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Evangelische Kirche

"Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bereichert unsere Kirche"

Axel Kawalla wird zum 1. Januar 2021 erster Beauftragter für queere Seelsorge der hannoverschen Landeskirche. Bereits seit 2014 kümmert er sich um Menschen mit HIV und Aids.


Axel Kawalla will alte Verletzungen, die seine Kirche queeren Menschen in der Vergangenheit zufügte, heilen (Bild: privat)

"Unsere Kirchenleitung geht an dieser Stelle gute Schritte in die richtige Richtung; damit tun sich manche Gemeindeglieder und beruflich Tätige in der Kirche vielleicht noch schwerer", vermutet Axel Kawalla mit einem leichten Zögern. Er spricht von einem klaren Bekenntnis zur sexuellen Vielfalt, von theologischer Auseinandersetzung, von alten Wunden, die noch immer schmerzen, und von einer anstehenden Veränderung in seiner eigenen Tätigkeit.

Seit 2014 ist Pastor Kawalla landeskirchlicher Beauftragter für HIV- und AIDS-Seelsorge am Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB) in Hannover. 2006 war für dieses Arbeitsfeld eine halbe Stelle eingerichtet worden; zu den Aufgaben gehören die Seelsorge an Menschen, die selbst oder in ihrem Umfeld von HIV und AIDS betroffen sind, der theologische Diskurs, Aufklärungs- und Präventionsarbeit und das Einbringen des Themas in die kirchliche Entwicklungsarbeit. Die Zahlen, die sich hinter dieser Aufzählung verbergen, sind in Deutschland eher aus dem Blick geraten, weltweit aber noch immer erschreckend: "2019 starben noch immer etwa 700.000 Menschen an den Folgen einer HIV-Infektion; 38 Millionen Menschen leben aktuell mit dem HI-Virus", sagt Axel Kawalla. In seiner eigenen Tätigkeit hat er einen sinkenden Bedarf an Seelsorge festgestellt: "Auch wenn es für viele eine große Belastung bedeutet, mit HIV zu leben, sind die meisten Menschen, mit denen ich Kontakt habe, in den Beratungsstellen emotional gut aufgehoben."

Mit dem Kirchenmobil beim CSD

Zum 1. Januar 2021 wird die Stelle Kawallas umbenannt und mit einem neuen Auftrag versehen: Er wird dann landeskirchlicher Beauftragter für queere Seelsorge sein. Er selbst ist überzeugt davon, dass es an der Zeit ist, diesen Schritt zu gehen: "Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bereichert unsere Kirche und ich freue mich darauf, queere Menschen einzuladen und auf sie zuzugehen."

Schritte in diese Richtung ist Kawalla schon seit einiger Zeit gegangen: Auf Einladung des hannoverschen Vereins Andersraum e.V. war er 2019 mit dem Kirchenmobil aus Obernkirchen beim CSD in Hannover zu Gast und predigte auf der Bühne; im Sommer 2020 stellte er aus Anlass des CSD einen Videoclip von sich selbst mit regenbogenfarbenem Beffchen ins Netz.

"Gay friendly"-Siegel an allen Kirchentüren?

Um die alten Verletzungen, die auch die hannoversche Landeskirche homosexuellen Menschen in der Vergangenheit zufügte und die in Berufsverboten gipfelten, redet Kawalla nicht herum: Er sieht es auch als seine Aufgabe an, sich für diese Verletzungen, die oftmals noch heute schmerzen, öffentlich zu entschuldigen. Seine Tätigkeit im Rahmen des neuen Auftrages will er an der Frage "Was wünscht ihr euch von der Kirche?" orientieren und aktiv auf die queeren Gemeinschaften zugehen.

Als weitere Aufgabe sieht er es an, mit Kirchenkreisen und -gemeinden ins Gespräch zu kommen, unter anderem über die Idee eines Siegels: "Im Beirat der HIV-Seelsorge ist diese Idee entstanden – 'gay friendly' an der Kirchentür würde die Einladung an alle Menschen der queeren Gemeinschaften verstärken", erklärt Kawalla. Auf die theologische Diskussion dieses Vorschlags in Kirchenkreisen und -gemeinden freut er sich und ist in diesem Zusammenhang dankbar für die Handreichung zur Trauung von Ehepaaren gleichen Geschlechts, die die hannoversche Landessynode im Mai 2019 verabschiedete. "Dies war für die Landeskirche ein großer Schritt und für queere Christinnen und Christen eine längst überfällige Einladung und Normalisierung", sagt Kawalla. "Diese Einladung sprechen wir ab Januar 2021 noch einmal lauter aus und sie gilt besonders auch für alle Menschen, die mit HIV leben." (cw/pm)

#1 Julian SAnonym
  • 26.10.2020, 09:46h
  • Würde die evangelische Kirche das ernst meinen, würde sie die kirchliche Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen.

