Der Hamburger Grünen-Politiker und trans Aktivist Adrian Hector könnte der erste trans Mann im Deutschen Bundestag werden. Wie das "Hamburger Abendblatt" (Paywall-Artikel) berichtete, hofft das 36-jährige Mitglied der Bezirksversammlung Altona auf eine Nominierung seiner Partei für das Direktmandat in Hamburg-Altona. Ein Termin für die Aufstellung gebe es noch nicht, Hector baue jedoch auf die Unterstützung seiner Fraktion.
Mit seiner Transition vor vier Jahren begann sich der Physiker politisch zu engagieren. Hector war bis vergangenen Herbst Vorstandsmitglied im Bundesverband Trans*. In seiner Partei engagiert er sich als Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft QueerGrün sowie als stellvertretender Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Schwulenpolitik. In der Bezirksversammlung ist er Sprecher der Grünen für Sport und Gleichstellung. Im Februar verpasste er den Einzug in die Hamburger Bürgerschaft (queer.de berichtete).
Für Selbstbestimmungsgesetz und Mobilitätswende
Als Bundestagsabgeordneter will der IT-Projektleiter die "diskriminierenden, menschenrechtsverletzenden, trans- und interfeindlichen Gesetze" abschaffen, erklärte er gegenüber dem "Abendblatt". Allerdings stellte Hector klar: "Ich bin viel mehr als nur trans Mann. Das ist ein Thema, mit dem ich mich manchmal mehr beschäftige, als ich Lust drauf habe. Ich bin kein Genderwissenschaftler." So wolle er in Berlin auch für die Mobilitätswende kämpfen.
In der Bezirksversammlung konnte er bereits queerpolitisch punkten und setzte einen Antrag zur gendergerechten Sprache durch. Seither gendern laut "Abendblatt" viele Kolleg*nnen. "Das liegt sicher auch daran, dass mit mir jemand im Raum ist, der direkt davon betroffen ist", so der 36-Jährige.
Auch vier trans Frauen wollen nach Berlin
Adrian Hector ist bereits die vierte trans Person, die ihre Kandidatur für den Bundestag angekündigt hat. Bereits im Juli hatte die bayerische Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer (Grüne) erklärt, dass sie sich um ein Mandat bewerben möchte (queer.de berichtete). Als erste trans Frau bei den Sozialdemokrat*innen zieht es die Polizistin und Gewerkschafterin Ria Cybill Geyer nach Berlin (queer.de berichtete).
Darüber hinaus will sich die Grünen-Politikerin Nyke Slawik in Leverkusen um ein Bundestagsmandat bewerben, berichtete u.a. die "Rheinische Post". Die 26-Jährige ist offizielle Spitzenkandidatin der Grünen Jugend NRW. Vor vier Jahren hatte sie bereits für den Landtag kandidiert, verpasste jedoch den Einzug (queer.de berichtete). In Rosenheim wiederum wurde am Samstag Victoria Broßart als Direktkandidatin der Grünen in Rosenheim aufgestellt. Die 28-jährige Ingeneurin ist auch Sprecherin der LAG Queer.Grün.Bayern.
Bislang gab es im Bundestag noch keine offen trans Politiker*innen. Christian Schenk, der zwischen 1990 und 2002 zunächst für die Grünen und später die PDS im Bundestag saß, nahm erst nach dem Ausscheiden aus dem Parlament eine Geschlechtsanpassung vor (queer.de berichtete).
Ein Termin für die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag steht noch nicht fest. Gemäß Artikel 39 des Grundgesetzes muss sie spätestens am 24. Oktober 2021 stattfinden. (cw)
Die Kandidaturen von Nyke Slawik und Victoria Broßart wurden im Bericht nachträglich ergänzt.