen in der AfD sein.

Direktlink | Vor zwei Wochen veröffentlichten die Ärzte ihre Singleauskopplung "True Romance"
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

In der Vergangenheit hatten die Ärzte bereits wiederholt Homosexualität als Thema behandelt. Insbesondere das Lied "M&F" aus dem Jahr 2012, das eigentlich von heterosexuellem Balzverhalten handelt, ist oft auf CSDs zu hören. Der letzte Satz dieses auch in Servicewellen wie WDR 2 gern gespielten Songs lautet: "Manche Männer lieben Männer, Manche Frauen eben Frauen / Da gibt's nichts zu bedauern und nichts zu staunen / Das ist genau so normal wie Kaugummi kauen / Doch die meisten werden sich das niemals trauen." (dk)

Informationen zu Amazon-Affiliate-Links:
Dieser Artikel enthält Links zu amazon. Mit diesen sogenannten Affiliate-Links kannst du queer.de unterstützen: Kommt über einen Klick auf den Link ein Einkauf zustande, erhalten wir eine Provision. Der Kaufpreis erhöht sich dadurch nicht.

21.05.23 | Im Gespräch mit Engelke und Simonetti
Nach Blamage: ABBA-Star Björn Ulvaeus gibt ESC-Tipp für Deutschland
17.05.23 | "Blood and Glitter" nur ein "Abklatsch"
Ralph Siegel geht auf Lord of the Lost los

#1 mesonightAnonym
  • 23.10.2020, 14:14h
  • Sicher ist es homophob, auch wenn es - wie üblich - nicht so gemeint ist.. es hängt mir so zum Hals raus! Sie könnten ja auch mal solche Texte über Juden oder den Islam machen, aber das trauen sie sich nicht, dann würden sie ja auch eine entsprechende Reaktion bekommen, aber die schwulen, die kann man schön dissen. Warum lassen wir uns das überhaupt gefallen? Einige aus der sog. Community werdens sicher wieder lustig finden, schlimm.
  • Antworten »  |  Direktlink »
#2 KaiJAnonym
#3 AlexAnonym
  • 23.10.2020, 15:10h
  • Wer mal was wirklich Homophobes hören will, der muss zu Deutschrap greifen. Was die Ärzte machen ist dagegen nur Kokolores.

    Muss man nicht schön finden, aber die ganz große Wumme kann man bei dem neuen Lied auf dem Kaminsims lassen.
  • Antworten »  |  Direktlink »