    Und Leute wie Latzel ausschließen.
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#2 Taemin
  • 26.10.2020, 10:27h
  • Tolle Idee, AIDS/HIV und LSBTI mal wieder in einen Topf zu werfen. Sind halt alles Krankheiten... nee, was, oder?
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#3 gayflecktarnhoseProfil
  • 26.10.2020, 10:52hBremen
  • Hallo,
    solange das " Gay friendly - Siegel " nicht an allen
    Kirchentüren prangt sind das alles Lippenbekenntnisse. Ein grosser Teil der Ev.Kirche
    ist nach wie vor Homophob eingestellt.
    Das beste Beispiel ist die Ev.Kirche in Bremen mit
    ihrem Pastor Latzel der die Homosexuellen als
    Verbrecher bezeichnet und wenn man die Kirche
    anspricht bekommt man keine oder nur ausweichende Antworten.
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#4 Meleg29Profil
  • 26.10.2020, 11:08hCelle
  • Antwort auf #1 von Julian S
  • Das ist doch schon oft längst der Fall!
    In einigen evangelischen deutschen Landeskirchen gibt es dem Grundgesetz angepasst die Ehe...und demnach die Trauung!!! Da war Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz schon vorm Staat und in der Landeskirche Hannovers werden inzwischen auch gleichgeschlechtliche EHEN in das Trauregister eingetragen!
    Is doch mal was Positives!
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#5 AtreusEhemaliges Profil
  • 26.10.2020, 11:41h
  • Man stelle sich mal vor, die evangelische Glaubensgemeinschaft, bzw. Kirche fußte bundesweit auf einem Konsens und diesen Ausnahmen, wie hier im Artikel vorgestellt, stünden keine evangelischen Latzels gegenüber, die unter Beifall bibeltreuer Vorzeigechristen unsere Todeswürdigkeit predigen und weiterhin im Amt verbleiben dürfen...

    Sehr geehrter Hr. Kawalla, sie sind Mitglied in einer menschenfeindlichen Organisation, die den Aufruf zur Todesstrafe für Homosexuelle toleriert: Sie sind mitschuldig!
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#6 haulchenProfil
  • 14.11.2020, 07:43hMarburg
  • Antwort auf #5 von Atreus
  • Ehrlich gesagt: Das will ich mir gar nicht vorstellen. Gerade im Blick auf Queer-Rechte bewährt sich doch das landeskirchliche System! Nach und nach setzt sich überall der Konsens durch, dass im Blick auf die Ehe gleiche Rechte gelten müssen. Und das gelingt gerade darum nachhaltig, weil es nicht "von oben" durchgedrückt wird, sondern von der Basis her kommt. Es braucht Zeit, und natürlich gibt es auch ein paar ewig-gestrige wie Latzel und Konsorten, die sich der Veränderung entgegenstellen. Wie man mit denen umgeht, ist eine schwierige Frage, gerade innerhalb der Bremischen Kirche, wo das Prinzip der "Kirche von unten" besonders stark verankert ist. Aber die generelle Richtung, in die es geht, ist deutlich erkennbar, und theologische Dinosaurier wie Latzel sterben auch irgendwann aus. Ich kann verstehen, dass es manche gibt, die so schmerzhafte Erfahrungen mit dem Christentum gemacht haben, dass sie der Nachhaltigkeit dieser Veränderung nicht trauen. Aber warum man die _Fürsprecher_ so einer Veränderung immer wieder schlecht machen muss und ihre ehrlichen Beweggründe infrage stellt, erschließt sich mir nicht.
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#7 haulchenProfil
  • 14.11.2020, 07:51hMarburg
  • Antwort auf #2 von Taemin
  • Würdest du mit dem selben Argument auch bei Politikern kommen, die beide Expertisen miteinander verbinden? Traditionell ist die Aidshilfe halt einer Vereine gewesen, die auch starke Aufklärungsarbeit über sexuelle Diversität gemacht hat. Und jemand, der ein Interesse daran hat, diese Thema auch kirchlicherseits zu pushen, hatte von daher im Bereich der Aidshilfe vielleicht schon eher eine Chance dazu als als Pastor in irgendner kleinen Dorfgemeinde.
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